Benedikt XVI. beginnt Australienreise mit informellem Empfang

Der Papst kündigt sich an

Fast wie durch die Hintertür ist Papst Benedikt XVI. am Sonntag in Sydney angekommen. So unauffällig und ohne jedes Zeremoniell, dass seine neunte große Auslandsreise eigentlich noch gar nicht richtig begonnen hat, schon gar nicht in einem Land, das für seine laute Herzlichkeit bekannt ist. Nach der längsten Flugreise der Papstgeschichte - 21 Stunden mit einem Tankstopp im nordaustralischen Darwin - erholt sich das 81-jährige Kirchenoberhaupt erst einmal in streng privater Umgebung von seinem Jetlag. Drei Tage wird er in einem Opus-Dei-Studienzentrum in Kenthurst bei Sydney mit Lesen, Ruhen und Klavierspielen verbringen.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
 (DR)

Das große Willkommensfest muss bis Donnerstag warten. Doch die Erwartungen sind hoch, wenn Benedikt XVI. mit einer symbolträchtigen Hafeneinfahrt zum 23. Weltjugendtag in der südaustralischen Metropole dazustößt. Es ist sein zweiter nach dem Kölner Großtreffen 2005, doch der erste, dessen Vorbereitung ganz in seiner Amtszeit lag. In diesen Tagen stimmen sich rund 225.000 Jugendliche mit einem geistlichen Programm auf die Begegnung mit ihrem Papst ein. Er selbst hat unterdessen schon auf dem Flug Themen benannt, die während seines Aufenthalts bis zum 21. Juli eine Rolle spielen sollen. Sie weisen weit über das Jugendtreffen hinaus.

So will der Papst in Australien offiziell zu den sexuellen Vergehen katholischer Kleriker an Minderjährigen Stellung nehmen. Erst drei Monate zuvor hatte er sich in den USA "tief beschämt" geäußert und sich zum persönlichen Gespräch mit Missbrauchsopfern getroffen. Jetzt kündigte er auf der Hinreise vor Journalisten an, er werde zu dem Thema "im Wesentlichen die gleichen Dinge sagen wie in Amerika" - ein bitteres Eingeständnis, wie international der Notstand ist.

"Wir werden für die Opfer alles uns Mögliche tun, um zu heilen und zu versöhnen", sagte der Papst. Zugleich müsse sich die Kirche selbstkritisch fragen, was in ihrem Krisenmanagement und in ihrer Priesterausbildung ungenügend gewesen sei. In den betreffenden moralischen Fragen drängt Benedikt XVI. auf eine klarere Linie, als sie manche Ethiker in der Vergangenheit zeigten: "Es gibt Dinge, die sind immer schlecht, und Pädophilie ist immer schlecht."

Klimawandel als zentrales Thema
Bei den Jugendlichen will der Papst Ökologie und Klimawandel zu einem zentralen Thema machen. Wenn Benedikt XVI. während des Flugs quer über den Kontinent aus dem Fenster blickte, konnte er brennendes Buschland sehen - Folgen einer langen Dürre. Er, der Intellektuelle und Theologe, weiß, dass sich das Treffen der jungen Katholiken unter dem Motto "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen" nicht mit spiritueller Nabelschau bescheiden darf. Es geht um einen pfingstlichen Neuaufbruch beim Weltjugendtag, "und konsequenterweise sprechen wir deshalb von unserer Verantwortung für die Schöpfung".

"Wir können unser Klima nicht selber schaffen", sagt Benedikt XVI.  Er ist überzeugt, dass mit dieser Einsicht nicht nur ein neues Bewusstsein für die Schöpfung, sondern auch für den Schöpfer wachsen wird. "In diesem geschichtlichen Augenblick beginnen wir zu erkennen, dass wir Gott brauchen." Und deshalb gibt sich der Papst nach eigenen Bekunden "optimistisch" für die Zukunft der Kirche in der Gesellschaft, optimistisch trotz der Krise, in der die Religion in Australien ebenso wie in Europa und selbst im einst glaubensfesten Nordamerika steckt.

Dass die Erosion auch an der "Terra australis", dem "Südlichen Land des Heiligen Geistes" nagt, bestreitet der Papst keineswegs, auch wenn er nicht von einem globalen Niedergang der Religion reden will.

Botschaften zu Ökumene und Kirchenkrise
Prozentual bilden die Katholiken mit 26 Prozent noch die stärkste Gemeinschaft in Australien. Dass sie die Anglikaner überrundet haben, liegt schlicht daran, dass deren Gläubige noch massiver schwinden. Auch nach seinem Verhältnis zur anglikanischen Kirche wurde der Papst auf seinem Weg nach Sydney gefragt. Benedikt XVI.  sah von einer Stellungnahme zu homosexuellen Amtsträgern und Bischofsweihen für Frauen ab - Themen, die der anglikanischen Weltgemeinschaft vor ihrer am Mittwoch beginnenden Lambeth-Konferenz gerade selbst genug zu schaffen machen. Die Konferenz müsse in Verantwortung vor der Gegenwart und in Treue zum Evangelium Lösungen für ihre Fragen finden. Er sei ihnen im Gebet nahe, sagte der Papst.

Welche weiteren Botschaften zu Ökumene und Kirchenkrise, zur Neuevangelisierung und Bewältigung der Schatten in der kirchlichen Vergangenheit er im Gepäck hat, werden seine Ansprachen von Donnerstag an zeigen. Die Aufmerksamkeit hat er jedenfalls schon vor seiner diskreten Landung geschärft.