Bischöfe beenden Treffen mit Verpflichtung zu mehr Transparenz

Stabwechsel in Münster

Mit einem neuen Vertreter und Verpflichtungen zu mehr Transparenz bei den Kirchenfinanzen haben die deutschen Bischöfe ihre Frühjahrsvollversammlung in Münster beendet. Mehr zu den Vereinbarungen.

Erzbischof Zollitsch und Kardinal Marx (dpa)
Erzbischof Zollitsch und Kardinal Marx / ( dpa )

Die katholischen Bischöfe Deutschlands sprechen sich für mehr Transparenz und Kontrolle bei den Kirchenfinanzen aus. "Wir verstehen das wachsende Bedürfnis der Menschen zu wissen, über welches Vermögen die deutschen Bistümer verfügen und für welche Zwecke diese Mittel verwendet werden", sagte der bisherige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Donnerstag in Münster. Eine eigene Arbeitsgruppe setze sich mit dem Themenfeld systematisch auseinander und erarbeite Handlungsempfehlungen, fügte Zollitsch zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung hinzu. Im nächsten Schritt würden der Verwaltungsrat und der Verbandsausschuss des Verbandes der Diözesen Deutschlands die Beratungen fortsetzen.

Zollitsch präsentierte gemeinsam mit seinem Nachfolger, Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, die Ergebnisse der Frühjahrsvollversammlung. Marx war am Mittwoch zum Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden.

Neues Forschungsprojekt zum Missbrauchsskandal

Die Bischöfe wollen außerdem den Missbrauchsskandal in der Kirche mit einem neuen Forschungsprojekt wissenschaftlich aufarbeiten. Auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Münster beschlossen die Bischöfe einen Forschungsplan und die Zusammenarbeit mit neuen Partnern, nachdem der erste Anlauf vor einem Jahr gescheitert war. Über Details schweigen sich die Verantwortlichen jedoch zunächst aus.

Ziel ist, die sexuellen Übergriffe von Priestern und anderen Geistlichen an Minderjährigen von 1945 bis heute zu analysieren, um künftig Missbrauch zu verhindern. "Das Thema liegt uns sehr am Herzen und ist von großer Bedeutung", erklärte der bisherige Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. Deshalb werde der Trierer Bischof Stephan Ackermann, der für die Aufarbeitung des Skandals verantwortlich ist, das Projekt "in den kommenden Wochen und in jedem Fall vor Ostern" auf einer eigenen Pressekonferenz mit dem neuen Partner vorstellen.

2013 hatte die Kirche eine gemeinsames Forschungsvorhaben mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer aufgekündigt, weil es auf beiden Seiten unterschiedliche Vorstellungen über Inhalte und Vorgehen gab. Daraufhin hatte die Bischofskonferenz die Studie neu ausgeschrieben und wollte Experten verschiedener Fachrichtungen ins Boot holen.

Marx: Schwierigkeit bei wiederverheiratet Geschiedenen wird unterschätzt

Die Bischöfe wollen auch auf Ebene der Weltkirche für einen barmherzigeren Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen werben. Sie wollen dazu die mit Spannung erwartete Weltbischofssynode zu Familienfragen im Oktober im Vatikan aktiv mitgestalten. Der neue Vorsitzende Kardinal Marx wies jedoch Forderungen nach raschen Reformen zurück. "Die Schwierigkeit wird unterschätzt", urteilte Marx. Es gehe dabei um die Unauflöslichkeit der Ehe, eine zentrale Frage der Theologie. Die Bischöfe diskutierten in Münster über eine gemeinsame Stellungnahme, die in die Synode eingebracht werden soll. Endgültig wollen die Bischöfe das Papier bei ihrem Ständigen Rat Ende April verabschieden.

Nach den Worten von Erzbischof Zollitsch wollen die Bischöfe in ihrem Positionspapier grundlegende theologische Überlegungen zur Ehe als Bund und Sakrament sowie Anmerkungen zum kirchlichen Eherecht vorlegen. Zugleich wollen sie darauf hinweisen, dass es eine Spannung zwischen Jesu Forderungen nach Unauflöslichkeit der Ehe und lebenslanger Treue einerseits und der Bereitschaft zu Vergebung und Barmherzigkeit andererseits gebe. Darüber hinaus wollen die Bischöfe Vorschläge für einen "pastoralen Weg der Versöhnung" machen.

