Bibelgesellschaft verteilt Bibeln in Braille-Schrift in Simbabwe

"Gegen Ausgrenzung"

Die Deutsche Bibelgesellschaft unterstützt die Verbreitung von Bibeln für blinde und sehbehinderte Menschen in Simbabwe. In dem ostafrikanischen Land leben laut dem dortigen Gesundheitsministerium etwa 125.000 blinde Menschen.

Eine blinde Frau liest mit ihren Händen ein Buch in Braille-Schrift / © Markus Nowak (KNA)
Eine blinde Frau liest mit ihren Händen ein Buch in Braille-Schrift / © Markus Nowak ( KNA )

Das sind rund ein Prozent der Bevölkerung, wie die Bibelgesellschaft mit Sitz in Stuttgart am Freitag mitteilte. 

Viele von ihnen seien von Bildungsangeboten und vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Im täglichen Leben erführen blinde und sehbehinderte Kinder und Erwachsene oft Ausgrenzung und Isolation, sogar in ihren eigenen Familien.

Unterstützung von Schulen

Die Bibelgesellschaft in Simbabwe arbeite etwa mit Schulen zusammen und unterstütze sie mit der Weitergabe biblischer Bücher in Braille-Schrift. Mit dieser Arbeit erreiche man jedes Jahr mehr als 2.000 Menschen, so Nyasha Mafuba, Leiter der Bibelgesellschaft von Simbabwe.

Kathedrale des Heiligsten Herzens Jesu in Harare in Simbabwe.  / © Megapicsouls Photography (shutterstock)
Kathedrale des Heiligsten Herzens Jesu in Harare in Simbabwe. / © Megapicsouls Photography ( shutterstock )

"Dieses und kommendes Jahr wollen wir jeweils 50 vollständige Bibeln in Brailleschrift weitergeben", kündigte er an. Eine vollständige Ausgabe bestehe aus über 40 Einzelbänden und sei mit durchschnittlich 600 Euro etwa 50-mal so teuer wie eine gedruckte Bibel.

Louis Braille erblindete als Kind

Der im Kindesalter erblindete Franzose Louis Braille (1809-1852) erfand 1825 die später nach ihm benannte Blindenschrift mit 16 Jahren. Damit können Blinde gewissermaßen mit den Fingern lesen, indem sie kleine Erhebungen mit den Fingerspitzen ertasten, die von der Rückseite aus in das Papier gedrückt sind.

Sechs solcher Punkte in unterschiedlicher Anordnung bilden jeweils die verschiedenen Buchstaben des Alphabets. Die Braille-Schrift ist inzwischen zum internationalen Standard geworden, nach dem Texte, Zeitschriften und Bücher übersetzt werden. Jede Sprache hat dabei ihr eigenes Punktschrift-Alphabet.

Horst Scheurenbrand, Leiter der Weltbibelhilfe der Deutschen Bibelgesellschaft, betonte den Wert der Braille-Ausgaben für ein selbstbestimmtes Leben von sehbehinderten Menschen. Viele erlebten in ihrem Alltag Diskriminierung. In der eigenen Lektüre der Bibel fänden sie "Hoffnung und Freude".

Braille-Bibel auch in Landessprachen

In Kirchengemeinden oder öffentlichen Bibliotheken, in denen Bibeln in Braille-Schrift zur Verfügung stehen, entstehe zudem Gemeinschaft in Bibellesegruppen. Neben der Bibel auf Englisch hat die Bibelgesellschaft in Simbabwe seit 2023 die vollständige Braille-Bibel auf Shona veröffentlicht.

Für den Herbst sei die Veröffentlichung in einer weiteren Landessprache, Ndebele, geplant. Der Bibelgesellschaften-Weltverband zählt 160 Mitglieder und ist in mehr als 180 Ländern aktiv.

Die Bibel

Bibel ist die Schriftensammlung, die im Judentum und Christentum als Heilige Schrift gilt. Auf den Schriften fußt jeweils die Religionsausübung. Die Bibel des Judentums ist der dreiteilige Tanach, der aus der Tora, den Nevi’im und Ketuvim besteht. Diese Schriften entstanden seit etwa 1200 v. Chr. im Kulturraum der Levante und Vorderen Orient und wurden bis 135 n. Chr. kanonisiert. Das Christentum übernahm alle Bücher des Tanachs, ordnete sie anders an und stellte sie als Altes Testament (AT) dem Neuen Testament (NT) voran.

Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch (KNA)
Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch / ( KNA )
Quelle:
KNA