Caritas hilft mit selbstgenähten Atemschutzmasken

"Bis zu Krankenhäusern reicht der Bedarf"

Atemschutzmasken werden derzeit in der Corona-Krise überall benötigt. Die Caritas stellt über das Label EiNZIGWARE selbstgenähte Masken her. Mit diesen kann zumindest etwas Schutz erreicht werden - und die Verbreitung des Virus eingeschränkt.

Atemschutzmasken nähen / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Atemschutzmasken nähen / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

DOMRADIO.DE: Atemschutzmasken stehen derzeit hoch im Kurs wegen der Coronavirus-Pandemie. Sie sind im Beirat eines Labels, das heißt EiNZIGWARE. Was haben Sie da mit selbstgenähten Atemschutzmasken zu tun?

Claudia Elschenbroich (Referentin für Arbeit und Qualitätsmanagement im Bereich Soziale Integration beim Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V.): Ja, EiNZIGWARE ist das Upcycling-Label der Caritas, wo wir kreativ aus alten Sachen neue Dinge machen – aus Meshplanen zum Beispiel tolle Federmäppchen.

Damit beschäftigen wir zudem Langzeitarbeitslose, und so schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe – mit sozialem und ökologischen Engagement. Diese EiNZIGWARE-Betriebe haben sich jetzt im Erzbistum, aber auch bundesweit entschlossen, Mundschutze zu nähen. Die nähen sonst andere tolle Sachen und jetzt nähen Sie Mundschutze.

DOMRADIO.DE: Federmäppchen und Einschulungstüten sind gerade ja auch nicht so ganz gefragt. Das heißt, Sie haben da ein großes Lager mit Stoff und all den Dingen, die man braucht, um Atemschutzmasken zu nähen?

Elschenbroich: Ganz genau, das sind ja Betriebe, die generell mit gespendeten Stoffen arbeiten. Deshalb haben wir derzeit in diesen Betrieben keinen Mangel an Stoff.

DOMRADIO.DE: Eine Schultüte kann man aus irgendeinem Stoff nähen. Der Stoff muss nicht irgendwelche besonderen Kriterien erfüllen – er muss gut aussehen und halten. Wie ist das mit diesen Atemschutzmasken? Welche Kriterien sind da wichtig?

Elschenbroich: Wenn man dem Virologen der Berliner Charité, Professor Christian Drosten, folgt, geht es darum, dass man diese Masken näht zur Corona-Eindämmung. Je dichter sie sind, desto besser bieten sie Schutz.

Man sollte also einen Stoff nehmen, der mindestens bei 60 Grad waschbar ist. Wenn man denn will, kann man da auch noch einen Fließ dazwischen legen, um noch mehr Tröpfchen abzufangen. Bei jedem sprechen, bei jedem Husten haben wir nämlich so einen Nebel aus Tröpfchen um uns herum, den wir nicht sehen, wo eben auch das fiese Virus drin ist. Diese Masken aus Baumwolle oder Leinen verhindern, dass die größten Tröpfchen durch die Gegend fliegen – deshalb funktionieren sie.

DOMRADIO.DE: Man muss natürlich dazu immer sagen, dass natürlich diese Masken, die nicht dem medizinischen FFP2- und FFP3-Standard entsprechen, keinen großen Schutz liefern. Es ist aber besser als nichts. Und wer selber infiziert ist, kann seine Umwelt damit etwas schützen, weil seine eigenen Viren somit nicht so leicht verteilt werden können. Beliefern Sie denn mit Ihren selbstgenähten Masken auch Krankenhäuser?

Elschenbroich: Es gibt in Einzelfällen tatsächlich schon Krankenhäuser, die – natürlich nicht im OP, keine Angst – aber im alltäglichen Betrieb in der Pflege durchaus darauf angewiesen sind, solche Behelfs-Schutzmasken einzusetzen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Ehrenamtliche jetzt Masken nähen.

