Papst Benedikt XVI.: China soll sich dem Evangelium öffnen

Gebet für friedliche Spiele

Drei Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking hat Papst Benedikt XVI. an China appelliert, sich dem Christentum zu öffnen. Da das Reich der Mitte "im politischen, wirtschaftlichen wie auch im geistigen Leben" immer bedeutender werde, sei es wichtig, dass sich China dem Evangelium öffne. Jede Kultur warte auf Christus, sagte er der Papst in dem norditalienischen Dorf Oies. Dort besuchte er das Denkmal des italienischen Heiligen Giuseppe Freinademetz, der 1879 nach China aufgebrochen war, um das Land zu missionieren.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat am Dienstagnachmittag den Südtiroler Dolomiten-Ort Oies, die Heimat des heiligen China-Missionars Josef Freinademetz (1852-1902), besucht. Er betrat das zu einem Museum umgewidmete Geburtshaus des Steyler-Paters und betete dann in der ihm gewidmeten Kirche. Dabei wollte er der Menschen und insbesondere der Kirche in China gedenken und für einen friedlichen Verlauf der Olympischen Spiele beten, hieß es in Kirchenkreisen. Der Vatikan bemüht sich seit einem Jahr verstärkt um eine Annäherung an die Volksrepublik China, zu der er seit 1951 keine diplomatischen Beziehung unterhält.

Benedikt XVI. traf mit dem Hubschrauber aus Brixen ein, wo er seit einer Woche seine Urlaubszeit verbringt und im Priesterseminar wohnt. In Oies wurde er von mehreren Tausend Menschen begrüßt, die in den Bergort hinaufgestiegen waren, um den Papst zu sehen. Nach dem Angelus-Gebet am Sonntag auf dem Domplatz von Brixen war es für die Menschen die erste Möglichkeit, den Papst aus der Nähe zu erleben.

Schon seit den Vormittagstunden hatten sich zahlreiche Menschen zu Fuß in den hochgelegenen Alpenort aufgemacht, der aus nur vier Häusern und einer Kirche besteht. Eine ganze Karawane von Familien, jungen Leuten und auch Urlaubergruppen zog die Passstraße hinauf.

Aus Sicherheitsgründen hat die Polizei die Zufahrt gesperrt. Im Gegensatz zum spontanen Ausflug am Sonntag nach St. Andra, der selbst von den Bewohnern des Ortes kaum bemerkt wurde, hatte ein Sprecher die Fahrt des Papstes in den Geburtsort von Freinademetz vorab angekündigt.

Freinademetz hatte sich 1879 von Südtirol nach Hongkong aufgemacht und war nie wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Er identifizierte sich völlig mit seiner neuen Umgebung. «Auch im Paradies möchte ich Chinesisch bleiben», schrieb er einem Mitmissionar. Der Steyler-Missionar war 1975 von Papst Paul VI. seliggesprochen und 2003 von Johannes Paul II. zusammen mit seinem Ordensgründer Arnold Janssen heiliggesprochen worden. Freinademetz ist der bislang einzige Heilige Südtirols.

Grüße nach Peking
Schon am Sonntag hatte der Papst bei seinem ersten großen Auftritt in Südtirol Grüße in die chinesische Hauptstadt geschickt: Er hoffe, dass die Olympiade „ein gutes Beispiel des Zusammenlebens von Menschen verschiedenster Herkunft im Respekt ihrer gemeinsamen Würde" sein werde. „Möge der Sport ein weiteres Mal Schmelztiegel der Brüderlichkeit und des Friedens zwischen den Völkern sein!"

Die Pekinger Presse berichtet über den Gruß Benedikts: „Der Papst von Rom wünscht der Olympiade Erfolg", schreibt etwa die Zeitung „Xinjing Bao". Über die heiklen Beziehungen des Vatikans zu China hat sich Benedikt am Montag auch mit seinem „Regierungschef" unterhalten, dem Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Dieser gab sich nach dem Gespräch in Brixen gewohnt auskunftsfreudig: Die chinesische Regierung habe nach Rom „positive Signale geschickt, die man nicht unterschätzen sollte". Das sei etwa die Erlaubnis zu katholischen Messfeiern und Gottesdiensten am Rand der Olympischen Spiele - oder die Einladung an Bischöfe aus Macao und Hongkong zur Eröffnung des Großereignisses.

China ist eine der Prioritäten im Pontifikat Benedikts XVI.; vor gut einem Jahr hat er einen langen Brief an die Katholiken im Reich der Mitte geschickt und dabei versucht, gleichzeitig die Rechte der Kirche zu betonen als auch dem Regime die Hand hinzustrecken.