Bischof Ipolt sieht Theologie als Orientierung in digitalisierter Welt

Sinn und Hoffnung schenken

Bischof Wolfgang Ipolt führte beim Patronatsfest der katholischen Fakultät der Uni Erfurt aus, welche besondere Bedeutung Theologie in der Gegenwart hat. Theologen sieht er als Zeugen einer Hoffnung, die Orientierung gibt.

Symbolbild Frau mit Smartphone und Laptop bei der Arbeit / © GaudiLab (shutterstock)
Symbolbild Frau mit Smartphone und Laptop bei der Arbeit / © GaudiLab ( shutterstock )

Die Beschäftigung mit Theologie kann laut dem katholischen Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt in einer nahezu vollständig digitalisierten Welt Sinn und Hoffnung schenken.

"Theologen sind die wichtigen 'Erinnerer' an eine Wahrheit, die den Menschen allein reich machen kann und in unserer Welt nicht fehlen darf", sagte er am Freitag beim "Albertus Magnus"-Patronatsfest der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Erfurt.

 © Julia Steinbrecht (KNA)
© Julia Steinbrecht ( KNA )

"Sie sind Zeugen dafür, dass es Gott gibt, und dass es sich lohnt, in das, was dieser Gott der Welt zu geben und zu sagen hat, tiefer einzudringen und nicht zuletzt die Relevanz für unser eigenes Leben zu entdecken", führte Ipolt aus. Theologie eröffne neue Horizonte: "Theologie kann mit der Anstrengung des Verstandes und der Offenheit des liebenden Herzens wahrnehmen, dass es eine wirkliche Hoffnung gibt, auf die man bauen kann - eine Hoffnung, die dem Leben Orientierung gibt und die im Sterben Trost und Zuversicht schenkt."

Kehrseiten eines Tech-Optimismus

Der Erfurter Fundamentaltheologe Patrick Becker ging im Festvortrag auf das "Tech-optimistische Manifest" des Silicon-Valley-Pioniers Marc Andreessen ein. Die Begeisterung für den Fortschrittsglauben nehme quasi religiöse Züge an, wie eine Art neue Schöpfung, in der sich der Mensch immer weiter selbst perfektioniere, so Becker. An die Stelle Gottes trete dabei die Künstliche Intelligenz, das Geschöpf werde zum Cyborg.

Das führe zu einem Gesellschaftsmodell, in dem nur noch Leistungsorientierung zähle, warnte Becker. "Theologie und Religion können und sollten hier gegenhalten." Es gehe dabei nicht um eine pauschale Ablehnung, sondern um kritische Selbstreflexion: "Das Problem besteht nicht darin, dass wir technischen Fortschritt haben, dass wir künstliche Intelligenz entwickeln. Das Problem besteht darin, dass wir aus uns Menschen machen, die nicht denken, worauf wir hoffen." Er zitierte Apple-Chef Tim Cook: "Ich sorge mich nicht um Maschinen, die denken wie Menschen. Ich sorge mich um Menschen, die denken wie Maschinen."

Bistum Görlitz

Das Bistum Görlitz ist der Mitgliederzahl nach die kleinste deutsche Diözese. Auf einer Fläche von rund 9.700 Quadratkilometern im Osten Brandenburgs und Sachsens leben 28.472 Katholiken, das sind weniger als vier Prozent der Bevölkerung.

Durchschnittlich besuchten im Jahr 2021 trotz coronabedingter Beschränkungen rund zehn Prozent der Bistumsmitglieder den Sonntagsgottesdienst in den 16 Pfarreien. In dieser Hinsicht liegt die Diözese Görlitz seit langem an der Spitze der 27 deutschen Bistümer. Der bundesweite Durchschnitt lag 2021 bei gut vier Prozent.

Görlitzer Jakobuskathedrale / © Markus Nowak (KNA)
Görlitzer Jakobuskathedrale / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
KNA