Das ist ein Dienst an der Gemeinschaft bis hin zu diesen ganz wichtigen Diensten, denn im Moment bekommen auch die Krankenhäuser und Altenheime kaum noch Nachschub an diesen Masken, die den Standards entsprechen. Da ist die Situation in den Einrichtungen durchaus unterschiedlich. Aber ja, bis zu Krankenhäusern reicht der Bedarf.

DOMRADIO.DE: Wie ist denn das eigentlich, wenn ich mich da gerne beteiligen würde? Wenn ich aber zum Beispiel nicht nähen kann, aber Stoff habe, oder ich kann gut nähen, habe aber keinen Stoff. Wie kann man mitmachen?

Elschenbroich: Wir haben eine regionale Logistik aufgebaut. Jeder kann sich an Dienste und Einrichtungen wenden. Besser ist aber, das über die Fachdienste für Gemeindecaritas in den örtlichen Gemeinden zu tun: Bei den Ehrenamtskoordinatoren, bei den Integrationsbeauftragten kann man sich melden – die wissen alle Bescheid. Das ist die Caritas-Schiene, die empfehlen wir natürlich.

Es kann aber auch jeder, der Masken näht, zu einem benachbarten Dienst gehen oder zu einer benachbarten Einrichtung, wo er weiß, die kümmern sich um Obdachlose, egal ob die Caritas ist oder ein anderer Träger. Da kann man dann auch nachfragen, ob dort Masken benötigt werden. Aber gut wäre natürlich, wenn man diesen Weg über die Integrationsbeauftragten, die Ehrenamtskoordinatoren oder die örtlichen Caritasverbände wählt.

DOMRADIO.DE: Heißt das, die Wohlfahrtsverbände, auch die christlichen Wohlfahrtsverbände sind untereinander schon in dieser Frage vernetzt?

Elschenbroich: Nein, so kann man das leider noch nicht sagen. Dazu ist das Thema zu frisch. Im Moment geht es ja durch die Decke. Ich sage jetzt nur, dass das fiese Virus ja auch nicht die Grenzen eines Wohlfahrtsverbandes einhält. Deshalb möchte ich nicht den Eindruck erwecken, dass nur die Caritas versorgt werden muss.

DOMRADIO.DE: In der Tat geht das Thema im Moment durch die Decke. In Österreich sind jetzt Mundschutze verordnet worden und auch in Jena wurde beschlossen, dass Menschen, die rausgehen, einen Mundschutz tragen sollen. Haben Sie denn da jetzt Hochkonjunktur, stehen die Telefone nicht still? Oder wie bestellen die Menschen Masken bei Ihnen?

Elschenbroich: Wir arbeiten im Moment eigentlich keine Bestellungen ab, sondern haben das Ganze agil geregelt. Unsere Betriebe sind Bestandteil der Caritas, und zuerst werden jetzt mal von diesen Betrieben die Dienste und Einrichtungen beliefert, von denen wir einfach wissen, dass sie es ganz nötig haben. Das sind zum Beispiel Dienste für Obdachlose und Pflegedienste.

Von daher läuft das weniger über Bestellungen als über ganz schnelle Kommunikationswege. Und wir kommen natürlich nicht hinterher. Der Caritasverband Düsseldorf schafft es tatsächlich, tolle 200 Masken in seinem EiNZIGWARE-Betrieb mit der Hilfe von Ehrenamtlichen zu machen. Aber das ist im Moment natürlich auch ein Tropfen auf den heißen Stein.

DOMRADIO.DE: Also ein hoch nachgefragtes Gut, wo man sich einbringen kann und wo man helfen kann in dieser Krise, etwas zum Besseren beizutragen.

Elschenbroich: Das stimmt allerdings. Und wenn Sie vor Ort nicht weiterkommen, nicht über die Caritas, und nicht über die pfarrliche Schiene, dann haben wir auch auf unserer Ebene eine Kontaktmöglichkeit geschaltet: mundschutz@caritasnet.de.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR