Beim Weltklimagipfel sind die USA und China entscheidende Akteure

Showdown in Kopenhagen

Die Staatengemeinschaft bereitet sich auf einen diplomatischen Showdown vor: Von Montag an werden Delegierte aus rund 190 Ländern in Kopenhagen über ein Abkommen verhandeln, das die Welt vor der Klimakatastrophe bewahren soll. Mehr als 80 Staats- und Regierungschefs haben sich zum 15. Weltklimagipfel angekündigt, darunter US-Präsident Obama und Bundeskanzlerin Merkel. Ein Erfolg in Kopenhagen indes ist ungewiss.

Autor/in:
Stefan Fuhr
 (DR)

Für den britischen Klimaökonomen Nicholas Stern ist es "die wichtigste internationale Konferenz seit dem Zweiten Weltkrieg". Die Anforderungen haben die Wissenschaftler vom Weltklimarat formuliert: Es gilt, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu beschränken, um die schlimmsten Folgen zu verhindern. Dazu müssen Industrieländer ihren CO2-Ausstoß deutlich drosseln, auch Schwellenländer einen Beitrag im Kampf gegen die Erderwärmung leisten und Entwicklungsstaaten mit Milliarden beim Klimaschutz unterstützt werden.

Dabei kommt es vor allem auf zwei Akteure an: Die USA und China. Gemeinsam sind sie für 40 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Doch die beiden großen Wirtschaftsmächte beäugen sich misstrauisch, fürchten Wettbewerbsnachteile durch Klimaschutz. Ihre bisherigen Zugeständnisse reichen Klimaschützern und Experten zufolge noch nicht für den großen Durchbruch in Kopenhagen aus, wo ein Folgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll ausgehandelt werden soll.


Bislang erfüllen die USA die Kriterien nicht
Die Klimaziele Washingtons etwa - erst nach wachsendem internationalen Druck vor kurzem verkündet - bleiben weit hinter den Forderungen des Weltklimarats zurück. Die Forscher halten für Industrieländer eine Treibhausgas-Reduktion von 25 bis 40 Prozent bis 2020 im Vergleich zu 1990 für unbedingt notwendig. Das US-Angebot läuft dagegen auf eine Minderung um knapp vier Prozent hinaus. Die EU zum Beispiel stellt ein Ziel von 30 Prozent bis 2020 in Aussicht, Japan von 25 Prozent.

Martin Kaiser, Klimaexperte von Greenpeace, kritisiert deshalb:
"Das kann nicht Präsident Barack Obamas letztes Wort gewesen sein." Weitergehende Verpflichtungen der USA gelten jedoch als unwahrscheinlich. Denn das Weiße Haus achtet darauf, dass es für seine Klimapolitik auch innenpolitische Rückendeckung hat - damit ein neues Abkommen nicht wie einst das Kyoto-Protokoll an der Ratifizierung scheitert. Ein Klimaschutzgesetz steckt derzeit im Senat fest.
China will keine Verpflichtung
Fraglich ist, ob das Angebot der US-Regierung ausreichen wird, um die großen Schwellenländer zu internationalen Verpflichtungen im Kampf gegen den Klimawandel zu bewegen. China hat zwar angekündigt, es werde gemessen am Niveau von 2005 die Emissionen um 45 Prozent pro Einheit des Bruttoinlandsprodukts senken. Damit wird die Volksrepublik nach Schätzungen von Umweltschützern aber erst 2030 den Höhepunkt seiner CO2-Emissionen erreichen. Außerdem hat Peking angekündigt, sein Klimaziel sei ein "freiwilliger Beitrag". Damit ist offen, ob der größte Kohlendioxid-Produzent der Welt vertragliche Zusicherungen macht - genau das aber verlangen die USA.

Neben den Emissionszielen steht in Kopenhagen das Geld im
Mittelpunkt: Rund 100 Milliarden Euro jährlich benötigen nach Schätzungen die Entwicklungsländer, um sich an die Erderwärmung anzupassen und selbst Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen. Bislang haben die reichen Nationen - Hauptverursacher des Klimawandels - keine langfristigen Finanzzusagen auf den Tisch gelegt.

Afrika droht mit Austieg
Afrikanische Länder drohen deshalb damit, aus den Verhandlungen auszusteigen. Ihr Argument: Die ärmsten hundert Staaten der Welt produzieren insgesamt nur drei Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen, tragen aber die schlimmsten Folgen der Erderwärmung.

Wegen der Differenzen hat die dänische Regierung als Gastgeberin bereits einen Plan B vorgelegt: Auf der Kopenhagener Konferenz sollen zunächst die wichtigsten Eckpunkte beschlossen werden, der rechtsverbindliche Vertrag aber erst 2010. Klimaschützer sehen diesen Vorschlag mit Sorge. WWF-Klimaexpertin Regine Günther: "Bei einer unverbindlichen politischen Erklärung in Kopenhagen besteht die Gefahr, dass sie nicht umgesetzt wird und im kommenden Jahr wieder zerredet wird."