Bis zur erhofften Einigung ist aber noch ein weiter Weg

Die neue "Ecclesia Dei" nimmt ihre Arbeit auf

"Jetzt beginnt die ernste Sacharbeit. Und es wird sicher nicht nur eine Frage von Wochen", dämpfen Vatikanprälaten zu hohe Erwartungen an die neuen Strukturen, die Benedikt XVI. für den Kontakt zu den Traditionalisten verfügt hat. Mit einem "Motu proprio" zog der Papst am Mittwoch einen Schlussstrich unter den Eklat um die Piusbrüder und schuf einen neuen Rahmen für die anstehenden Gespräche über kirchliche Lehrfragen. Nicht ganz einig sind sich Beobachter, wie einschneidend die Änderungen sind, die Benedikt XVI. für die zuständige Kommission "Ecclesia Dei" verfügt hat. Von Johannes Schidelko.

Papst Benedikt XVI. unterzeichnet seine dritte Enzyklika "Caritas in veritate" (KNA)
Papst Benedikt XVI. unterzeichnet seine dritte Enzyklika "Caritas in veritate" / ( KNA )

«Die Kommission behält ihre aktuelle Gestalt», beschrieb deren neuer Präsident, der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, die Sachlage - mit einigen strukturellen Modifizierungen. Diese sind freilich beachtlich: Sie beinhalten nicht nur die ummittelbare Anbindung der bislang weitgehend eigenständigen Behörde an die Glaubenskongregation, deren Präfekt in Personalunion auch Kommissionspräsident wird. Sie umfassen auch die Berufung eines Sekretärs - des international renommierten Theologen Guido Pozzo - und die Errichtung einer eigenen Personalstruktur. Zudem treten die bisherigen Mitglieder und Experten der Kommission - fünf Kardinäle sowie etliche Monsignori - ihre Aufgaben an die zuständigen Gremien der Glaubenskongregation ab. Bleiben also die bisherigen Referenten und Sachbearbeiter sowie die Amtsräume, die bereits unter einem Dach mit der Glaubenskongregation liegen.

Die neue Kommission «Ecclesia Dei» ist also künftig eng in die Glaubenskongregation angebunden, bewahrt aber trotzdem eine Sonderstellung. Sie untersteht nur der Leitungsebene des Glaubens-Ministeriums. Sekretär Pozzo bringt ihre Belange direkt in die wöchentliche Sitzung der Kongregation ein, ohne interne Dienstwege etwa über einen Kongregationssekretär oder eine andere Abteilung. Damit ist auch der Weg zum Papst kurz, dem Levada einmal wöchentlich Bericht erstattet. Benedikt XVI. verfolgt die Einigungsbemühungen mit den Traditionalisten mit ganz besonderem Interesse. Denn die Einheit der Kirche zu schützen und wiederherzustellen, ist die ganz besondere Aufgabe des Papstes, wie er in seinem «Motu proprio» unterstreicht.

Pozzo, bislang beigeordneter Sekretär der Internationalen Theologenkommission, hat seine Arbeit bereits aufgenommen. Auch er brauchte dazu nicht umzuziehen. Seine bisherige Behörde hat ihren Sitz ebenfalls an der Piazza del S. Uffizio 11. Orientieren wird er sich bei seiner Arbeit auch an dem Protokoll vom 5. Mai 1988, mit dem der damalige Kurienkardinal Joseph Ratzinger und der Gründer der Piusbruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre, eine Einigung erzielt hatten, die Lefebvre jedoch auf internen Druck über Nacht wieder bestritt.

Darin hatte Lefebvre etwa Treue zum Papst erklärt und versprochen, sich künftig jeder Polemik gegen das Zweite Vatikanum zu enthalten. Der Vatikan hatte umgekehrt den rückkehrwilligen Traditionalisten für den Fall der Einigung eine Reihe von Zugeständnisse gemacht, einschließlich einem detaillierten Plan zu erlaubten Priester- und Bischofsweihen. Organisiert werden sollten die Traditionalisten demnach in einer Gesellschaft Apostolischen Lebens, die ein gewisses Eigenleben samt Unabhängigkeit vom jeweiligen Ortsbischof garantiert.

Solche Strukturfragen stünden jedoch erst ganz am Ende der Verhandlungen, wenn man sich in der Sache geeinigt habe, heißt es im Vatikan. In erster Linie gehe es um Einigkeit in Glaubensfragen: Über das Lehramt der Kirche, über die Lehre des Konzils und der Päpste. Und dazu gehören auch strittige Themen wie Ökumene, Religionsfreiheit oder interreligiöser Dialog. Über diese Fragen gibt es nicht nur zwischen dem Vatikan und der Priesterbruderschaft Pius X. Differenzen, sondern auch innerhalb der Traditionalisten.

Der Vatikan setzt auf den ernsthaften Sachdialog, vor allem mit dem Pius-Oberen Bernard Fellay. Aber bis zu einer Einigung, so stellt der Papst im «Motu proprio» klar, haben die Traditionalisten keinen ordnungsgemäßen Status in der Kirche und können auch kein Amt legitim ausüben.