Bischöfe fordern bessere Unterstützung für Pflegebedürftige

Auf zur Pflegereform

Mit Blick auf die große Pflegereform im Sommer haben die deutschen Bischöfe jetzt ihre Forderungen für eine menschenwürdige Pflege vorgelegt. Eine stärkere Prävention, eine verbesserte Infrastruktur für Alte und Pflegebedürftige und eine sozialrechtliche Weiterentwicklung sind dabei wichtige Ansatzpunkte.

 (DR)

In die Verantwortung nehmen die Bischöfe dabei den Staat. Er habe dafür zu sorgen, dass alte Menschen auch bei Pflegebedürftigkeit möglichst selbstbestimmt und selbstständig leben können. "Dazu gehören Strukturentwicklungen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene sowie sozialrechtliche Weiterentwicklungen, insbesondere des Gesetzes zur Sozialen Pflegeversicherung." Das schreiben die deutschen Bischöfe in ihrem am Donnerstag in Bonn veröffentlichten Wort "Die Zukunft der Pflege im Alter. Ein Beitrag der katholischen Kirche."



Pflegebedürftigkeit: neue gesetzliche Festschreibung

Auf 42-Seiten fordern die Bischöfe eine zügige gesetzliche Verankerung des Begriffs der Pflegebedürftigkeit. Die derzeit gültige gesetzliche Definition, die Grundlage für Leistungen aus der Pflegeversicherung ist, sei "zu eng und körperorientiert". Der bisherige Begriff sei lediglich "Ausschnitt eines fachlichen Verständnisses von Pflegebedürftigkeit". Die Politik müsse ihren Beschluss von 2006, den Begriff im Gesetz zu überarbeiten und ein neues Instrument zur Erfassung von Pflegebedürftigkeit zu entwickeln, schnell in die Praxis umsetzen.



Die Bischöfe kritisieren, dass der Prävention von Pflegebedürftigkeit in Deutschland ein zu geringer Stellenwert eingeräumt werde. "Es ist eine gemeinschaftliche Aufgabe von Bund, Land, Kommunen und den Sozialversicherungssystemen, aber auch jedes Einzelnen, dem Eintritt von Pflegebedürftigkeit vorzubeugen", heißt es in dem Papier. Als Regelleistung werden etwa präventive Hausbesuche empfohlen. "Pflegerische Prävention leistet nicht nur einen Beitrag zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit und Verbesserung der Lebensqualität im Alter, sondern langfristig auch einen Beitrag zur Senkung volkswirtschaftlicher Kosten", begründen die Bischöfe.



Ausbau von Pflegediensten gefordert

Grundsätzlich sprechen sich die Bischöfe für den verstärkten Ausbau von Pflegediensten und neuer Formen der Betreuung aus. Sie gehörten zu den "vordringlichsten gesellschaftlichen Aufgaben." Gleichzeitig müssten "soziale Netzwerke von der Familie über Nachbarschaftshilfen bis zu Selbsthilfegruppen in ihrem Engagement für die Pflege gestärkt und unterstützt werden." Auch in Pflegeheimen müsse alles getan werden, um die Privatsphäre und die Intimität des Einzelnen zu wahren. "Dazu gehört nach Möglichkeit auch die Unterbringung in einem Einzelzimmer."



Pflege ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft

Der Beitrag der Kirche sei es, für die Würde jedes Menschen einzutreten und sie auf ihrem Lebensweg zu begleiten, besonders wenn diese Unterstützung benötigten, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Zollitsch.  Die Kirche mache sich mit dem jetzt vorgelegten Dokument  stark für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Herausforderungen in der Pflege, der auf dem christlichen Menschenbild aufbaue. "Die Pflege im Alter ist eine der zentralen Aufgaben für die Zukunft unserer Gesellschaft. Dabei ist die gesamte Gesellschaft gefordert." Die Gesellschaft und auch die Kirche müssten sich dieser gesellschaftlichen Aufgabe stellen, betonte Zollitsch.