Berliner erinnern an entführte israelische Geiseln

Mit festlicher Tafel ohne Gäste

Mehr als 200 Menschen aus Israel werden von der Terrororganisation Hamas im Gaza-Streifen als Geiseln gefangen gehalten. Zum Auftakt des Schabbat wurde in Berlin mit einer Solidaritätsaktion an sie erinnert.

Etwa 220 leere Stühle vor einer festlich gedeckten Schabbat-Tafel. Die jüdische Gemeinde zu Berlin hat an die entführten Geiseln erinnert. / © Rolf Zoellner (epd)
Etwa 220 leere Stühle vor einer festlich gedeckten Schabbat-Tafel. Die jüdische Gemeinde zu Berlin hat an die entführten Geiseln erinnert. / © Rolf Zoellner ( epd )

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat zum Beginn des Schabbat am Freitagabend mit einer Solidaritätsaktion an die von der Hamas aus Israel entführten Geiseln erinnert. Dazu war vor dem jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße ein festlich gedeckter Schabbat-Tisch mit rund 220 leeren Stühlen und Bildern der Entführten aufgebaut. An der Veranstaltung, bei der auch die Namen der Geiseln verlesen wurden, nahmen rund 350 Menschen teil, darunter Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD).

Auch Generalsuperintendentin UlrikeTrautwein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) sowie weitere Bundes- und Landespolitiker beteiligten sich an der Solidaritätsaktion. Bei dem Angriff der Terrororganisation Hamas aus dem Gaza-Streifen am 7. Oktober wurden in Israel mehr als 1.400 Menschen getötet und mehr als 220 Menschen als Geiseln nach Gaza verschleppt.

Nahost-Konflikt nicht auf Berliner Juden und Jüdinnen austragen

Chialo rief angesichts von pro-palästinensischen Demonstrationen und Angriffen auf jüdische Einrichtungen zum Dialog in der Stadt auf. Der Nahostkonflikt dürfe nicht auf dem Rücken der in Berlin lebenden Jüdinnen und Juden ausgetragen werden, betonte er. Niemand sollte in Berlin in Angst leben. Die Sicherheit jüdischer Einrichtungen müsse gewährleistet werden. Kritik an der israelischen Regierungspolitik sei zwar legitim, das Existenzrecht des Staates Israel sei jedoch nicht verhandelbar.

Bundestagsvizepräsidentin Pau rief dazu auf, gegen Antisemitismus aufzustehen und die Demokratie zu verteidigen. Der Hamas-Angriff sei ein Pogrom gewesen und der größte Massenmord an Jüdinnen und Juden nach der Schoah, betonte sie. Generalsuperintendentin Trautwein rief Christinnen und Christen dazu auf, für den Schutz von Jüdinnen und Juden einzutreten sowie Hetze und der Relativierung der Hamas-Massaker entgegenzutreten.

Auch in den vergangenen Tagen fanden in Synagogen der Stadt Gedenkgottesdienste für die nach Gaza verschleppten Geiseln statt.

Juden in Deutschland

Jüdisches Leben auf dem Gebiet der Bundesrepublik gibt es seit mehr als 1.700 Jahren. Der älteste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahr 321 aus Köln. Vor der nationalsozialistischen Machtergreifung lebten 1933 auf dem Gebiet des Deutschen Reiches rund 570.000 Juden. In der Folge des Holocaust wurden etwa 180.000 von ihnen ermordet, sehr viele flohen. 1950 gab es nur noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Eine Zukunft jüdischen Lebens im Land der Täter schien unwahrscheinlich und war innerjüdisch umstritten.

Ein jüdischer Mann mit einer Kippa / © Nelson Antoine (shutterstock)
Ein jüdischer Mann mit einer Kippa / © Nelson Antoine ( shutterstock )
Quelle:
epd