Bischöfe hoffen mit Waffenstillstand auf dauerhafte Lösung

Aufatmen in Nahost?

Ein Waffenstillstand wäre ein wichtiger erster Schritt, bedeute aber nicht das Ende des Konflikts, sagen die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes. Sie fordern eine gerechte Lösung für einen dauerhaften Frieden.

Alltag in Gaza-Stadt / © Mahmoud Zaki (dpa)
Alltag in Gaza-Stadt / © Mahmoud Zaki ( dpa )

Die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes (Assemblée des Ordinaires Catholiques de Terre Sainte/AOCTS) begrüßen die Ankündigung eines Waffenstillstands im Gazastreifen. Ein Ende des Krieges bedeute jedoch nicht das Ende des anhaltenden Konflikts; dessen Ursachen müssten "ernsthaft und glaubwürdig" angegangen werden, heißt es in einer Stellungnahme vom Donnerstag.

Ein Waffenstillstand sei ein notwendiger Schritt, um die Zerstörung zu stoppen und dringend benötigte humanitäre Hilfe leisten zu können.

Es brauche aber eine gerechte Lösung für einen echten und dauerhaften Frieden. Dies erfordere die "Bereitschaft, das Leid des anderen anzuerkennen", sowie eine gezielte Erziehung zu Vertrauen.

Es gelte, die Angst vor dem anderen und die Rechtfertigung von Gewalt als politischem Mittel zu überwinden, so die Bischöfe weiter. Sie fordern die politischen Führer und die internationale Gemeinschaft auf, eine klare und gerechte politische Vision für die Nachkriegszeit zu entwickeln.

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenstillstand

Israel und die Hamas haben sich auf eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von israelischen Geiseln und palästinensischen Gefängnisinsassen geeinigt. Wie von den Vermittlerstaaten am Mittwochabend verkündet wurde, soll das Abkommen am Sonntag in Kraft treten.

Zuvor sind nach Angaben des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu noch "finale Details" zu klären. Regierung und Sicherheitskabinett müssen der Vereinbarung noch zustimmen. Dies soll laut Medienberichten an diesem Donnerstag geschehen.

Appell des israelischen Präsidenten

Israels Präsident Isaac Herzog sprach von einem "äußerst entscheidenden Moment" und rief die Regierung auf, der Vereinbarung zuzustimmen. Die Rückholung der Geiseln sei die größte moralische, menschliche, jüdische und israelische Verpflichtung. Zugleich sieht das Staatsoberhaupt in den Verhandlungsergebnissen "eine der größten Herausforderungen", die Israel je erlebt habe.

In einer ersten Phase sollen die Kampfhandlungen für 42 Tage eingestellt werden. Zudem ist vorgesehen, dass sich die israelische Armee aus den bevölkerten Gebieten des Gazastreifens zurückzieht.

Joe Biden (l.) und Donald Trump / © Alex Brandon/Andrew Harnik (dpa)
Joe Biden (l.) und Donald Trump / © Alex Brandon/Andrew Harnik ( dpa )

Dies soll einen Austausch von Geiseln und Gefangenen sowie die Rückkehr von Vertriebenen ermöglichen.

US-Präsident Joe Biden und sein Nachfolger Donald Trump bestätigten das Ergebnis. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sprach von einem "Tag der Erleichterung". Der Erfolg zeige, "wie wichtig es ist, auch in den dunkelsten Stunden, den Glauben an Diplomatie niemals aufzugeben".

Hoffnung für Angehörige der Geiseln

Die Angehörigen der aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geiseln reagierten ebenfalls erleichtert. "Seit November 2023 haben wir diesen Moment sehnsüchtig erwartet", heißt es in einer Stellungnahme des Forums der Geisel- und Vermisstenfamilien. Es handele sich um einen bedeutenden Schritt, der die Rückkehr aller Geiseln näherbringe. Zugleich sei man in Sorge, dass das Abkommen möglicherweise nicht vollständig umgesetzt werden könnte.

Sollte die Vereinbarung Bestand haben, würde dies den Weg zu einem dauerhaften Ende des seit 15 Monaten anhaltenden Gaza-Kriegs ebnen.

Auslöser war ein Angriff von Terroristen der islamistischen Hamas auf israelische Orte und Armeestützpunkte entlang der Grenze zum Gazastreifen. Dabei wurden etwa 1.200 Menschen getötet und rund 250 Geiseln verschleppt. Etliche kamen inzwischen frei, viele wurden getötet. 98 sollen sich bis heute in der Gewalt der Hamas befinden.

Die palästinensische Seite beklagt indes Zehntausende Todesopfer durch die Angriffe Israels nach dem 7. Oktober 2023.

Quelle:
KNA