Benedikt XVI. war doch bei der Ordinariatssitzung dabei

Was folgt aus der Korrektur?

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat eine wichtige Aussage für das Münchener Missbrauchsgutachten korrigiert. Wie Benedikt weiter vorgehen wird und wie der Vatikan reagieren könnte, ordnet Mario Galgano von Vatikan News ein.

Münchner Missbrauchsgutachten, Westpfahl, Spilker, Wastl, WSW / © Sven Hoppe/dpa-POOL (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten, Westpfahl, Spilker, Wastl, WSW / © Sven Hoppe/dpa-POOL ( KNA )

DOMRADIO.DE: Papst emeritus Benedikt hat seine Einlassung im Missbrauchsgutachten der Münchner Kanzlei korrigiert. Was genau hat er da korrigiert?

Papst Benedikt XVI. am 22. September 2011 im Olympiastadion in Berlin / © Harald Oppitz (KNA)
Papst Benedikt XVI. am 22. September 2011 im Olympiastadion in Berlin / © Harald Oppitz ( KNA )

Mario Galgano (Vatican News): Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat eine wesentliche Aussage zum Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert. Konkret geht es um eine Ordinariatssitzung, die am 15. Januar 1980 stattgefunden hat. Entgegen seiner bisherigen Darstellung hat er jetzt doch teilgenommen, Gemäß dem Münchner Gutachten hatte der emeritierte Papst behauptet, er habe da nicht teilgenommen. Und bei dieser Ordinariatssitzung geht es um einen Priester, der aus der Diözese Essen stammt und der im Erzbistum München und Freising aufgenommen wurde. Das ist ein Missbrauchstäter gewesen. Und in seiner ersten Stellungnahme im Rahmen der Anhörung zum Münchner Gutachten hatte Benedikt XVI. bestritten, an der Sitzung teilgenommen und somit sozusagen mitgewirkt zu haben an der Anstellung dieses Priesters. In seiner jetzigen Stellungnahme korrigierte das.

DOMRADIO.DE: Wird Benedikt sich noch weiter zu den Vorwürfen äußern?

Die Erklärung von Benedikt XVI. zum Münchner Gutachten

In einer Stellungnahme hatte der emeritierte Papst Benedikt XVI. Anfang vergangenen Jahres eine wichtige Aussage seiner Einlassung aus dem Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die von seinem Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, gegenüber KNA abgegebene Stellungnahme in vollem Wortlaut:

Münchner Missbrauchsgutachten, Westpfahl, Spilker, Wastl, WSW / © Sven Hoppe/dpa-POOL (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten, Westpfahl, Spilker, Wastl, WSW / © Sven Hoppe/dpa-POOL ( KNA )

Galgano: Ja, bereits am Donnerstag bei der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens, hat der Privatsekretär von Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, mitgeteilt und bekannt gegeben, dass man das Gutachten nochmals prüfen und studieren wird, dass man auch vor allem den Opfern nahesteht, für sie betet und auch die Scham ausgedrückt. Das wurde jetzt abermals betont, dass Benedikts XVI. diese über 1000 Seiten Gutachten nochmals prüfen wird, studieren wird. Und dann wird es eine Stellungnahme geben zu den Vorwürfen, auch zu den Resultaten dieses Gutachtens von Seiten des emeritierten Papstes.

DOMRADIO.DE: Ist Benedikt in seinem Alter überhaupt noch in der Lage, diese komplizierten Sachverhalte zu verfolgen und sich dazu fundiert zu äußern?

Galgano: In der Tat ist ja der emeritierte Papst Benedikt XVI. 94 Jahre alt, aber er ist geistig noch fit, er ist noch da, präsent. Er ist körperlich gebrechlich, aber das hindert ihn nicht daran, das Gutachten zu prüfen. Das kann er. Und er hat ja auch enge Mitarbeiter, die ihm behilflich sein können und auch sind, auch logistisch, um eine Stellungnahme mitzuteilen.

DOMRADIO.DE: Wird es auch eine Stellungnahme des Vatikan, des Papstes dazu geben?

Galgano: Ja, es wird eine Stellungnahme des Vatikans, des Heiligen Stuhls, dazu geben. Ob sich Papst Franziskus dazu äußern wird, das weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall wird das Münchner Gutachten hier im Vatikan geprüft und studiert. Und dazu wird es dann im Nachhinein eine ausführliche Stellungnahme geben. Das wird sehr wahrscheinlich so sein wie im Fall McCarrick, als da auch Vorwürfe an den Vatikan gerichtet wurden, oder auch dann an Würdenträger, gab es dann eine Stellungnahme im Nachhinein. Da wurde das Ganze nochmals genauer angeschaut und sehr ausführlich dargestellt, eben aus Sicht des Vatikans. Und ich kann mir gut vorstellen, dass das jetzt auch zum Münchner Missbrauchsgutachten geschehen wird, dass es sehr vertieft angeschaut wird, auch kritisch betrachtet wird oder auch die einzelnen Punkte aufgegriffen werden, die jetzt auch in den Resultaten dieses Gutachtens zu lesen sind.

Quelle:
DR
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