Bischof Neymeyr betont Erschrecken über Hamas-Massaker

Hilfe wird von jüdischen Partnern erwartet

Die Kritik von Juden am mangelnden Mitgefühl in Deutschland für die Opfer des Hamas-Terrors stößt beim Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr auf Verständnis. Jüdische Partner erwarteten völlig zurecht Unterstützung.

Bischof Ulrich Neymeyr / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Ulrich Neymeyr / © Julia Steinbrecht ( KNA )

In einem Podcast der Reihe "Mit Herz und Haltung" der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen (Donnerstag) betonte Neymeyr, dass jüdische Partner "völlig zurecht erwarten, dass wir mithelfen, dass das Erschrecken über das Massaker vom 7. Oktober nicht so schnell verblasst, wie es tatsächlich verblasst".

Gesellschaftliche Gleichgültigkeit

Neymeyr ist in der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum zuständig. Er warnte davor, dass in den Debatten über die aktuelle israelische Kriegsführung im Gazastreifen und deren Legitimität zu schnell vergessen werde, "was für ein grausames Massaker das war".

Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf ( KNA )

Er habe beinahe den Eindruck, "dass das für unsere Gesellschaft schon abgehakt ist, und das darf nicht passieren". Ähnliches gelte für das Schicksal der von der Hamas verschleppten Geiseln.

In dem Interview kritisierte der Bischof, dass Antisemitismus "in den letzten Jahren immer hoffähiger" geworden sei. Der Fall des stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sei "ein Hinweis darauf, wie Menschen in unserer Gesellschaft denken, wie schnell sie auch bereit sind, schlimme Judenwitze als eine Jugendsünde abzutun und sich nicht wirklich damit auseinanderzusetzen".

Vorsitzender des Zentralrats der Muslime kritisiert Antisemitismus

In dem Podcast äußerte sich auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek. Zu den antisemitischen Vorfällen auf antiisraelischen Demonstrationen sagte er, der Nahostkonflikt sei für zahlreiche extreme Gruppen zu einer "Projektionsfläche für ihre kranken Ideologien" geworden.

Er rief die muslimischen Verbände auf, solchen Antisemitismus aus theologischer Perspektive zu kritisieren. Die Ablehnung von Antisemitismus sei kein politischer Slogan, sondern eine Frage der richtigen Auslegung und Ausübung des Glaubens.

"Jede Form von Rassismus, Chauvinismus und Menschenfeindlichkeit ist eine Sünde und ist zu bekämpfen", sagte Mazyek. Wer versuche, den ungelösten Nahostkonflikt auszunutzen, um die verschiedenen Seiten gegeneinander auszuspielen, der handele als Muslim in erster Linie gegen seinen eigenen Glauben, warnte der Zentralrats-Vorsitzende.

Starke Zunahme von Antisemitismus an Schulen

Der Terror der Hamas in Israel heizt offenbar auch Konflikte auf deutschen Schulhöfen an. Seit dem Terrorkrieg der Hamassei an Schulen eine starke Zunahme von antisemitischen, israelfeindlichen und islamistischen Parolen zu beobachten, sagte dieUnabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, der Zeitung "Tagesspiegel". "Antisemitische Einstellungen und Verschwörungsmythen sind leider auch in muslimischen Communities weit verbreitet", so Ataman.

Die Publizistin Ferda Ataman nach ihrer Wahl zur Unabhängigen Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung im Deutschen Bundestag. Ataman will Sonderregelungen für kirchliche Arbeitgeber einschränken. / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Die Publizistin Ferda Ataman nach ihrer Wahl zur Unabhängigen Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung im Deutschen Bundestag. Ataman will Sonderregelungen für kirchliche Arbeitgeber einschränken. / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )
Quelle:
KNA