Belgiens Bischöfe entschuldigen sich für Verkauf von Kindern

Ordensfrauen kassierten für Adoption

Die katholische Kirche in Flandern steht erneut wegen des Verkaufs von Kindern im 20. Jahrhundert im Rampenlicht. Grund dafür ist ein aktueller Podcast. Die belgischen Bischöfe entschuldigten sich wiederholt für das erlittene Leid.

Symbolblid Füße eines Babys / © Feelkoy (shutterstock)
Symbolblid Füße eines Babys / © Feelkoy ( shutterstock )

Die Zeitung "Het Laatste Nieuws" widmete diesen sogenannten "Kindern der Kirche", die unmittelbar nach der Geburt von ihren Müttern getrennt und zur Adoption weggegeben wurden, einen Podcast.

Rund 30.000 Frauen brachten laut Medienberichten zwischen 1945 und den 1980er Jahren anonym Kinder zur Welt, die dann Ordensfrauen gegen Geld an Adoptiveltern gaben. 

Bischöfe / © Jeoffrey Guillemard (KNA)
Bischöfe / © Jeoffrey Guillemard ( KNA )

Unmittelbar nach Ausstrahlung des Podcasts erklärten die Bischöfe in einer Pressemitteilung, die katholische Kirche wolle "sich [gemeinsam mit dem flämischen Parlament] bei den Opfern von Zwangsadoptionen entschuldigen".

Die belgischen Bischöfe seien sich des Leids einer großen Zahl leiblicher Mütter und auch adoptierter Kinder bewusst, heißt es dort. Der Trennungsschmerz sei oft dauerhaft und müsse endlich geheilt werden.

Zwischen 10.000 und 30.000 belgische Francs für ein Kind

Die Vorgänge spielten sich in Ordenshäusern ab, wo nichtehelich Schwangere offenbar vor der Geburt Zuflucht suchten. In Zeugenaussagen werden mehrere Häuser in Flandern besonders hervorgehoben, etwa in Lommel oder Gent.

Familien, die auf ein Baby warteten, zahlten demnach Beträge zwischen 10.000 und 30.000 belgischen Francs, um ein Kind direkt nach der Geburt zu adoptieren.

Der Skandal hatte das flämische Parlament bereits 2015 veranlasst, sich "für die späte Reaktion der Behörden auf Berichte über Zwangsadoptionen" zu entschuldigen. Das Thema tauchte nun wieder in den Nachrichten auf, im Zuge der Einrichtung einer Sonderkommission zu Missbrauch von Minderjährigen.

Die belgischen Bischöfe sagen zu, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Suche nach leiblichen Müttern und Adoptivkindern beizutragen. Konkret geht es laut Sprecher Tommy Scholtes insbesondere darum, Kontakte herzustellen, Archivverwalter ausfindig zu machen und sie zu überzeugen, noch verfügbare Informationen bereitzustellen.

Kirche in Belgien

Belgien hatte in der jüngeren Kirchengeschichte große Bedeutung als Stätte der wissenschaftlichen Theologie und in der Mission. Nach den Missbrauchsskandalen steht zuletzt wie anderswo eher Krisenbewältigung im Zentrum. Vor allem die Universität Löwen (Leuven/Louvain) ist eine europaweit renommierte Stätte der wissenschaftlichen Theologie und speziell der Missionstheologie. Sie verlor allerdings etwas von ihrem Nimbus im flämisch-wallonischen Sprachenstreit der 1960er Jahre und durch die sprachliche und räumliche Trennung in zwei Hochschulen.

Symbolbild Kreuz im Licht / © Kanjana Kawfang (shutterstock)
Symbolbild Kreuz im Licht / © Kanjana Kawfang ( shutterstock )
Quelle:
KNA