Bischof Bätzing hält Diakoninnen-Weihe für zeitnah machbar

Fände es "wunderbar"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz würde gerne in seiner Amtszeit Frauen zu Diakoninnen weihen. Bischof Georg Bätzing glaubt, dass diese Reform zeitnah umzusetzen ist. Gleichzeitig distanzierte er sich von Kardinal Müller.

Bischof Georg Bätzing im Gespräch / © Johannes Schröer (DR)
Bischof Georg Bätzing im Gespräch / © Johannes Schröer ( DR )

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, fände es "wunderbar", wenn er Frauen zu Diakoninnen weihen könnte. "Ich bin der Meinung, es verfälscht nicht das Wesen der Kirche, wenn Frauen in ihr gleichberechtigt mit Männern Leitung, Verantwortung, Entscheidungen wahrnehmen", sagte der Limburger Bischof der "Bild am Sonntag".

Auf die Frage, ob er in seiner Amtszeit auch Frauen zu Priesterinnen weihen werde, sagte Bätzing: "Das wage ich nicht zu denken, aber ich würde mich freuen, wenn ich eine Diakonin weihen dürfte. Das wäre ein erster Schritt und den finde ich, könnten wir wirklich zeitnah umsetzen, sodass Frauen sichtbar werden mit dem, was sie ja eh schon tun in der Kirche."

Bedauern über Glaubensverlust

Bätzing beklagte zugleich ein Verschwinden des Glaubens an Gott in der westlichen Welt. Die Kirche habe in der Vergangenheit große Fehler gemacht und Glaubwürdigkeit eingebüßt. "Der Missbrauch und der Umgang damit, die Vertuschung, das hat vielen Menschen das Zutrauen genommen, dass die Kirche für sie Heimat sein kann", sagte er. Viele Menschen erwarten Reformen von der Kirche und sehen diese nicht."

Zugleich nehme aber auch die Verweltlichung zu. Viele Menschen seien ohne Glauben zufrieden mit dem eigenen Leben. "Man freut sich auf den Urlaub, auf die nächste Party, auf Freizeit, auf die Rente. Gott verdunstet in unserer westlichen Gesellschaft."

Papst-Äußerungen zur Ukraine missverständlich

Papst Franziskus und Bischof Bätzing (KNA)
Papst Franziskus und Bischof Bätzing / ( KNA )

Der Vorsitzende der katholischen Bischöfe hätte sich von Papst Franziskus ein klares Wort gegen den russischen Angriffskrieg erhofft. Bätzing nahm den Papst aber zugleich in Schutz: In seinen ausgearbeiteten Reden habe Franziskus Russland deutlich als Aggressor und die Ukraine als Opfer gekennzeichnet. Der Papst habe dazu auffordern wollen, über den Krieg hinauszudenken und zu Verhandlungen zu kommen.

Das Kirchenoberhaupt hatte in einem Interview der Ukraine Friedensverhandlungen nahegelegt und das Symbol der "weißen Flagge" aufgegriffen, das ein Journalist in seiner Frage verwendet hatte. Das war so verstanden worden, als fordere Franziskus die Ukraine auf, aufzugeben.

Bätzing sagte dazu, der Papst habe viele Menschen, ihn selber und vor allem auch katholische Ukrainer durch diese missverständlichen Äußerungen verunsichert: "Ich hätte mir gewünscht, dass der Papst Russland anspricht und sagt: Jetzt ist die Zeit für Verhandlungen und die Waffen schweigen zu lassen. Jeder Tag Krieg ist ein Tag zu viel." Der Limburger Bischof betonte zugleich: "Die Ukraine hat jedes Recht, die Bedingungen für ein solches Gespräch zu setzen. Und sie hat auch jedes Recht, den Zeitpunkt zu wählen."

Bätzing: Demokratie ist gefährdet

Kardinal Gerhard Ludwig Müller während des Gottesdienstes im Petersdom am Patronatsfest Peter und Paul am 29. Juni 2022 im Vatikan / © Stefano Carofei/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Kardinal Gerhard Ludwig Müller während des Gottesdienstes im Petersdom am Patronatsfest Peter und Paul am 29. Juni 2022 im Vatikan / © Stefano Carofei/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Zudem hat der Limburger Bischof im Interview die Erklärung der katholischen Bischöfe zur AfD verteidigt. Zugleich distanzierte sich Bischof Georg Bätzing von Äußerungen des Kardinals Gerhard Ludwig Müller zu diesem Thema. "Kardinal Müller ist ein emeritierter Kardinal, der keine Aufgabe mehr hat. Er nimmt zu vielen Entwicklungen in der ganzen Welt Stellung. Manchmal etwas sehr vorschnell", sagte der Limburger Bischof der "Bild am Sonntag".

Die Bischöfe hatten im September eine Erklärung mit dem Titel "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar" verabschiedet. Darin grenzen sie sich deutlich von der AfD ab und bezeichnen sie als für Christen nicht wählbar. Müller, ehemaliger vatikanischer Glaubenspräfekt, hatte ihnen daraufhin Opportunismus vorgeworfen. Die Bischöfe dürften nicht als Wahlhelfer der 'Ampel' auftreten.

Bätzing sagte zu der Erklärung, die Bischöfe sähen die freiheitliche Demokratie gefährdet durch zunehmende Angriffe von rechtsextremen Kräften. Diese Angriffe zeichneten sich auch durch Lügen, falsche Aussagen und durch Wahlprogramme aus, die mehr verschleierten, als sie deutlich machten. "Wenn wir diese Demokratie schützen wollen, dann müssen wir auch benennen, wer die Gefährder dieser Demokratie sind."

Bistum Limburg

Das 1827 gegründete Bistum Limburg gehört zu den jüngeren unter den 27 deutschen Diözesen. In seinem Gebiet leben rund 2,4 Millionen Menschen. Etwa 580.000 davon sind katholisch. Das Bistum misst 6.181 Quadratkilometer und erstreckt sich größtenteils auf Hessen, zu einem kleinen Teil auf Rheinland-Pfalz. Zur ihm gehören die Wirtschafts- und Bankenmetropole Frankfurt sowie die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden ebenso wie ländliche Regionen im Rheingau, Taunus, Westerwald und nördlich von Wetzlar.

Blick auf den Limburger Dom / © Sina Ettmer Photography (shutterstock)
Blick auf den Limburger Dom / © Sina Ettmer Photography ( shutterstock )
Quelle:
KNA