Bischof Kamphaus: "Kirche zu stark an Mittelschicht orientiert"

Hartz IV-Empfänger - nur ein Fall für Caritas?

Eine zu starke Orientierung der Kirche an der bürgerlichen Mittelschicht hat der Limburger katholische Bischof Franz Kamphaus bemängelt. Manche Teile der Bevölkerung würden damit aus dem kirchlichen und gesellschaftlichen Kommunikationszusammenhang ausgeschlossen, sagte der Bischof am Montag in Limburg in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur.

 (DR)

"Arme wie Hartz IV-Empfänger sind allenfalls ein Fall für die Caritas", so der Bischof. Das werde dem Jesus-Wort "Den Armen das Evangelium verkündigen" nicht gerecht. Es dürfe nicht sein, dass in der Kirche nur diejenigen ihre Stimme erhöben und Gehör fänden, die ohnehin den Ton angäben. Kamphaus äußerte sich kurz vor dem Ende seiner Amtszeit als Bischof von Limburg. Er wird am 2. Februar 75 Jahre alt. Gemäß katholischem Kirchenrecht hat er Papst Benedikt XVI. gebeten, ihn mit Vollendung des 75. Lebensjahres vom Bischofsamt zu entpflichten. Kamphaus ist seit 1982 Bischof von Limburg.

Skeptisch gegenüber der Genforschung
Mit Blick auf die Bioethik-Debatte sagte der Bischof, er sei in letzter Zeit skeptischer geworden, was den möglichen Nutzen der Genforschung anbelange. Er habe den Eindruck gewonnen, dass die Forschung unter starkem wirtschaftlichen Druck eine Eigendynamik entwickele, in der die Akteure kaum noch in der Lage seien, die Bedingungen und Grenzen ihres Tuns kritisch zu bedenken.

Hier sei noch mehr gesellschaftlicher Dialog notwendig. "Sonst laufen wir Gefahr", so Kamphaus, "dass unser ethisches Bewusstsein hinter dem technischen Fortschritt hoffnungslos zurückbleibt."

"Katholisch meint die ganze Welt"
Zum Einsatz der Kirche für die Weltkirche sagte Kamphaus, der über viele Jahre Vorsitzender der Weltkirche-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz war, katholisch sei nicht vorrangig eine Konfessionsbezeichnung, sondern heiße allumfassend, meine die ganze Welt.

"Unser Einsatz für die Weltkirche kann nicht das sein, was übrig bleibt, wenn wir hier zu Hause unsere Sache einigermaßen in Ordnung haben", sagte er. Kamphaus nannte es fatal, wenn im Zuge des Sparens in den Kirchengemeinden am weltkirchlichen Engagement gespart würde.

Ein Dank zum Abschied
Bischof Kamphaus wird in diesem Jahr 75 und hat dem Papst seinen rücktritt angeboten. Ab sofort können sie dem Limburger Bischof Dr. Franz Kamphaus ein paar persönliche Abschiedsworte mit auf den Weg geben - auf dem Internetportal www.bistumlimburg.de In einem Forum, das eigens für den 75. Geburtstag des Bischofs und seinem damit verbundenen Abschied aus dem Amt am 2. Februar eingerichtet wurde, können alle einen kurzen Gruß per Internet senden. Nach einer Freigabe durch die Onlineredaktion sind innerhalb kürzester Zeit alle Wünsche und Gedanken öffentlich in dem Forum nachzulesen.