Bischof Bode will Kirchentüren für Ausgetretene offenhalten

"Es lohnt sich"

Die Kirche sollte ihre Türen laut Bischof Franz-Josef Bode auch für ausgetretene Menschen offenhalten. Zudem hat sich Bode zu Vorwürfen gegen seine Person im Zusammenhang mit der Ausarbeitung von Missbrauchsfällen geäußert.

Bischof Franz-Josef Bode und Teilnehmende einer Demonstration (Archiv) / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Franz-Josef Bode und Teilnehmende einer Demonstration (Archiv) / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das sagte er dem Portal katholisch.de am Donnerstag. Viele von ihnen wünschten sich weiterhin eine Beziehung zur Kirche und zum Glauben.

Symbolbild geschlossene Kirchentür / © Andrei Rozenblat (shutterstock)
Symbolbild geschlossene Kirchentür / © Andrei Rozenblat ( shutterstock )

Es sei nicht einfach, mit diesen Menschen in Kontakt zu bleiben, räumte Bode ein, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist. Auch würden es "keine Massen sein, die wir erreichen. Aber es lohnt sich." Denkbar seien etwa Gespräche in kleinen Gruppen, Bibelkreise oder auch individuelle Angebote: "Das muss mehr sein, als nur eine Kerze anzuzünden."

Trotz Austritts spendenbereit

Viele Menschen hätten ihm bereits gesagt, dass sie trotz eines Austritts bereit seien, für bestimmte Dinge zu spenden. "Das sind alles neue Überlegungen, mit denen wir uns beschäftigen müssen", so der Bischof. Er beobachte in der ganzen Gesellschaft eine "Entfremdung von der Institution". Auch hätten viele Menschen während der Corona-Pandemie gemerkt, "dass man auch ganz gut ohne Beziehung zum Gottesdienst leben kann. Existenzielle Fragen stellen sich aber weiterhin, da müssen wir dranbleiben."

Symbolbild Spende / © Andrei Korzhyts (shutterstock)

Bode betonte zugleich, dass der Schritt eines Austritts ernstgenommen werden müsse: "Zugang zu Sakramenten kann es also nicht ohne Gespräch geben." Die konkreten Folgen eines Austritts überraschten viele Menschen. Es gelte jedoch: "Wenn jemand aus einer Solidargemeinschaft austritt, kann das nicht völlig folgenlos sein." Man müsse insofern danach fragen, warum Menschen "den Solidarbetrag nicht bezahlen, aber etwa unsere Einrichtungen nutzen".

Grundsätzlich müsse alles getan werden, "damit wir in der Kirche Gemeinschaft und Beheimatung bieten". Ein rein individueller Glaube sei auf Dauer schwierig, erklärte der Bischof: "Unser christlicher Glaube ist sehr auf ein Wir angelegt."

Bischof Bode: "Ich habe vieles falsch gemacht"

Bischof Franz-Josef Bode hat sich zudem zu Vorwürfen gegen seine Person im Zusammenhang mit der Ausarbeitung von Missbrauchsfällen geäußert. "Ich habe Fehler gemacht", sagte er dem Portal katholisch.de am Donnerstag. Dennoch stehe er weiterhin zu der Entscheidung, dem Papst nicht seinen Rücktritt anzubieten: "Ich bin der Meinung, dass das Teil meiner Verantwortung ist."

Die Kirche insgesamt sei oft nicht genügend um Kontakt zu Betroffenen bemüht, fügte Bode hinzu. Inzwischen gehöre es zu seinem Amt, entsprechende Gespräche zu führen: "Das ist auch richtig so." Dass Mitarbeitende offen mit ihm über einen Vertrauensverlust sprächen, sage zudem "schon etwas über die Atmosphäre im Bistum aus".

"Trotz allem Desaster" glaube er, dass von der Kirche weiterhin eine "hörende Aufmerksamkeit" erwartet werde. Er selbst wolle weiterhin Verantwortung übernehmen, "um die Dinge zum Besseren zu führen", sagte der Bischof. "Ich habe vieles falsch gemacht, aber ich denke, ich habe noch Zeit, neues Vertrauen aufzubauen."

Kircheninterne Anzeige

Auf eine kircheninterne Anzeige gegen Bode durch Missbrauchsbetroffene hat der Vatikan bis jetzt nicht reagiert. Der kürzlich gegründete Betroffenenrat der norddeutschen Bistümer hatte ihn am 8. Dezember über den ranghöheren Hamburger Erzbischof Stefan Heße in Rom angezeigt. Bode habe Schilderungen einer Betroffenen "gänzlich falsch eingeschätzt" und die Anzeige ihres Falls bei den vatikanischen Behörden verzögert, hieß es unter anderem zur Begründung.

Franz-Josef Bode (l.), Bischof von Osnabrück, und Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg (Archiv) / © Harald Oppitz (KNA)
Franz-Josef Bode (l.), Bischof von Osnabrück, und Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg (Archiv) / © Harald Oppitz ( KNA )

Heße hatte die Anzeige am 9. Dezember über die vatikanische Botschaft in Berlin an die römische Glaubens- sowie die Bischofsbehörde weitergeleitet. Laut den päpstlichem Erlass müsste der Vatikan innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt der Meldung reagieren und weitere Anweisungen zur Vorgehensweise im konkreten Fall erteilen.

Bode steht seit der Veröffentlichung erster Ergebnisse einer Missbrauchsstudie für das Bistum Osnabrück im September in der Kritik. Die Studienautoren von der Universität Osnabrück werfen dem Bistum und auch Bode vor, nicht pflichtgemäß oder unangemessen auf Hinweise zu sexuellem Missbrauch reagiert zu haben. Der Bischof bat um Entschuldigung für sein Verhalten, lehnte einen Rücktritt jedoch ab. Mit Blick auf die Anzeige erklärte er, er unterstütze eine Untersuchung und werde sich dem Ergebnis stellen.

Das Bistum Osnabrück

Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach (DR)
Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Das Bistum Osnabrück besteht seit mehr als zwölf Jahrhunderten. Die Anfänge liegen im Jahre 780, als Kaiser Karl der Große in Osnabrück eine Missionsstation errichtete. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die räumliche Gestalt des Bistums Osnabrück mehrfach.

Quelle:
KNA