Benedikt XVI. startet seine Reise nach Mexiko und Kuba

Zu Besuch bei einem kranken Patienten

Der Papst startet an diesem Freitag zu seiner Pastoralreise nach Mexiko und Kuba. Es ist seine 23. Auslandsreise und seine erste in die Region des spanischsprachigen Amerika. Zum Auftakt erlebt Benedikt XVI. in Mexiko Generalüberholtes und Angeschlagenes.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

Leons Marienkathedrale erstrahlt rechtzeitig vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI. in neuem Glanz: Auf das Gotteshaus und die größte Stadt des zentralmexikanischen Bundesstaates Guanajuato werden sich in der kommenden Woche nicht nur die Augen der mexikanischen Katholiken, sondern wohl die der gesamten Weltöffentlichkeit richten. Deshalb hat die Erzdiözese das ohnehin schon schmucke Gotteshaus noch einmal einer Generalüberholung unterzogen. Vor allem die restaurierten Kirchenfenster sind der ganze Stolz der Gläubigen in Leon.

Hier wird am 26. März ein Vespergottesdienst mit den Bischöfen Mexikos und Lateinamerikas gefeiert. Die Schätzungen der mexikanischen Medien, wie viele Pilger denn zu dem Freiluftgottesdienst am 25. März in Leon erwarten werden, gehen stark auseinander. Sicher ist: Es gibt nur 300.000 nahezu fälschungssichere und kostenlose Karten, die auf die Diözesen Mexikos aufgeteilt wurden. Die Tageszeitung "Processo" geht jedoch von bis zu einer Million Menschen aus, die irgendwie versuchen wollen, einen Blick auf den Papst zu werfen.

Ernste Themen
Die schönen Bilder von der restaurierten Kathedrale und den jubelnden Menschenmassen werden aber die ernsten Themen des Mexiko-Besuches nicht gänzlich überstrahlen können. Vor allem der im Norden tobende Drogenkrieg wird die Gespräche bestimmen. Benedikt XVI. wird während seines Aufenthaltes zum Ende der Gewalt aufrufen, erklärte der vatikanische Nuntius, Erzbischof Christophe Pierre. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sind seit 2006 mehr als 50.000 Menschen dem Drogenkrieg zum Opfer gefallen.

Der Papst komme nicht, um das Mexiko von gestern kennenzulernen, sondern das Mexiko von heute - gerade weil seine aktuelle Situation so schwierig sei, erklärte der Vatikan-Botschafter. Der Vorsitzende der Mexikanischen Bischofskonferenz und des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, Erzbischof Carlos Aguilar Retes, sieht im Besuch Benedikts XVI. auch eine tröstende Wirkung für das vom Drogenkrieg gebeutelte Volk: "Das ist, als wenn jemand krank ist, und es kommt ein Angehöriger, um nach dem Kranken zu sehen", so der Erzbischof von Tlalnepantla.

Und die "Legionäre Christi"?
Politischer Höhepunkt des Aufenthaltes in Leon wird das Treffen mit Staatspräsident Felipe Calderon sein. Der Papst wolle mit Calderon über die drängenden Fragen Lateinamerikas sprechen, heißt es aus Calderons Umfeld. Und neben dem Drogenkrieg seien das vor allem Fragen der Armutsbekämpfung und der Migration. Die Kritik einiger Politiker am Zeitpunkt der Reise wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen wies Vatikanbotschafter Pierre zurück: Das Kirchenoberhaupt wolle keinerlei Einfluss auf den aktuellen Wahlkampf in Mexiko nehmen; Gespräche mit den Kandidaten für die Wahlen am 1. Juli werde es nicht geben.

Unklar ist, ob und wie das Kirchenoberhaupt sich zu den in die Schlagzeilen geratenen "Legionäre Christi" positionieren wird. Der päpstliche Beauftragte für die in Mexiko gegründete Ordensgemeinschaft, Kardinal Velasio De Paolis, hatte erst jüngst den Willen des Heiligen Stuhls bekräftigt, die Ordensgemeinschaft bei ihrem Weg in eine neue Zukunft zu unterstützen. In den vergangenen Monaten mussten sich die "Legionäre" im Zuge einer noch von dem Kurienkardinal Joseph Ratzinger angestoßenen Überprüfung durch den Vatikan von ihrem Ordensgründer Marcial Maciel Degollado (1920-2008) distanzieren und eine Neuausrichtung einleiten. Der gebürtige Mexikaner war Vater von drei Kindern und soll Seminaristen sexuell missbraucht haben.

Benedikt XVI. besucht von Freitag bis 26. März Mexiko. Danach reist das Kirchenoberhaupt nach Kuba weiter.