Bischof Ackermann würdigt Weiße-Rose-Widerständler Graf

"Mut zu haben, dagegen aufzustehen"

Mit 25 Jahren wurde er hingerichtet. Weil er sich gegen die NS-Diktatur, gegen Hitler und für seinen Glauben einsetzte. Willi Graf ist ein beeindruckendes Beispiel an Mut und Entschlossenheit, findet Bischof Ackermann.

Die Widerstandskämpfer der "Weißen Rose" kämpften gegen das NS-Regime / © Rainer Oettel (epd)
Die Widerstandskämpfer der "Weißen Rose" kämpften gegen das NS-Regime / © Rainer Oettel ( epd )

Der Trierer katholische Bischof Stephan Ackermann hat das Engagement des Weiße-Rose-Mitglieds Willi Graf gegen die NS-Diktatur gewürdigt. "Was mich an Willi Graf und seinen Mitstreitern besonders beeindruckt, ist die Hellsichtigkeit und Entschiedenheit, mit der diese jungen Leute die Verlogenheit der Nazi-Machthaber entlarvt und sich dagegengestellt haben", sagte Ackermann am Dienstagabend bei einem Gedenkgottesdienst zum 100. Geburtstag Grafs in der Saarbrücker Basilika Sankt Johann.

"Was andere, ältere, studierte und durchaus informierte Mitbürger und Verantwortungsträger nicht geschafft haben, das haben sie geschafft: Die verlogene Grausamkeit der Nazidiktatur aufzudecken, sie als das zu benennen, was sie war, und dagegen aufzustehen."

 

Grafs Glaube war der Anker

Willi Graf

Im Dezember 1942 entschließt sich der Medizinstudent Willi Graf zum aktiven Widerstand gegen die Hitler-Diktatur. Kurz zuvor ist er aus der Sowjetunion zurückgekehrt, wo er wie seine Freunde Hans Scholl und Alexander Schmorell seine "Front-Famulatur" absolvierte.

Graf weiß, dass die beiden im Sommer vier regimekritische Flugblätter verbreitet haben. Nun will er sie dabei unterstützen. Seit seiner Jugend ist er Gegner des Nationalsozialismus. Seine christliche Überzeugung lässt sich nicht mit der NS-Ideologie vereinbaren.

 © Gedenkstätte Deutscher Widerstand
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Der Bischof wies auf die religiöse Verankerung Grafs hin. "Wesentliche Grundlage, ja Fundament für seine Erkenntnis der verbrecherischen, menschenverachtenden Untaten des Naziregimes war sein christlicher Glaube." Auch heute gebe es Diktaturen und Despoten, die sich "den Mantel angeblicher Werte" umhängten. "Deshalb ist dieses Beispiel, dieses Zeugnis inspirierend und wichtig auch für heute: Glaube, Verstand und Mut sind die Kräfte, die davor bewahren, falschen Heilsversprechen auf den Leim zu gehen."

Ackermann begrüßte die Ankündigung des Erzbistums München und Freising, eine Voruntersuchung für eine mögliche Seligsprechung Grafs einzuleiten. Dies sei eine Weise der Kirche, vorbildhafte Menschen mit ihrem Lebenszeugnis in besonderer Weise auf "den Leuchter zu stellen", aber auch ein Bekenntnis der bleibenden Verbundenheit in der Gemeinschaft des Glaubens.

Besuch am Grab des Weiße-Rose-Mitglieds

Der Bischof besuchte auch das Ehrengrab Grafs auf dem Saarbrücker Friedhof Sankt Johann. Graf wurde am 2. Januar 1918 im rheinischen Kuchenheim geboren, wuchs in Saarbrücken auf und war Messdiener in der Basilika Sankt Johann. Ab 1937 studierte er in Bonn Medizin, wurde 1940 als Sanitäter zur Wehrmacht eingezogen und 1942 zur Fortsetzung des Medizinstudiums nach München geschickt. Hier schloss Graf sich der studentischen Gruppe der Weißen Rose an, die in Flugblättern zum Widerstand gegen Hitler und das nationalsozialistische Regime aufforderte. Am 18. Februar 1943 wurde er festgenommen, am 19. April zum Tode verurteilt und am 12. Oktober im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet.

 

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Bischof Stephan Ackermann  / © Harald Tittel (dpa)
Bischof Stephan Ackermann / © Harald Tittel ( dpa )
Quelle:
KNA