Benedikt XVI. ruft beim Angelus-Gebet zum Frieden im Kaukasus auf

"Im Namen des christlichen Erbes"

Papst Benedikt XVI. hat ein sofortiges Ende der Militäraktionen in Georgien gefordert. Beim Mittagsgebet in seinem Südtiroler Urlaubsort Brixen warnte er am Sonntag vor einer Ausweitung des Konflikts um die Region von Südossetien und appellierte an die internationale Gemeinschaft, sich für eine Friedenslösung auf dem Verhandlungsweg einzusetzen. Anschließend verabschiedete sich der Papst - sein Urlaub in Brixen endet bald.

 (DR)

Er rief die Kontrahenten auf, "auch im Namen des gemeinsamen christlichen Erbes" auf weitere Konfrontationen und gewaltsamen Racheaktionen zu verzichten. Ausdrücklich wandte er sich dabei auch an die orthodoxen Christen und rief zum gemeinsamen Gebet für den Frieden in der Region auf.

Die Nachrichten aus dem Kaukasus mit vielen unschuldigen Opfern seien sehr besorgniserregend und dramatisch, sagte der Papst nach seinem Angelus-Gebet auf dem Domplatz von Brixen. "Ich lade die internationale Gemeinschaft und die besonders einflussreichen Länder auf, in der aktuellen Situation jede Anstrengung zu unternehmen und Initiativen zu fördern, um zu einer friedlichen und dauerhaften Lösung zu kommen - für ein offenes und respektvolles Zusammenleben", so der Papst.

Papst beendet Urlaub in Südtirol
Außerdem bedankte sich der Papst zum Abschluss seines Bergurlaubs in Brixen für die Gastfreundschaft, die Ruhe und die Erholung bedankt. An diesem stillen Ort habe er ausspannen und neue Kräfte für sein Amt und den Alltag sammeln können, sagte er am Sonntag bei seinem Angelus-Gebet auf dem Domplatz in Brixen. Das Kirchenoberhaupt kehrt nach 15-tägigem Aufenthalt im Priesterseminar des Südtiroler Touristenorts am Montag nach Castelgandolfo zurück.

Benedikt XVI. habe sich in Brixen sehr wohl gefühlt und offensichtlich gut erholt, betonte Vatikansprecher Federico Lombardi am Sonntagmittag im italienischen Fernsehen RAI. Offen sei, wo das Kirchenoberhaupt im nächsten Sommer seinen Urlaub verbringe. Brixen habe viel getan, um sich auch im Jahr 2009 für den päpstlichen Sommerurlaub zu empfehlen.

9.000 Menschen erwarten Papst auf Domplatz von Brixen
Mehr als 9.000 Menschen hatten sich am Sonntagvormittag auf dem Domplatz von Brixen zum Angelus-Gebet mit dem Papst versammelt. Aus Sicherheitsgründen war bereits seit den früheren Morgenstunden die Innenstadt des Südtiroler Touristenortes gesperrt.

Vor der Begegnung mit dem Papst feierte Bischof Wilhelm Egger von Bozen-Brixen mit den versammelten Gläubigen eine Messe. Man könne von den Worten des Papstes lernen, man sollte aber auch von seiner Ruhe und seinem Schweigen lernen, betonte der Oberhirte. Benedikt XVI. beendet am Montag seinen 15-tägigen Aufenthalt in Südtirol und kehrt nach Castelgandolfo zurück.

Das Angelus-Gebet mit den Bewohnern und Touristen von Brixen an den beiden Sonntagen ist der einzige öffentliche Auftritt des Papstes während Sommerurlaubs. Von Brixen aus hatte Benedikt XVI. auch einige Ausflüge in die nähere Umgebung unternommen. Vergangenen Dienstag besuchte er den Dolomiten-Ort Oies, die Heimat des heilige China-Missionars Josef Freinademetz (1852 - 1902). Er betete dort für China und für seine Kirche, aber auch für einen friedlichen Verlauf der Olympischen Spiele. Am Mittwoch traf sich das Kirchenoberhaupt in der Brixener Kathedrale mit 400 Priestern und Seminaristen Südtirols.

Am Donnerstag hatte er den früheren italienischen Staatspräsidenten Francesco Cossiga zu einem privaten Mittagessen in das Priesterseminar eingeladen.

Papst neuer Ehrenbürger von Brixen
Unterdessen wurde bekannt, dass der Papst neuer Ehrenbürger von Brixen wird. Anlass sei seine enge Verbundenheit mit dem Touristenort in Südtirol, hieß es zur Begründung. Zugleich solle der Einsatz von Benedikt XVI. für den Dialog der Religionen gewürdigt werden. Der Papst bedankte sich am Samstagabend bei einer kurzen Zeremonie im Innenhof des Priesterseminars von Brixen für die Auszeichnung. Er sei der Stadt seit langem verbunden und habe viele gute Erinnerungen an den Ort und die Schönheit der Landschaft.

Joseph Ratzinger war als Professor und Kardinal seit den 1960er Jahren mehr als ein Dutzend Mal Feriengast in Brixen. In den vergangenen Jahren hatten die Päpste ihren Sommerurlaub abwechselnd im Aosta-Tal und im Cadore-Tal der Dolomiten verbracht. Benedikt XVI. kehrt am Montag nach 15-tägigem Aufenthalt in Südtirol nach Castelgandolfo zurück.

Spekulationen über Südtirol-Urlaub 2009
Der neue Ehrenbürger von Brixen lobte das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen in der Region, das trotz bisweilen auftretender Schwierigkeiten eine große Bereicherung sei. Brixens Bürgermeister Alois Pürgstaller und Landeshauptmann Alois Durnwalder luden den Papst auch für 2009 zu einem Besuch in Südtirol ein. "Wenn Gott will", habe der Papst geantwortet, so Durnwalder anschließend vor Journalisten.

Italienische Zeitung hatten moniert, dass die Ehrenurkunde zunächst nur auf Deutsch ausgefertigt worden war. Erst im letzten Moment sei eine italienischsprachige Fassung erstellt worden. Das Autonomie-Statut für Südtirol sieht für die Region die Zweisprachigkeit vor. In Brixen gehören nach der letzten Volkszählung dreiviertel der Bevölkerung der deutschsprachigen und ein Viertel der italienischsprachigen Volksgruppe an.