Benediktiner-Abtprimas spricht sich dennoch gegen Verstaatlichung der Finanzwirtschaft aus

Manager sind keine Heiligen

Notker Wolf ist bekannt für seine politischen Meinungen. So erregte vor einem Jahr eine Anzeige der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" für Aufsehen, in der der oberste Benediktiner für mehr Eigenverantwortung des Einzelnen warb. Nun hat sich Wolf zur Banken- und Finanzkrise geäußert - und bezieht erneut eindeutig Stellung.

 (DR)

Der Abtprimas der Benediktiner Notker Wolf, hat sich gegen eine Verstaatlichung der Finanzwirtschaft ausgesprochen. Es wäre schlimm, wenn die Regierung nun meinte, Unternehmen leiten zu können, sagte Abtprimas Notker Wolf am Samstag im Deutschlandradio Kultur angesichts der Finanzkrise. "Die Politiker sind sicher keine besseren Top-Manager", sagte er. Gleichzeitig verteidigte er die Manager. "Ich kann nicht erwarten, dass die Top-Manager lauter Heilige sind", sagte Wolf. Diese seien genauso wie andere Menschen und liefen Gefahr, gierig zu werden. Auch andere Menschen würden zugreifen, wenn sich ihnen die Gelegenheit böte.

Der Abtprimas äußerte zugleich Kritik an den Managern: "Wenn sie sagen, sie wussten nichts, dann hätten sie schon längst abgesetzt werden müssen. Denn bei so einer Position gehört nun einmal auch das Know-how dazu." Außerdem hätten Manager den Bezug zur Realität verloren. Sie wüssten heute nicht mehr, was es für einen Arbeiter bedeute, wenn er seinen Job verliere und mit seiner Familie auf der Straße stehe.

"Mitverantwortung für die gesamte Gesellschaft"
Mit Blick auf die Managergehälter sagte Wolf, zusätzliche Zahlungen in Form von Boni seien nichts Schlechtes, allerdings gehe es darum, das rechte Maß einzuhalten. Jetzt höre man wieder den Ruf nach Werten und Ethik. Es sei jedoch selten, dass die Menschen, die danach verlangten, danach auch ethischer handelten, kritisierte er. "Werte zu verwirklichen bedeutet nicht selten auch, einen Verzicht zu üben", so der Abtprimas.

Christliche Werte sehe er durchaus im System der sozialen Marktwirtschaft repräsentiert, betonte der Geistliche. "Dass wir soziale Marktwirtschaft haben und nicht den reinen Kapitalismus - soziale Marktwirtschaft, das ist für mich natürlich schon ein Stück Christentum. Das heißt, die Mitverantwortung für die gesamte Gesellschaft."