Zentralratspräsident Schuster beklagt schlechtes Israelbild in Medien

Kritik an Berichterstattung

Bilder wirken mehr als Worte. Deshalb mahnt Zentralratspräsident Josef Schuster die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, sich mehr ihrer Verantwortung bei der Berichterstattung über den Gaza-Krieg bewusst zu werden.

Israelische Fahnen sind bei einer Demonstration gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel zu sehen. / © Christoph Soeder (dpa)
Israelische Fahnen sind bei einer Demonstration gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel zu sehen. / © Christoph Soeder ( dpa )

Nach Ansicht des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ist das in den Medien transportierte negative Israel-Bild ein Brandbeschleuniger für den Extremismus. Da seien einerseits die Sozialen Medien, die ganz bewusst Hass in den Gesellschaft trügen, sagte Schuster im Interview der Würzburger "Main-Post" und der "Augsburger Allgemeinen" (Wochenende). 

Zentralratspräsident Josef Schuster spricht während der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) / © Heike Lyding (epd)
Zentralratspräsident Josef Schuster spricht während der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) / © Heike Lyding ( epd )

Eine Verantwortung sehe er aber auch bei öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern: "Bilder generell, aber ganz konkret die aus dem Nahen Osten, wirken einfach mehr als Worte."

Als Beispiel verwies Schuster auf aus Gaza kommende Bilder, die Verletzte zeigten: "Jeder Verletzte in Gaza tut mir genauso leid wie ein verletzter Israeli. Allerdings wird bei der Bildauswahl häufig einfach vergessen, dass die Menschen dort von den Hamas, von den eigenen Leuten, ganz bewusst als menschliche Schutzschilde benutzt werden." 

Abschussrampen und Terrorzentralen seien unter Wohnhäusern, Krankenhäusern und Schulen angelegt worden. Viele dieser Gebäude würden nicht mehr in dieser Form genutzt und trotzdem laute die Meldung "Angriff auf Schule". Fatal seien auch übernommene Narrative der Terrorgruppen, so der Zentralratspräsident.

Legitime Kritik an Israel

Für eine legitime Kritik an Israel empfiehlt Schuster die Drei-D-Theorie. Demnach komme diese an ihre Grenzen, wo Israel dämonisiert werde, wo an Israel Doppelstandards angelegt würden, die man an andere Länder nicht anlege, und wo Israel delegitimiert werde, also dem Staat das Existenzrecht abgesprochen werde. 

"Natürlich ist es völlig unstrittig, dass man die Politik von Premier Netanjahu kritisieren kann - so wie man nicht alle Entscheidungen des deutschen Bundeskanzlers oder der Kanzlerin gut finden muss. Genau das ist Demokratie."

Zentralrat der Juden

Der Zentralrat der Juden ist die Spitzenorganisation der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik. Unter seinem Dach sind 23 Landesverbände mit 105 Gemeinden und ihren rund 100.000 Mitgliedern organisiert. Der Rat wurde 1950 in Frankfurt am Main gegründet. Damals lebten noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust waren es bis zu 600.000.

Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch (epd)
Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch ( epd )
Quelle:
KNA