Bischof Genn unterstützt Reformen in der Kirche

Es brauche Veränderungen – "sehr bald"

Der Münsteraner Bischof Felix Genn verteidigt den Reformdialog Synodaler Weg gegen Kritik und wünscht sich eine Neubewertung der katholischen Sexualmoral. Es sei ein Problem, wenn Sexualität vor allem Sünde konnotiere.

Münsters Bischof Felix Genn äußert sich zur Missbrauchsstudie / © Guido Kirchner (dpa)
Münsters Bischof Felix Genn äußert sich zur Missbrauchsstudie / © Guido Kirchner ( dpa )

Etliche Studien hätten gezeigt, "dass auch die rigide Sexualmoral sexuellen Missbrauch in der Kirche mit ermöglicht hat", sagte er im Interview des Portals Kirche-und-Leben.de (Mittwoch): "Es ist problematisch, wenn Sexualität vor allem als sündhaft angesehen wird und wenn über Sexualität nicht gesprochen werden kann."

Sexualisierte Gewalt in der Kirche war Anstoß für Synodalen Weg

Um weiteren Missbrauch zu verhindern, müsse "auch das kirchliche Lehramt zu Neubewertungen kommen, die die Erkenntnisse der modernen Sexualforschung und Wissenschaft berücksichtigen". Man müsse auch immer wieder in Erinnerung rufen, dass "das Verbrechen sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche" Anlass für den Synodalen Weg gewesen sei.

Wenn Kritiker dem Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland vorwerfen, sexueller Missbrauch werde instrumentalisiert, um Veränderungen in der Kirche voranzutreiben, "dann verstehe ich das nicht", fügte Genn hinzu: "Es braucht Veränderungen, auch um sexuellen Missbrauch in der Kirche künftig zu verhindern."

Volles Programm bei Vollversammlung des Synodalen Wegs

Vor den Teilnehmern der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland liegt ein volles Programm. Bei ihrem Treffen vom 8. bis 10. September in Frankfurt wollen die rund 230 Synodalen über insgesamt 14 Papiere beraten. Dazu zählen etwa Texte zur kirchlichen Sexualmoral und zum Zölibat, der verpflichtenden Ehelosigkeit von katholischen Priestern.

Fahnen weisen auf den Synodalversammlung des Synodalen Weges hin / © Max von Lachner (SW)
Fahnen weisen auf den Synodalversammlung des Synodalen Weges hin / © Max von Lachner ( SW )

Er halte den Synodalen Weg für "unbedingt notwendig", so der Bischof weiter: "Wir müssen die systemischen Ursachen, die sexuellen Missbrauch in der Kirche begünstigt haben und immer noch begünstigen, bekämpfen und verändern. Wir brauchen ein neues Miteinander von Priestern und Laien, von Frauen und Männern, von Haupt- und Ehrenamtlichen. Wir brauchen neue Amts- und Rollenverständnisse."

Die Kirche brauche Veränderungen "sehr bald"

Dass darum gerungen werde, halte er für völlig normal: "Was ich bei einigen allerdings vermisse, ist die Bereitschaft, sich wirklich darauf einzulassen, wie es der heilige Ignatius gesagt hat, die Meinung des anderen zu retten. Wer nicht direkt miteinander kommuniziert, sondern über unterschiedliche Medien sehr kritisch über andere spricht, hat aus meiner Sicht wenig von Synodalität verstanden."

Wer die vergangenen Jahrzehnte in den Blick nehme, könne nicht ernsthaft "Weiter so" sagen, ergänzte Genn: "Welche Argumente könnte es dafür geben? Ich habe noch keins gehört." Die Kirche brauche Veränderungen "sehr bald".

Für die oft diagnostizierte Glaubenskrise seien auch kirchliche Verantwortungsträger verantwortlich, die doch eigentlich "überzeugende, authentische, vertrauenswürdige Verkünder" der Botschaft sein sollten. Doch "wenn Menschen kirchliche Verantwortungsträger nicht als zuhörend, dialogorientiert, offen, veränderungsbereit, kritikfähig und im Dienst an den Menschen stehend erleben: Wie soll ich dann glaubhaft die Frohe Botschaft verkünden?"

Quelle:
KNA
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