Belgiens Bischöfe streiten um angemessenen Umgang mit Missbrauch

Zwist unter Brüdern

In der belgischen Bischofskonferenz ist offener Streit über den angemessenen Umgang mit Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche ausgebrochen. Laut Medienberichten vom Mittwoch verwahrten sich mehrere belgische Bischöfe gegen Kritik ihres Amtskollegen Guy Harpigny von Tournai.

Autor/in:
Christoph Lennert
 (DR)

Der in der Bischofskonferenz für die Untersuchung von Missbrauchsvorwürfen zuständige Bischof hatte am Dienstag erklärt, eine Pressekonferenz der Bischöfe am Vortag sei eine "verpasste Chance" für ein Schuldeingeständnis gewesen.



Der Zeitung "De Standaard" sagte Bischofskonferenz-Sprecher Jürgen Mettepenningen, der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Andre-Joseph Leonard, teile Harpignys Auffassungen nicht. Vor einem Schuldeingeständnis müsse die Kirche zunächst in ihren Taten zeigen, dass sie glaubwürdig sei. Bischof Johan Bonny von Antwerpen erklärte, bereits im Mai hätten die Bischöfe in einem Hirtenbrief geäußert, dass sie in der Vergangenheit Fehler begangen haben und dafür die Verantwortung zu übernehmen bereit seien.



Harpigny hatte unter anderem darauf verwiesen, ein Schuldeingeständnis habe nicht nur moralische, sondern auch juristische Folgen. Schadenersatzforderungen an die Kirche könnten die Folge sein. Die belgischen Bischöfe hatten am Montag die Schaffung eines "Zentrums für Anerkennung, Heilung und Versöhnung" angekündigt, Missbrauchsopfern Unterstützung zugesagt und Aufklärung versprochen. Sie reagierten damit auf einen am Freitag veröffentlichten Bericht einer Untersuchungskommission, wonach Missbrauch durch Seelsorger vor allem in den 60er bis 80er Jahren in allen Diözesen und Orden in Belgien vorgekommen sei. Die Kommission hatte mehr als 470 Zeugnisse ausgewertet und unter anderem erklärt, mindestens 13 Missbrauchsopfer hätten später Selbstmord begangen.