Birgitten-Schwestern gehören in Bremen schon zum Stadtbild

Klosterbesuch zum 650. Todestag der heiligen Birgitta

Vor 650 Jahren starb die heilige Birgitta von Schweden. Im Herzen des säkular geprägten Bremen halten Ordensschwestern im bundesweit einzigen Birgittenkloster ihr Andenken wach. Das Haus ist eine Oase der Ruhe in der Hansestadt.

Autor/in:
Michael Althaus
Ordensschwestern des Birgittenordens in der Kapelle des Birgittenklosters Bremen / © Michael Althaus (KNA)
Ordensschwestern des Birgittenordens in der Kapelle des Birgittenklosters Bremen / © Michael Althaus ( KNA )

Eine Schulklasse lärmt durch die Gassen, Menschen unterhalten sich auf der Terrasse eines Cafes, und aus der Kunsthochschule tönt klassische Musik. Eine ungewöhnliche Umgebung für katholische Ordensfrauen, die sich dem Gebet und der Stille verschrieben haben. Und doch steht mitten im "Schnoor", der Keimzelle Bremens und einer der lebendigsten Ecken der Stadt, das bundesweit einzige Birgittenkloster. Fünf Schwestern bewahren das Erbe der heiligen Birgitta von Schweden, deren Todestag sich am 23. Juli zum 650. Mal jährt. 

Der schwedischen Adeligen sollen bereits als Kind die Jungfrau Maria und der gekreuzigte Jesus erschienen sein. Nach dem Tod ihres Mannes führte sie ein asketisches Leben und gründete den Erlöserorden, dessen Schwestern auch als Birgitten bezeichnet werden. Als Beraterin von Adeligen und zwei Päpsten setzte sie sich politisch für Frieden ein, etwa beim Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich und bei der ab 1375 drohenden Kirchenspaltung. Birgitta starb 1373 in Rom und wurde knapp 20 Jahre später heiliggesprochen. Papst Johannes Paul II. machte sie 1999 zur Mitpatronin Europas. 

Elsa Vincent

"Die Internationalität ist etwas, dass uns mit der heiligen Birgitta verbindet"

"Birgitta war eine starke Frau", sagt Schwester Elsa Vincent (52), die Oberin des Bremer Klosters. Sie habe ein gastfreundliches Haus geführt und täglich an ihrem Tisch zwölf Arme beköstigt. "Das machen wir ihr nach." Gäste unterzubringen und zu versorgen, sähen die Schwestern als eine ihrer Hauptaufgaben. Dafür stünden 17 Zimmer im Kloster zur Verfügung. Zudem bekämen Obdachlose, die an der Pforte klingeln, immer eine Mahlzeit. 

Ordensschwester Elsa Vincent, Oberin des Birgittenklosters Bremen / © Michael Althaus (KNA)
Ordensschwester Elsa Vincent, Oberin des Birgittenklosters Bremen / © Michael Althaus ( KNA )

Die Gründung des Klosters in der Hansestadt vor gut 20 Jahren war so etwas wie ein historisches Ereignis - nicht nur, weil die meisten Orden in Deutschland derzeit überaltern und Niederlassungen schließen müssen. Zuletzt wurde in Bremen 1240 ein Kloster errichtet, seit den Zeiten Luthers sind Katholiken an der Weser eine kleine Minderheit. Doch der Anfang des 20. Jahrhunderts in Rom neu gegründete Zweig der Birgitten erlebt seit Jahrzehnten in vielen anderen Ländern eine Blüte. Weltweit gibt es aktuell rund 600 Schwestern in knapp 60 Klöstern, davon rund 20 in Europa. 

Die fünf Ordensfrauen in Bremen stammen aus Indien und Indonesien. "Die Internationalität ist etwas, dass uns mit der heiligen Birgitta verbindet", meint Schwester Elsa. Das Kloster ist in einem lichten Neubau untergebracht, der bei aller Enge nicht beengend wirkt. Die täglich vier gemeinsamen Gebetszeiten verrichten die Schwestern in einer modern eingerichteten Kapelle, zu der man durch einen kleinen Garten gelangt. 

Reliquie gestohlen, Reliquie zurückgekehrt

Vor dem Altar ist ein kleines goldenes Kästchen in den Boden eingelassen, das einen Faden aus einem Gewand der heiligen Birgitta enthält. Vor einigen Jahren wurde die sogenannte Reliquie zusammen mit einigen wertvollen liturgischen Gefäßen gestohlen. Während die Gefäße verschwunden blieben, tauchte das Kästchen einige Tage später unverhofft wieder auf. "Birgitta ist wieder zurückgekehrt", sagt Schwester Elsa und lächelt. 

In Bremen gehören die Ordensfrauen, die graue Gewänder und schwarze Schleier tragen, inzwischen zum Stadtbild. "Anfangs war es ungewohnt in einem so säkularen Umfeld zu leben", sagt die Oberin, die gebürtig aus einer katholisch geprägten Gegend in Indien stammt. Aber mittlerweile habe sie sich daran gewöhnt. Wenn sie in die Stadt gehe, werde sie häufig auf ihre Tracht angesprochen. Einige Menschen reagierten erschrocken, manche auch aggressiv. Viele aber seien interessiert. "Wir erklären dann, dass das weiße Kreuz mit den fünf roten Punkten auf unseren Köpfen an die Wunden des gekreuzigten Jesus erinnert."

Besucher wissen die Gastfreundlichkeit der Schwestern und die Besonderheit des Ortes offensichtlich zu schätzen. "Wir haben in manchen auch anstrengenden Zeiten hier im Hause immer einen Ruhepol gefunden", schreibt eine Gruppe im Gästebuch, die das Kloster mehrfach aufgesucht hat. Eine andere Besucherin bemerkt: "Diese wundervolle Stille, Ruhe und liebevolle Umgebung taten sehr gut."

Quelle:
KNA