Bischof Oster weist Vertuschung in seiner Amtszeit von sich

"Damals ist vertuscht worden"

Bischof Stefan Oster ist sich sicher. Im Bistum Passau ist nach seinen Worten während seiner Amtszeit kein Missbrauchsfall vertuscht worden. Oft würden Erkenntnisse zu alten Fällen den Eindruck erwecken, es seien neue Taten, sagte er.

Bischof Stefan Oster / © Maria Irl (KNA)
Bischof Stefan Oster / © Maria Irl ( KNA )

"Es gibt auch niemanden, von dem wir Kenntnis hätten, der irgendwie unbehelligt oder ohne Sanktionen einfach weitermachen könnte", sagte Oster im Interview mit dem Portal "Rosenheim24" (Montag).

Fälle liegen oft Jahrzehnte zurück

Das Problem sei, wenn neue Erkenntnisse zu alten Fällen publik würden. Dann erwecke das den Eindruck, es seien aktuelle Taten. "Aber die Fälle liegen dann oft Jahrzehnte zurück. Und ja, damals ist vertuscht worden."

Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht (KNA)
Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Oster bezeichnete es als seinen Fehler, die Gesamtdimension der Missbrauchstaten unterschätzt zu haben. "Wenn ich in unsere Geschichte der letzten Jahrzehnte seit dem Krieg schaue, dann sehe ich, dass es in Einzelfällen wirklich schlimm war. Und eben häufiger als von mir ursprünglich angenommen." Die aktuellen Fälle während seiner Amtszeit von acht Jahren seien aber zahlenmäßig und von der Schwere der Tat "sehr überschaubar".

Strukturen begünstigen Missbrauch

In ihm sei auch eine Sensibilität für den systemischen Charakter des Missbrauchs gewachsen, so der Bischof. "Das habe ich auch nicht richtig eingeschätzt. Denn ja, wir haben Strukturen, die Missbrauch begünstigen können." Hier sei die Kirche dran, wirklich etwas zu ändern.

Einsamer Teddybär / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Einsamer Teddybär / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

Neben dem Blick auf Verantwortungsträger sei es auch ein Lernfeld, dass es um das Hinschauen aller gehe, betonte Oster. "Denn wenn wir ehrlich sind: Gerade auch in unserem ländlichen Raum passiert Missbrauch nicht nur im Bereich der Kirche, sondern auch in vielen anderen Bereichen und sehr häufig haben Menschen irgendetwas gewusst, aber eben nichts gesagt oder die Dinge zugedeckt, um keinen Skandal draus werden zu lassen."

Bistum Passau

Dom Sankt Stephan in Passau / © Günter Vahlkampf (KNA)
Dom Sankt Stephan in Passau / © Günter Vahlkampf ( KNA )

Die Diözese Passau wurde 739 von Bonifatius gegründet und war einst mit mehr als 42.000 Quadratkilometern das größte Bistum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es erstreckte sich donauabwärts bis Wien. Im Lauf der Geschichte verlor die Diözese sechs Siebtel ihres Gebiets an neu gegründete Bistümer wie Linz, Sankt Pölten und Wien. Mit der Säkularisation 1803 endete die weltliche Herrschaft der Passauer Bischöfe.

Quelle:
KNA