Bewegendes Pontifikalrequiem für Franziskus im Kölner Dom

"Der Hirte der Kirche"

Im vollbesetztem Kölner Dom haben Gläubige am Mittwochabend dem verstorbenen Papst Franziskus gedacht. In seiner Predigt erinnerte Kardinal Rainer Maria Woelki an einen Pontifex unkonventioneller Art, der nah bei den Menschen war.

Pontifikalrequiem im Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach (DR)
Pontifikalrequiem im Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Ein Papst der Menschen und der Spontanität - so erinnert der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki an diesem Mittwochabend im Dom der Stadt an den verstorbenen Papst. Im Gedenkgottesdienst sagt er: "Papst Franziskus hat dem Petrusdienst seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt." Gemeinsam mit dem Erzbischof gedenken viele hundert Menschen in der voll besetzten Kathedrale des Toten- auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die stellvertretende Konsulin der Republik Argentinien und die Konsulin der Republik Italien. Sie alle verbinden ganz persönliche Gedanken mit Franziskus.

Woelki erinnert an einen Pontifex, der nah bei den Menschen war und mit seiner unkonventionellen Art Muster durchbrach. "Mit seiner Spontanität hat er uns immer wieder überrascht und die Welt zum Nachdenken gebracht", so Woelki und hebt auch den Leitungsstil des verstorbenen Kirchenoberhauptes hervor. Die großen synodalen Prozesse unter Franziskus - etwa die Amazonas- und die Familiensynode - hätten die Kirche und ihre Art der Leitungsverantwortung bleibend verändert. "Zu seinem Vermächtnis an uns gehört es insofern, dass wir die Kirche immer mehr zu einer hörenden und dienenden Gemeinschaft in der gemeinsamen Nachfolge Christi werden lassen."

Ein Papst für die Menschen

Kardinal Woelki erinnert im Gottesdienst auch an Franziskus als einen Papst, der die Hände ausstreckte, zu anderen Konfessionen und Religionen. Auch reichte er sie jenen, die nicht an Gott glauben oder in der Kirche schweres Leid erfahren haben. "Gerade auch in diesen für ihn oft schmerzvollen Begegnungen war er der Hirte der Kirche - der, der sich um jede und jeden bemüht, die seiner Hirtensorge anvertraut sind."

Franziskus sei ein Hirte gewesen, der den Geruch der Schafe annehmen wollte, der bei den Menschen gewesen sei, ihre Hoffnungen geteilt habe, genau wie ihre Sorgen und Ängste. "Papst Franziskus hat dem Petrusdienst seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt", so der Kölner Kardinal.

 

"Geredet, wie ihm der Mund gewachsen ist"

Für den angehenden Diakon Andre aus Brühl war Franziskus mit Benedikt XVI. einer der Päpste, die er wirklich bewusst erlebt hat. Als Katholik empfinde er es zwar nicht als Zwang, aber es gehöre für ihn dazu, einen Gottesdienst zu besuchen, wenn das Oberhaupt der Kirche stirbt. Mit Franziskus verbinde er unter anderem dessen Nahbarkeit.

"Und an der ein oder anderen Stelle hat er geredet, wie ihm der Mund gewachsen ist. Vielleicht auch mal eher unüberlegt. Aber das hat ihn zum Menschen gemacht", sagt Andre. Für die Gedenkfeier habe er extra auf einen Tag Familienurlaub verzichtet - seine Frau sei mit den Kindern schon einmal vorausgefahren.

Auch aus der Ferne faszinierend

Helmut Platt aus Neuss erzählt, er sei persönlich eng mit der Kirche verbunden - und damit auch mit dem Papst. Er hält den verstorbenen Pontifex für besonders authentisch: "Papst Franziskus stach dadurch heraus, dass er besonders zurückhaltend und bescheiden aufgetreten ist."

Gottesdienstbesucherin Angelika aus Köln erinnert sich an zwei Gelegenheiten, bei denen sie den Papst in Rom mit eigenen Augen gesehen habe. Auch wenn es Begegnungen mit einiger räumlicher Distanz gewesen seien, sagt sie: "Ich war sofort fasziniert von dem Mann." Sie denke bei Franziskus vor allem an seine Offenheit für die Menschen: "Er ging auf Menschen mit Behinderung zu, nahm sie in den Arm. Oder auf arme Leute, das war ihm einfach wichtig."

