Bischof Glettler sieht keinen Bedarf für externe Missbrauchsstudien

Anderer Ansatz als in Deutschland?

Braucht es mehr externe Aufarbeitung von Missbrauch in Österreichs Kirche? Bischof Hermann Glettler erkennt keinen Bedarf für externe Studien. Das österreichische Modell zu Prävention und Aufarbeitung sei anders als in Deutschland.

Alte Aktenordner im Regal eines Bistumsarchivs / © Julia Steinbrecht (KNA)
Alte Aktenordner im Regal eines Bistumsarchivs / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Es sehe vor, "dass wir Daten zu Tätern, Beschuldigten und Betroffenen systematisch erfasst und dokumentiert haben", sagte der Bischof von Innsbruck der "Tiroler Tageszeitung" am Dienstag. Diese Datengrundlage diene der konsequenten Aufarbeitung, der Prävention sowie der Weiterentwicklung von Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen.

Hermann Glettler / © Paul Wuthe/Kathpress (KNA)
Hermann Glettler / © Paul Wuthe/Kathpress ( KNA )

Seit 2010 werde die Kirche in Österreich durch eine unabhängige Opferschutzanwaltschaft extern begleitet. "Dies war vor 15 Jahren eine weit über das Land hinaus wahrgenommene Innovation und hat sich seither für die Aufarbeitung der bekannten Fälle bewährt", betont der Bischof.

Missbrauchsbetroffener Pfarrer ging an die Öffentlichkeit

Der Innsbrucker Pfarrer Anno Schulte-Herbrüggen (60) hatte Anfang Dezember in einem TV-Interview erklärt, als junger Mann von einem Ordensangehörigen missbraucht worden zu sein. Anschließend meldeten sich weitere Betroffene. Das hatte in Österreich die öffentliche Diskussion über Missbrauchsaufarbeitung und -Prävention erneut angefacht.

Bischof Glettler erklärte, die drei aktuell gemeldeten Fälle würden gewissenhaft bearbeitet. Darüber hinaus sei derzeit nichts bekannt.

Er ergänzte: "Es gab in den vergangenen 15 Jahren eine konsequente Aufarbeitung und mehrere Aufrufe, dass sich Betroffene in der diözesanen Ombudsstelle melden sollen. Das Ziel ist klar: Kirchliche Orte und Einrichtungen müssen sichere Räume sein."

Gletter berichtete über die von Betroffenen geäußerte Bitte um Gespräche und Seelsorge. "Dem wollen wir nachkommen", sagte er. Zu diesem Zweck brauche es Schulungen für alle Priester und haupt- oder ehrenamtliche kirchliche Mitarbeiter. Außerdem würden Schutzkonzepte für Pfarreien und Seelsorgeräume entwickelt. Hierbei sei man aktuell in der Umsetzungsphase.

Quelle:
KNA