Bischof Feige zum Papst und dem Reformationsgedenken 2017

"Auf Weltebene gehoben"

Im September wird Benedikt XVI. als erster Papst Thüringen und damit auch ein Kernland der Reformation besuchen. Wenn es dabei zu Gesprächen mit Vertretern der evangelischen Kirche kommt, dürfte auch das 500-Jahr-Gedenken der Reformation 2017 ein Thema sein. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige regte dazu bereits vor drei Jahren eine stärkere Beteiligung der Katholiken an. Im Interview erklärt Feige, er erhoffe sich weitere Impulse durch den Anstoß Benedikt XVI. zu gemeinsamen ökumenischen Veranstaltungen in dem Jahr.

 (DR)

KNA: Herr Bischof, Papst Benedikt XVI. hat Katholiken und Protestanten zum gemeinsamen ökumenischen 500-Jahr-Gedenken der Reformation 2017 aufgerufen. Was bedeutet das für Sie im Kernland von Martin Luther?

Feige: Mich hat es sehr gefreut, dass der Papst bei der Begegnung mit Vertretern der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands einen solchen Anstoß gegeben hat. Damit ist dieses vor allem für Deutschland wichtige ökumenische Anliegen quasi auf Weltebene gehoben worden.



KNA: Welche gemeinsamen Veranstaltungen mit der evangelischen Kirche sind denkbar?

Feige: Es gibt ja bereits seit 2009 die Themenjahre der Evangelischen Kirche in Deutschland, die auf das Reformationsgedenken hinführen sollen. Hier in der Region werden die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, der anhaltinische Kirchenpräsident Joachim Liebig und ich noch konkret überlegen, was wir davon aufgreifen könnten.

Immerhin hat es hier 1996 zum 450. Todestag Martin Luthers schon einmal einen regionalen ökumenischen Kirchentag gegeben.



KNA: Insgesamt fällt auf nationaler Ebene auf, dass katholische und evangelische Kirche sich vor allem bei bioethischen Themen zunehmend unterschiedlich äußern. Ein Beispiel ist sicher die embryonale Stammzellforschung. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Feige: Sicher macht das die Ökumene schwieriger. In bioethischen Fragen haben wir schon einmal sehr dicht beieinander gestanden. Zugleich muss man aber auch zur Kenntnis nehmen, dass es nicht die gesamte evangelische Kirche ist, die in diesen Fragen eine andere Position bezieht. Es gibt führende Vertreter, die leidenschaftlich für dieselben Lösungen eintreten wie die katholische Kirche.



KNA: Wie ist das Miteinander der Kirchen hier in einer Region, in der Protestanten und Katholiken als Minderheit leben?

Feige: Wir haben hier auf jeden Fall ein sehr vertrauensvolles Verhältnis und gehen konstruktiv und fair miteinander um. Und das betrifft nicht nur die derzeit leitenden Geistlichen. Man kann

sagen: Wir sind da in einer guten Tradition, die sich immer noch weiter verstärken lässt.



KNA: Mit Blick auf den Minderheitenstatus der Kirchen in Ostdeutschland schwingt da auch ein Stück weit Pragmatismus mit.

Können die Bistümer in den alten Bundesländern da etwas von ihnen lernen?

Feige: Da bin ich zurückhaltend, um etwa zu sagen: "Schaut auf uns!". Wir tun unser Bestes, und vielleicht macht das dann auch woanders Schule.



Interview: Birgit Wilke