Berlin erinnert an den 200. Todestag Luises

Preußens "Königin der Herzen"

Mit einem Gottesdienst erinnert Berlin heute an den 200. Todestag von Königin Luise von Preußen. Auch wenn die Königin im öffentlichen Bewusstsein nicht mehr so gegenwärtig ist wie Elisabeth von Österreich-Ungarn - über lange Zeit war sie mindestens ebenso populär. Ihre Verehrung stand der Sissis in nichts nach.

 (DR)

Preußens spätere Königin wurde 1776 als Tochter des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz geboren. Die Heirat mit dem Kronprinzen öffnet ihr die politische Bühne in Berlin.

Wo immer sie auftrat, waren die Menschen von ihrer Schönheit und ihrem Charme begeistert. In einem Huldigungsgedicht verlieh ihr August Wilhelm Schlegel bereits 1798 den Titel "Königin der Herzen", der Dichter Novalis beschreibt das Königspaar als das "ideale Paar".

Doch es gab auch Neider. So liest man ein unfreundliches Zitat des Freiherrn vom Stein, der Luises Fürsprache zwar seinen ersten Ministerposten verdankte, ihr aber Koketterie und Verschwendungssucht vorwarf und sie keineswegs für eine ideale Mutter hielt.

Wichtigste Rolle in Zeit der Krise
Ihre wichtigste Rolle übernimmt die Königin 1806 in Preußens größter Krise: Die vernichtende Niederlage gegen Napoleon treibt das Königspaar zur Flucht ins ferne Memel. In den Friedensverhandlungen von Tilsit ergreift Luise die Initiative, trifft Napoleon und bittet ihn um Gnade für Preußen. Dieses Zusammentreffen ist erst nach der Reichsgründung 1870/71 zum Bildmotiv geworden und trug zum Luisen-Mythos bei.

Erst im Dezember 1809 kehrt die Königsfamilie nach Berlin zurück. Ein halbes Jahr darauf stirbt Luise auf dem väterlichen Sommerschloss Hohenzieritz in Mecklenburg.

Luisenkult und Ende der Verehrung
Nach ihrem Tod 1810 setzten verschiedene Phasen des Luisenkults ein. Wechselnde politische Systeme instrumentalisierten den Mythos für ihre Ziele, die preußische Monarchie während der 1848er Revolution genauso wie die Weimarer Republik oder gar das NS-Regime, das Luise den deutschen Frauen als Vorbild einer standhaft leidenden Frau empfahl.

Erst nach 1945 ebbte die kultische Verehrung ab. "Luise wird im Wirtschaftswunder-Deutschland nicht gebraucht", urteilt der Historiker und Ko-Kurator Philipp Demandt. Ähnliches konstatiert der Schriftsteller Günther de Bruyn für die DDR.

Eine zeitgenössische Parallele bietet die britische Prinzessin Diana, die ähnlich wie luise nach ihrem frühen Tod 1997 als "Queen of Hearts" verklärt wird. In ihrer Spiegelung von Realität und Mythos zeigt die Ausstellung aber, dass die historische Bedeutung Luises geringer war