Bischof Huber kritisch zur Annäherung zwischen Vatikan und Orthodoxie - Kardinal Lehmann weist Bedenken zurück

Ökumene-Diskussion der Kirchen

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat sich kritisch über die gegenwärtige Annäherung zwischen Vatikan und orthodoxer Kirche geäußert. Es gebe in beiden Kirchen eine unterschiedlich stark ausgeprägte Tendenz, eine Gestalt des christlichen Glaubens zu leben, "die mit der Aufklärung nichts zu tun hat", sagte der Berliner Bischof am Samstag im NDR-Hörfunk. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann wies die Bedenken zurück.

 (DR)

Annäherung vor der Aufklärung?
Das große Risiko der Annäherung zwischen der Orthodoxie und der römisch-katholischen Kirche bestehe darin, "dass es eine Annäherung vor der Aufklärung sein könnte", fügte Huber hinzu. Der Bischof forderte von der Religion dagegen einen konstruktiven Umgang mit dem Verhältnis zwischen Vernunft und Glaube. Rationale Aufklärung dürfe nicht als Verfall gedeutet werden. Hier müssten beide Kirchen ein Vorbild für die Muslime sein.

Kardinal Karl Lehmann (Mainz) wies im NDR die Bedenken Hubers zurück.
Die Ökumene zwischen der katholischen und den evangelischen Kirche dürfe nicht ausgespielt werden durch die Kontakte zwischen Rom und der orthodoxen Weltkirche. Dies halte er für "absoluten Unsinn". Er sprach sich für die Fortführung der "multilateralen Ökumene" aus, wie es zum Beispiel auf der Ebene des Weltkirchenrates geschehe.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz räumte zugleich unterschiedliche Auffassungen zum Umgang mit der Aufklärung ein. Zwar könne keiner mehr hinter diese Ende des 17. Jahrhunderts entstandene geistesgeschichtliche Epoche zurück. Lehmann: "Aber die Aufklärung selber hat ja auch wieder ihre eigenen Schwierigkeiten geschaffen." Diese müssten von beiden Kirchen gemeinsam aufgearbeitet werden.