Bischof gegen vorschnelle Urteile - Pfarrer Neuschäfer beklagt Verharmlosung von Fremdenfeindlichkeit

Streit über Rassismus in Thüringen

Im Streit über den Pfarrer, der wegen rassistischer Anfeindungen Rudolstadt verlassen will, hat der Thüringer Landesbischof Christoph Kähler vor pauschaler Verdächtigung einer ganzen Stadt gewarnt. Fremdenfeindlichkeit sei kein Kavaliersdelikt, aber Schuld müsse nachgewiesen werden, betonte er in einem am Sonntag in den Rudolstädter Gemeinden verlesenen Bischofswort. Pfarrer Reiner Andreas Neuschäfer, der von Übergriffen auf seine indischstämmige Frau und seine Kinder berichtet hatte, beklagte dagegen eine Verharmlosung von Fremdenfeindlichkeit in der Region.

 (DR)

Pauschale Verdächtigungen dienten weder der Wahrheitsfindung noch dem Bemühen, Fremdenfeindlichkeit zu verhindern, so Kähler. Seine Kirchenleitung werde sich gründlich mit den Vorwürfen auseinandersetzen, dabei aber «falsches Zeugnis» deutlich zurückweisen, heißt es in dem Kanzelwort.

Der Kirchenleitung sei bekannt gewesen, dass sich Pfarrer Neuschäfer mit seiner Familie in Rudolstadt nicht wohl gefühlt habe, betonte der Bischof. Darum habe sie ihm mehrere Angebote für einen Stellenwechsel gemacht, die er aber abgelehnt habe.

Neuschäfer sagte dem epd, er sei «entsetzt und überrascht» über die abwehrenden Reaktionen, die sein Fall ausgelöst habe. «Ich habe nur erzählt, was wir erlebt haben.» Es werde versucht, das Thema Fremdenfeindlichkeit zu leugnen. Unter anderem hatte der Bürgermeister von Rudolstadt, Jörg Reichl (parteilos), erklärt, es gebe in seiner Stadt keinen Rechtsextremismus.

Pfarrer Neuschäfer sucht eine neue Anstellung im Rheinland. Seit Herbst 2007 hat die Familie den Angaben zufolge einen «Zweitwohnsitz» in Nordrhein-Westfalen.