Bischof Overbeck kritisiert Demontage der Vereinten Nationen

Militärbischof: Europa lebt auf Kosten globalen Südens

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck mahnte einen stärkeren Einsatz in der Friedenspolitik an. Statt "nur darüber zu reden", müsste die EU politische Strategien entwickeln. Der Militärbischof forderte zudem eine institutionelle Reform der UN.

Die Flaggen einiger Mitgliedsländer wehen in New York vor dem UN-Gebäude / © Kay Nietfeld (dpa)
Die Flaggen einiger Mitgliedsländer wehen in New York vor dem UN-Gebäude / © Kay Nietfeld ( dpa )

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck sieht eine Demontage der Vereinten Nationen in den vergangenen Jahren. Die UN seien aber die Bühne, auf der globale politische Fragen vom Klima- und Umweltschutz bis hin zu internationalen Friedenseinsätzen gemeinwohlorientiert zu verhandeln seien, sagte der Essener Bischof am Freitag beim Katholikentag in Münster. Viele Staaten und Völker streben nach Ansicht Overbecks Sicherheit gegen- und nicht miteinander an. Dabei werde Sicherheit als Abwehr äußerer Bedrohungen verstanden. "Es gelingt viel zu selten und nicht nachhaltig, gemeinsam Sicherheit anzustreben." 

Bei vielen Mitbürgern besteht laut Overbeck "ein Reflex darin, sich selbst, die eigene Familie und die eigene Gemeinschaft oder das Land vor den tatsächlichen und als solche empfundenen Gefahren schützen zu wollen". Eine solche Abschottung sei aber in der globalisierten Welt des 21. Jahrhundert nicht möglich. "Die Folgen von Krieg und Gewalt, Hunger und Flucht sowie Umweltkatastrophen und Klimaveränderungen lassen sich nicht durch hohe Mauern oder Grenzen aufhalten."

Die UN muss sich erneuern

"Die starken Gesellschaften dieser Erde leben ihren Egoismus ungeniert aus", kritisierte Overbeck. Solidarität in einer globalen Gemeinschaft bedeute jedoch, einen ressourcenschonenden Lebensweg einzuschlagen. Der westliche Lebensstil sei nicht verallgemeinerbar, erklärte er. Das gesellschaftliche Bewusstsein, dass Europa auf Kosten des globalen Südens lebt, wachse allerdings nur langsam.

Der Militärbischof forderte zudem eine institutionellen Reform der UN. "Wir dürfen wir nicht zulassen, dass die Vereinten Nationen demontiert werden, wie wir das in den letzten Jahren immer wieder erlebt haben", erklärte Overbeck. Die UN lobte er bei seiner Rede auf dem Katholikentag als "die Bühne, auf der globale politische Fragen vom Klima- und Umweltschutz bis zu internationalen Friedenseinsätzen gemeinwohlorientiert verhandelt werden". Der Katholikentag, der in diesem Jahr unter dem Motto "Suche Frieden" steht, dauert noch bis zum Sonntag.


Bischof Franz-Josef Overbeck während eines Interviews / © domradio.de (DR)
Bischof Franz-Josef Overbeck während eines Interviews / © domradio.de ( DR )
Quelle:
KNA , epd