Während der Vollversammlung hatten sich mehrere Bischöfe für einen "barmherzigeren Umgang" mit wiederverheirateten Geschiedenen ausgesprochen. Der neu gewählte Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte in der ARD, die Gläubigen erwarteten zu Recht, dass die Kirche auch jene Menschen begleite, deren Ehe gescheitert sei. "Da muss deutlich werden, dass wir als Kirche sagen: Ihr seid keine Christen zweiter Klasse. Es gibt auch die Chance für einen Neuanfang, und wir wollen das mitbegleiten." Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hatte vor moralischem Rigorismus und Selbstgerechtigkeit in der Kirche gewarnt.

Causa Limburg

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist einen Tag nach der Vorlage des Finanz-Prüfberichts zum Limburger Bischofsbau nach Rom gereist und hat Gespräche im Vatikan geführt, berichtete Erzbischof Zollitsch.

Zollitsch selbst war am 3. März nach Rom gereist, um den in monatelanger Arbeit zusammengestellten und bislang geheim gehaltenen Prüfbericht dort vorzulegen. Mit wem Tebartz am Folgetag in Rom gesprochen hat, sagte Zollitsch nicht. Er betonte, nun gelte es, die Entscheidung des Papstes zu Limburg abzuwarten. Zollitsch betonte, er wünsche sich, dass der Prüfbericht anschließend auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde.

Bischof Koch wird "Renovabis-Bischof"

Der Bischof von Dresden-Meißen, Heiner Koch, übernimmt weitere Aufgaben in der Deutschen Bischofskonferenz. Er wird stellvertretender Vorsitzender der "Kommission für Ehe und Familie". Zudem engagiert er sich in der Kommission "Weltkirche" und leitet deren "Unterkommission für Mittel- und Osteuropa". Damit wird er in besonderer Weise für das kirchliche Hilfswerk "Renovabis" zuständig. In der Bischofskonferenz bleibt Koch zudem Mitglied der "Migrationskommission". In deren Rahmen ist er seit 2010 als Beauftragter für die Seelsorge deutschsprachiger Katholiken im Ausland zuständig.

Bischof Overbeck wird "Sozial-Bischof"

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck wird Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Bischofskonferenz. Overbeck löst in diesem Amt den Münchner Kardinal Reinhard Marx ab, der zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz gewählt wurde.

Bischof Hofmann leitet Liturgiekommission

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann wird neuer Vorsitzender der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz. Er tritt damit die Nachfolge des emeritierten Kölner Erzbischofs Joachim Kardinal Meisner an. Hofmann war innerhalb der Kommission schon als Leiter der entsprechenden Unterkommission für die Erstellung des neuen Kirchengesangbuchs verantwortlich, das am 1. Advent 2013 vorgestellt wurde. Außerdem gehört der gebürtige Kölner der Kommission für Fragen der Wissenschaft und Kultur an.

Bischöfe tagen 2015 in Hildesheim

Die nächste Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz soll vom 23. bis 26. Februar 2015 in Hildesheim stattfinden. Ortsbischof Norbert Trelle hat seine Amtsbrüder aus Anlass des 1.200-jährigen Jubiläums des Bistums Hildesheim eingeladen. Es werde das erste Mal sein, dass die katholischen Bischöfe ihre Vollversammlung in dem niedersächsischen Bistum abhalten. Bei ihrer Herbsttagung 2014, der ersten Konferenz unter Leitung des neu gewählten Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx, kommen sie traditionell in Fulda zusammen.

Zur Deutschen Bischofskonferenz gehören die Erzbischöfe, Bischöfe und Weihbischöfe der 27 Diözesen Deutschlands. An der diesjährigen Frühjahrsvollversammlung in Münster, die an diesem Donnerstag zu Ende geht, nahmen mehr als 60 Bischöfe teil. Die Frühjahrstreffen an wechselnden Orten werden seit 1966 abgehalten.


Quelle:
KNA , dpa , DR