Bewährungsstrafe für früheren Diakon aus Bielefeld

Urteil ist gefallen

Über mehrere Jahre soll ein früherer Diakon sexuelle Übergriffe auf Jugendliche begangen haben. Nach einem Geständnis verurteilte das Amtsgericht Bielefeld ihn nun zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe.

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )

Ein ehemaliger Diakon aus dem evangelischen Kirchenkreis Bielefeld ist wegen Missbrauchs in mehreren Fällen zu 23 Monaten Haft auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Der Mann sei geständig gewesen, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts Bielefeld am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bewährungszeit beträgt vier Jahre. Als Geldstrafe muss der Mann 6.000 Euro zahlen. Zudem habe der Angeklagte den Anspruch der Geschädigten auf Schmerzensgeld anerkannt. (AZ: 150/LS 124/24)

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mann sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen in sieben Fällen vorgeworfen. Zudem war der Mann wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material angeklagt. Der evangelische Kirchenkreis Bielefeld hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Jahr 2021 Anzeige gegen den inzwischen gekündigten Mitarbeiter erstattet.

Treffen führen zu Missbrauch

Zu den Vorfällen soll es im Zeitraum von 2005 bis 2011 gekommen sein. Der Beschuldigte soll einen Kreis von Jugendlichen regelmäßig privat eingeladen haben. Bei diesen Treffen soll es auch um sexuelle Themen gegangen sein. Die Anwesenden sollen zum Teil nackt zusammengesessen haben. Dabei seien auch Aufnahmen gemacht worden.

Der Mann soll mehrere männliche Jugendliche in sexueller Absicht an deren Geschlechtsorganen berührt haben. Darüber hinaus sollen gemeinsame Saunagänge und Massagen stattgefunden haben.

Der Kirchenkreis Bielefeld hatte nach eigenen Angaben unmittelbar nach Bekanntwerden des Falles den Beschuldigten vom Dienst freigestellt und das Arbeitsverhältnis beendet. Zudem hatte der Kirchenkreis bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld Strafanzeige erstattet.

Blick über Bielefeld / © Nikki Bridges (shutterstock)

Unabhängig vom Ausgang des Strafverfahrens sei im März dieses Jahres in Abstimmung mit den Betroffenen eine wissenschaftliche Studie zur Aufarbeitung in Auftrag gegeben worden, erklärte der Bielefelder Superintendent Christian Bald. "Wir werden die Ergebnisse des Abschlussberichts veröffentlichen und Empfehlungen aus der wissenschaftlichen Aufarbeitung mit Blick auf unsere Strukturen innerhalb der Kirche umsetzen", erklärte Bald.

Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche

Die Zahl der Missbrauchsopfer in der evangelischen Kirche und Diakonie ist viel höher als bislang angenommen. Laut einer Studie sind seit 1946 in Deutschland nach einer Hochrechnung 9.355 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht worden. Die Zahl der Beschuldigten liegt bei 3.497. Rund ein Drittel davon seien Pfarrpersonen, also Pfarrer oder Vikare. Bislang ging die evangelische Kirche von rund 900 Missbrauchsopfern aus. Die Forum-Studie wurde von einem unabhängigen Forscherteam erarbeitet und in Hannover veröffentlicht.

Gedruckte Ausgaben der Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche liegen auf einem Tisch / © Sarah Knorr (dpa)
Gedruckte Ausgaben der Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche liegen auf einem Tisch / © Sarah Knorr ( dpa )
Quelle:
epd