Betroffenen-Sprecher mit Forderungen an Evangelische Kirche

Missbrauchsaufarbeitung muss Topthema werden

Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt muss nach Meinung von Betroffenen zum Topthema in der evangelischen Kirche werden. Das neu gegründete Beteiligungsforum sei "die letzte Chance" für die evangelische Kirche.

EKD-Synode / © Matthias Rietschel (epd)
EKD-Synode / © Matthias Rietschel ( epd )

So könne man gemeinsam mit Betroffenen die Verbrechen unter dem Dach der evangelischen Kirche aufklären und aufarbeiten, sagte der Sprecher der Betroffenen im Beteiligungsforum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Detlev Zander, am Dienstag vor den 128 Delegierten der Synode in Magdeburg.

Zander berichtete dem Kirchenparlament über die Arbeit des Beteiligungsforums. Das Forum hatte im Juli seine Arbeit aufgenommen, nachdem die EKD im vergangenen Jahr den kurz zuvor gegründeten Betroffenenbeirat ausgesetzt hatte. Grund dafür waren Streitigkeiten über Rolle und Ausstattung des Gremiums. Daran hatte es viel Kritik gegeben. In dem neuen Forum sitzen 17 Mitglieder, darunter 9 Kirchenvertreter und 8 Betroffene. Für Beschlüsse bedarf es einer doppelten Mehrheit beider Gruppen.

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist die Gemeinschaft der 20 evangelischen Landeskirchen in der Bundesrepublik. Wichtigste Leitungsgremien sind die EKD-Synode mit ihren Mitgliedern, die Kirchenkonferenz mit Vertretern der Landeskirchen sowie der aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehende Rat. Sitz des EKD-Kirchenamtes ist Hannover.

Synode der EKD / © Norbert Neetz (epd)
Synode der EKD / © Norbert Neetz ( epd )

Gestritten worden sei in der Vergangenheit genug, betonte Zander.

Gemeinsam etwas erreichen

Nun sei es an der Zeit, dass gemeinsam etwas erreicht werde. Man arbeite im Beteiligungsforum mit den Verantwortlichen der EKD und Diakonie gut zusammen, sagte Zander: "Hart in der Sache, aber fair im Umgang."

Der Sprecher der Beauftragten im Beteiligungsforum, Landesbischof Christoph Meyns, der seine Funktion zum 1. Dezember an die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst abgeben wird, kündigte an, dass die Ergebnisse der Aufarbeitungsstudie, die seit 2019 läuft, im kommenden Herbst vorliegen sollen. Zudem soll es eine Online-Vernetzungsplattform für Betroffene geben.

Auch eine Grundlage für eine Gemeinsame Erklärung mit der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Kerstin Claus, solle "rasch" geschaffen werden, sagte Meyns.

Zusammenarbeit mit dem Unabhängigen Beauftragen

Die EKD arbeitet seit November 2018 mit dem Unabhängigen Beauftragten zusammen. Für den Bereich der 20 evangelischen Landeskirchen wird eine ähnliche Erklärung angestrebt, wie sie bereits 2020 mit der katholischen Kirche über verbindliche Kriterien für die Aufarbeitung geschlossen wurde. Streitpunkt war bislang die Betroffenenbeteiligung.

Die Gespräche mit Claus' Vorgänger im Amt des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, waren jedoch nach der Aussetzung des Betroffenenbeirats weitgehend zum Erliegen gekommen. Claus sprach im Sommer davon, dass eine Erklärung 2023 kommen könnte.

Quelle:
epd