"Als Person sehr wichtig"

Zu den Besuchern des Gottesdienstes im Dom gehört auch Schwester Sarah-Marie von der Kölner Gemeinschaft von Jerusalem: "Mir war Franziskus einfach als Person sehr wichtig, nicht nur als Papst. Er war eine Stimme der Menschlichkeit." Sie wolle die Gelegenheit nutzen, im Sinne dieser Menschlichkeit Abschied zu nehmen. Aus der Amtszeit des Papstes werde sie sich ebenfalls an dessen Offenheit erinnern - und an die Idee, dass alles Kirche sei.

Auch Priester sind angereist, die am Papstgedenken teilnehmen möchten. Einer von ihnen ist Pfarrer Tobias Hopmann aus Euskirchen. Was er mit Franziskus verbindet? "Der Heilige Vater konnte viele Menschen bewegen. Nicht nur Katholikinnen und Katholiken, sondern auch viele Menschen, die sonst mit Kirche weniger zu tun hatten." Hopmann ist sich sicher: Franziskus hat Welt und Weltkirche geprägt. Nicht zuletzt deshalb wolle er als Katholik, ganz wie der Papst es sich zu Lebzeiten von den Gläubigen gewünscht habe, für ihn beten.


Bundesweit Totenmessen für Papst Franziskus

Für den verstorbenen Papst Franziskus werden in den kommenden Tagen bundesweit und in Nordrhein-Westfalen Gedenkgottesdienste gefeiert. Ein bundesweites Requiem ist kommende Woche Dienstag in der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale geplant und wird live vom ZDF übertragen. Zu dem Gottesdienst laden die Deutsche Bischofskonferenz, der Apostolische Nuntius in Deutschland und das Erzbistum Berlin gemeinsam ein, wie die Veranstalter am Mittwoch in Bonn und Berlin mitteilten. Auch in verschiedenen katholischen Kirchen in NRW Trauergottesdienste geplant.

Hauptzelebrant und Prediger des Requiems in Berlin ist den Angaben zufolge der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Eingeladen sind Vertreterinnen und Vertreter des kirchlichen und politischen Lebens in Deutschland.

Für den Freitag ruft der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz die Gemeinden seines Erzbistum dazu auf, am Vorabend des Begräbnisses jeweils ein zentrales Requiem für den verstorbenen Papst in den jeweiligen Pastoralen Räumen des Erzbistums Paderborn zu feiern, zum Beispiel um 18 Uhr zur Totenmesse in die Franziskanerkirche in Dortmund. Im Bonner Münster ist zum selben Zeitpunkt ein Requiem geplant, dass auch DOMRADIO.DE überträgt. 

Der Aachener Bischof Helmut Dieser feiert am Sonntag um 10 Uhr im Aachener Dom eine Messe im Gedenken an den Verstorbenen. In Münster erinnert Diözesanadministrator Antonius Hamers ebenfalls am Sonntagvormittag an den Papst. Im Essener Dom soll am 4. Mai ein Trauergottesdienst mit dem Ruhrbischof Franz Josef Overbeck stattfinden. Auch in einzelnen Gemeinden gibt es Gedenkveranstaltungen und Gebete. In vielen Kirchen liegen zudem Kondolenzbücher aus.

Beerdigung am Samstag in Rom

Die Beerdigung des Papstes ist am Samstag in Rom ab 10 Uhr geplant (live auf DOMRADIO.DE). Bereits seit Mittwoch ist sein Leichnam im Petersdom aufgebahrt. Papst Franziskus war am Morgen des Ostermontags gestorben. Tags zuvor hatte der 88 Jahre alte kranke Pontifex noch den traditionellen Ostersegen "Urbi et Orbi" von der Loggia des Petersdoms aus gespendet.

Inhalt fehlt.

Quelle:
DR , epd , KNA

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!