Bischof Gumbleton spricht in Stralsund bei Bush-Demonstration

"Den Mächtigen die Wahrheit sagen"

Der regierungskritische US-amerikanische Weihbischof Thomas J. Gumbleton tritt am Donnerstag als Redner bei einer Demonstration in Stralsund anlässlich des Besuchs von US-Präsident George W. Bush auf. In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur(KNA) forderte er am Mittwoch in Berlin mehr Verhandlungsbereitschaft Washingtons zur Lösung politischer Konflikte.

 (DR)

Der regierungskritische US-amerikanische Weihbischof Thomas J. Gumbleton tritt am Donnerstag als Redner bei einer Demonstration in Stralsund anlässlich des Besuchs von US-Präsident George W. Bush auf. In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur
(KNA) forderte er am Mittwoch in Berlin mehr Verhandlungsbereitschaft Washingtons zur Lösung politischer Konflikte. Dabei warb der katholische Geistliche auch für eine stärkere kirchliche Unterstützung.

KNA: Herr Bischof Gumbleton, Ihre Botschaft in Deutschland in diesen Tagen lautet, "den Mächtigen die Wahrheit sagen". Was heißt das?

Gumbleton: Ich möchte an bedeutende Politiker, aber auch an wichtige Menschen in der Zivilgesellschaft appellieren, dass sie sich bei der Ausübung ihrer Macht an christlichen oder humanistischen Werten orientieren. Als katholischer Christ glaube ich natürlich an die Wahrheit des christlichen Glaubens.

KNA: In Stralsund ist US-Präsident Bush Ihr Adressat...

Gumbleton: Für mich heißt das, vor allem gegen die Entscheidungen zu protestieren, die zum Irak-Krieg führten. Es ist bedrohlich, dass dieser Krieg weiter fortgeführt werden soll und Bush den Terrorismus als nie endenden Krieg bezeichnet. Ich will aufzeigen, dass es einen anderen Weg gibt, um Konflikte zu lösen.
Deshalb plädiere ich für Verhandlungen und Diplomatie, bei denen sich die Verantwortlichen mit gegenseitigem Respekt begegnen. Vor allem für die USA, die sich ständig als die einzige Supermacht dieser Welt proklamieren, sind solche Forderungen wichtig.
Konkret heißt es, dass Bush etwa seine Truppen aus dem Irak zurückziehen sollte. Zugleich möchte ich mit meiner Rede in Stralsund natürlich das öffentliche Bewusstsein schärfen.

KNA: Werden Sie von Ihren Amtsbrüdern in den USA dabei unterstützt?

Gumbleton: Ich kann mich bei meinem Handeln vor allem auf einen Hirtenbrief der US-amerikanischen Bischöfe von 1983 berufen, in dem wir das militärische Handeln der damaligen Regierung verurteilten. Sicher verkündigt die Mehrheit der US-amerikanischen Bischöfe die Botschaft nicht mehr so lautstark wie noch in den 80ern. Viele ziehen sich auf die Position zurück, nicht alles über die amerikanische Politik zu wissen und sie deshalb auch nicht beurteilen zu können. Das halte ich für falsch. Es geht hier um zutiefst moralische Fragen.

KNA: Wünschen Sie sich mehr Unterstützung von den deutschen Bischöfen?

Gumbleton: Der Präsident von Pax Christi Deutschland, der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen, unterstützt mein Anliegen. Noch mehr Unterstützung wäre natürlich schön. Es wäre wünschenswert, wenn sich alle religiösen Führer weltweit in dieser Frage einig wären und etwa gemeinsam für die Abrüstung von Nuklearwaffen einträten. Ich könnte mir eine Anknüpfung an den von Papst Johannes Paul II. vor 20 Jahren einberufenen Weltgebetstags für den Frieden in Assisi vorstellen.

KNA: Papst Johannes Paul II. hat sich auch klar gegen den Irak-Krieg positioniert. Was wünschen Sie sich von seinem Nachfolger?

Gumbleton: Papst Benedikt XVI. sucht sicher nicht so die Öffentlichkeit wie sein Vorgänger. Das kann aber auch positiv sein. Vielleicht kann er durch ein diskreteres Vorgehen auch in dieser Frage sehr viel erreichen. Da muss man abwarten.

Interview: Birgit Wilke (KNA)