Besondere Sicherheitsvorschriften vor dem Papst-Besuch in Mexiko

Im Schatten des Drogenkrieges

Fälschungssichere Eintrittskarten, menschliche Schutzschilde, Alkoholverbot: Wenn Benedikt XVI. am Freitag auf dem Flughafen in Leon landet, haben Mexikos Behörden und Kirche alle erdenklichen Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit des Papstes zu gewährleisten. Mehr als 50.000 Menschen starben seit 2006 im Drogenkrieg.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

"Der Papst hat keine Angst, Mexiko zu besuchen. Im Gegenteil, er ist sehr glücklich, die Mexikaner zu treffen. Er weiß, dass das mexikanische Volk ihn beschützen wird", sagt der Vatikan-Botschafter in die unzähligen Mikrofone, die sich ihm seit Tagen zum immer gleichen Thema entgegenrecken. Der Papst komme nicht, um das Mexiko von gestern kennenzulernen, sondern das Mexiko von heute - gerade weil seine aktuelle Situation so schwierig sei, erklärt der Papstbotschafter in Mexiko.



Die Schlagzeilen des Drogenkrieges überschatten das Image Mexikos, wenngleich längst nicht alle Regionen des riesigen Landes von der Gewalt heimgesucht werden. Gekämpft und gestorben wird vor allem im Norden, wo die rivalisierenden Drogenkartelle die Kontrolle über die wichtigen Vertriebswege in die USA gegen den Staat und die Konkurrenz verteidigen wollen.



Auf Waffen durchleuchtet zum Papst

Dass die Situation schwierig ist, macht allein die Zahl der Sicherheitskräfte deutlich, die während des viertägigen Aufenthaltes im zentralmexikanischen Bundesstaat Guanajuato für den persönlichen Schutz des Papstes abgestellt sind. Zwar ist Guanajuato vom Zentrum des Drogenkrieges ein gehöriges Stück entfernt; dennoch überlassen die mexikanischen Behörden nichts dem Zufall. Eine Sprecherin des Sekretariates für Zivilschutz in Guanajuato bestätigte die Zahl von abkommandierten 5.700 Sicherheitskräften.



Die Stadt Leon hat derweil den öffentlichen Verkauf von Alkohol während des Papstbesuches in der größten Stadt Guanajuatos verboten.  Bürgermeister Ricardo Sheffield Padilla erklärte, man folge damit einem Rat der für die Sicherheit des Besuches zuständigen Präsidialbehörde EMP. Überall dort, wo der Papst Station mache oder auch nur vorbeifahre, gilt das Verkaufsverbot. Für die, die Benedikt XVI. ganz nahe kommen werden, gelten besondere Sicherheitsvorschriften. Vom Kardinal bis zum einfachen Priester werden alle Teilnehmer, die an den Gottesdiensten und Veranstaltungen mit dem Kirchenoberhaupt teilnehmen dürfen, einem besonderen Sicherheitscheck unterzogen. Niemand kommt zu Benedikt XVI., der nicht vorher auf Waffen durchleuchtet wurde.



Menschliches Schutzschild für den Papst

Die Drogenmafia kündigte an, während des Besuches die Waffen schweigen zu lassen. Entsprechende Schreiben hatte das Drogenkartell der "Tempelritter" Medienberichten zufolge in der Region verteilen lassen. "Wir wollen ein friedliches Guanajuato, deswegen werden wir keine Gewalt anwenden, besonders nicht während des Aufenthaltes des Heiligen Vaters", zitierten mexikanische Zeitungen aus dem Schreiben.



Leons Erzbischof Jose Guadalupe Martin Rabago dementierte indes Berichte über eine angebliche Forderung nach einer Waffenpause der Drogenmafia, wie sie ihm Medien des Landes andichteten. Sein Aufruf geht weit über die Zeit des Papstbesuches hinaus: "Es ist genug mit der Gewalt."



Das größte Problem für die Gastgeber ist der Aufenthalt Benedikts XVI. während des Freiluftgottesdienstes. Die mehr als 300.000 Teilnehmer wurden allesamt mit nahezu fälschungssicheren Tickets ausgestattet. Mehr als 80.000 Jugendliche meldeten sich freiwillig, um den Papst unter anderem während seiner traditionellen Fahrt mit dem Papamobil zu beschützen. Dieses menschliche Schutzschild des Friedens soll als eine der Botschaften des Besuches in einem leidgeprüften Land im Gedächtnis bleiben.