Bischof Bode für Frauen in Entscheidungsgremien

Miteinander in der Kirche

Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche war Thema des Studientags der Bischöfe in Trier. Im DOMRADIO.DE-Interview stellt Bischof Franz-Josef Bode die Ergebnisse vor.

Bischof Franz-Josef Bode in Trier (DR)
Bischof Franz-Josef Bode in Trier / ( DR )

DOMRADIO.DE: Herr Bischof Bode, ein anstrengender langer Tag liegt hinten Ihnen, es wurde viel debattiert, diskutiert ‑ Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche soll eindeutig gestärkt werden. Es wurde auch über das Diakonat der Frau geredet, die Möglichkeit der Diakonatsweihe der Frau, gibt es da ein Ergebnis?

Bischof Bode: Ich glaube, dass es wichtig ist, dass die diakonischen Tätigkeiten der Frauen, die sich im Sozialen, im Karitativen auch im Katechetischen so stark einsetzen, eine stärkere Wertschätzung erfahren muss – auch durch die Sendung der Kirche, durch einen liturgischen Akt, durch eine Segnung, durch eine Möglichkeit zwischen Taufe und Weihe noch zusätzliche Ämter zu schaffen, so wie es eben eine Art Gemeindediakonin ist, was es auch in der Geschichte der Kirche schon gegeben hat.

Darüber nachzudenken ist wichtig. Damit wäre ein wichtiger Schritt getan, dass auch diese Tätigkeiten hineingenommen sind in die Sendung der Kirche, wie es auch bei Pastoralreferenten durch die Sendung geschieht und genauso wie bei Lehrern und Lehrerinnen durch die Missio der Fall ist.

DOMRADIO.DE: Frauen können nicht Priesterinnen werden – das ist so, das wird so bleiben, nicht nur weil das in der Weltkirche gar nicht durchzusetzen wäre. Welche Chance haben Frauen denn in der katholischen Kirche Leitungspositionen zu übernehmen?

Bischof Bode: Wir haben stark darüber nachgedacht, dass es schon ganz viele Möglichkeiten gibt. Es gibt einige, die leiten ein Seelsorgeamt, es gibt Frauen in Leitungsfunktionen großer Orden, bei großen Krankenhäusern und Einrichtungen, im Verwaltungsbereich.

Und ich glaube, in diesen vielen karitativen Bereichen, in der Bildung, pastoral – da ist noch nicht alles ausgeschöpft, was möglich ist, auch wirklich in Entscheidungsgremien der Kirche mit anwesend zu sein, denn das verändert ja oft auch die Überlegungen, das kenne ich von unserem Bistum selbst. Bei uns ist die Leiterin des Seelsorgeamts bei allen Personal- und Pastoralentscheidungen des Bistums dabei.

Frauen in der Kirche  / © muratart  (shutterstock)

Und wenn ich einmal an die Missbrauchsdebatte denke, an die Aufarbeitung oder an die schwierigen Fragen, die es jetzt um die Pille danach gibt – das alles ohne Frauen zu machen, wäre schwierig. Und diese Möglichkeiten zu erweitern und dafür Rahmenbedingungen zu schaffen, das ist jetzt notwendig. Da müssen wir jetzt mehr tun.

DOMRADIO.DE: Da sind sich die katholischen Bischöfe also einig: mehr Frauen in Leitungspositionen! Wie kann es gelingen, das durchzusetzen? Denken die Bischöfe über Gleichstellungsbeauftragte oder eine Quotenregelung oder einen Förderplan nach?

Bischof Bode: Also ich glaube, dass es eher darum geht, wenn man Pastoralpläne macht, diese Dinge mit zu berücksichtigen. Oder dass man sich wirklich echt vornimmt, in Personalentscheidungen darauf zu achten. Und dafür ist es gut, wenn in den Gremien immer jemand das auch vertritt.

Da werden wir überlegen müssen, ob es noch konkretere Maßnahmen gibt. Aber wichtiger als die Maßnahmen ist eine gemeinsame Erkenntnis, dass es dieses Zusammenspiel von Männern und Frauen in der Kirche geben muss, nicht nur aus Notsituationen, weil wir jetzt zu weniger Priester hätten oder Ähnlichem. Sondern weil dass das einfach zum Wesen der Kirche gehört, in diesem Miteinander.

DOMRADIO.DE: Es geht also darum, die Kirche für Frauen attraktiver zu machen. Aber wie viel Zeit hat die katholische Kirche da? Es gibt immer weniger Theologiestudentinnen, immer weniger katholische Doktorandinnen. Also die katholische Kirche ist zur Zeit nicht sonderlich attraktiv für viele Frauen. Gibt es genug Zeit, das zu ändern?

Bischof Bode: Ich glaube, dass es höchste Zeit ist. Wir haben noch eine ganze Menge von Theologiestudentinnen. Wir haben noch – in unserer Diözese – genug Bewerberinnen für Gemeindereferentinnen und Pastoralreferentinnen.

Aber wenn wir das jetzt nicht attraktiver machen und mehr ins Zusammenspiel mit den Verantwortlichen der Kirche bringen, dann wird es schwierig. Und deshalb war dieser Studientag so notwendig, damit wir gerade in dieser Zeit des Vertrauensverlustes, den wir so stark hatten, wieder einen neuen Ansatz nach vorn machen.

DOMRADIO.DE: Herr Bischof Bode, abschließende Frage: Wie geht das jetzt weiter? Wird die Bischofskonferenz ihre gesetzten Ziele überprüfen?

Bischof Bode: Wir werden das noch einmal schriftlich herausgeben – als eine Art Botschaft aus diesem Tag – also nicht nur eine Verweisung an die Kommission: Macht Ihr mal! Und darin verpflichten wir uns auch, das nach einer gewissen Zeit – etwa fünf Jahren – zu überprüfen.

Und ich denke, dass wir in der Pastoralkommission da auch dranbleiben werden. Und vor allem in der Unterkommission 'Frauen', deren Vorsitzender ich ja auch bin.

Bischof Franz-Josef Bode

Er war der erste katholische deutsche Bischof, der im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal sein Amt abgegeben hat. Am Sonntag ist der Osnabrücker Altbischof Franz-Josef Bode (72) mit einem Gottesdienst im Dom verabschiedet worden.

Bode, der im März seinen Rücktritt bekanntgab, stand seit der Veröffentlichung erster Ergebnisse einer Missbrauchsstudie für dasBistum Osnabrück im September in der Kritik. Die Autoren werfen ihm und anderen Verantwortlichen vor, nicht pflichtgemäß oderunangemessen auf Hinweise zu sexuellem Missbrauch reagiert zu haben.

Bischof em. Franz-Josef Bode / © Friso Gentsch (dpa)
Bischof em. Franz-Josef Bode / © Friso Gentsch ( dpa )
Quelle:
DR