Bei Kölner Pop-Up-Hochzeiten bleibt niemand ungesegnet

Wie geht "Hochzeit to Go"?

Die evangelische Kirche in Köln bietet Pop-Up-Hochzeiten zum Beispiel in der Kirche oder unter dem Colonius an. Zielgruppe sind alle, die nicht "klassisch" heiraten wollen oder können. Pfarrer Sebastian Baer-Henney erklärt die Aktion.

Symbolbild Brautpaar mit Hochzeitsringen / © Melinda Nagy (shutterstock)
Symbolbild Brautpaar mit Hochzeitsringen / © Melinda Nagy ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Jenseits der Klischees einer klassischen Hochzeit, heißt es in der Ankündigung, hält die evangelische Kirchengemeinde in Köln an diesem Samstag von 12 bis 20 Uhr Pop-Up-Hochzeiten ab. Was bedeutet das genau?

Sebastian Baer-Henney (Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Mülheim am Rhein): Das heißt, dass wir Paaren die Möglichkeit geben wollen, sich segnen zu lassen, die das bisher gar nicht so in Betracht gezogen haben.

Es gibt ja beispielsweise Paare, die in Coronazeiten standesamtlich geheiratet haben und sich gesagt haben, irgendwann machen wir es kirchlich.

Sebastian Baer-Henney

"Es geht darum, dass die Paare einen Anspruch auf Segen haben, weil Gott die Menschen segnen möchte."

Aber es gibt auch Paare, die gar nicht kirchlich heiraten können, weil sie keinen Aufenthaltstitel haben oder weil sie sich aus irgendwelchen Gründen rechtlichen Hürden konfrontiert sehen.

Es gibt aber auch Paare, die einfach sagen: Wir wollen gar nicht den großen Rummel. Und allen diesen Paaren wollen wir heute die Möglichkeit geben, Segen zu empfangen, ihre Liebe segnen zu lassen.

DOMRADIO.DE: Es kann also jeder kommen: Verheiratete, Geschiedene, Männerpaare, Frauenpaare – ganz egal?

Baer-Henney: Absolut. Alle, die ihre Liebe segnen lassen wollen, sind herzlich willkommen. Die einzige Bedingung ist, dass sie volljährig sein müssen..

DOMRADIO.DE: Und gibt es dann auch das volle Programm? Kleider zum Ausleihen, Musik, Fotograf, ist alles da?

Baer-Henney: Wir haben das jetzt ein bisschen anders gemacht als in Berlin. Das heißt, wir haben keine Kleider zum Ausleihen, dafür haben wir das Hochzeitspicknick. Wir haben verschiedene Musiker und Musikerinnen.

Man kann sich überlegen, ob man lieber von einer Geige begleitet werden möchte oder von Chansons mit Akkordeon oder einem Liedermacher mit Gitarre oder diesem einen Lied vom ersten Date, vielleicht auch ganz klassisch auf einem Klavier in der Kirche gespielt. Das ist alles möglich.

Der Kölner Fernmeldeturm Colonius wurde 1978 erbaut und gilt als ein Wahrzeichen Kölns / © Ilari Nackel (shutterstock)
Der Kölner Fernmeldeturm Colonius wurde 1978 erbaut und gilt als ein Wahrzeichen Kölns / © Ilari Nackel ( shutterstock )

Dann haben wir fünf verschiedene Orte, an denen man sich segnen lassen kann. Wir haben die Kirche selbst für die Leute, die das mögen, aber auch Orte vor der Kirche, unter einem Baum oder mit Freunden und Freundinnen beim Picknick.

Picknickkörbe kann man bei uns zum Selbstkostenpreis kaufen. Wir haben die diskrete Trauung in der Nische hinter der Kirche im Seifenblasenregen für diejenigen, die gar keine große Bühne wollen. Wer es kölsch mag, kann unter dem Colonius heiraten.

DOMRADIO.DE: Bei einer Picknick-Hochzeit sitzen die Leute dann also auf der Decke und es gibt einen Pfarrer oder eine Pfarrerin, der oder die sich dann dazu hockt und den Segen gibt? Wie muss man sich das vorstellen?

Baer-Henney: Wir haben 30 Leute, die segnen, Pfarrerinnen und Pfarrer und Prädikantinnen und Prädikanten, und die werden eingeteilt.

Und dann kommt man mit seinen Freunden hierher und kauft sich so ein Picknick-Set oder bringt sein eigenes Picknick mit.

Dann gibt es Sekt oder alkoholfreien Sekt, man setzt sich zusammen und zur vereinbarten Zeit kommt die Person, die einen segnet.

Hochzeitspaar / © Sharomka (shutterstock)

Dann hat man schließlich eine Viertelstunde lang ein kleines Vorgespräch. Das ist bei allen Segnungen so, damit man sich kennenlernt. Die Trauung selbst dauert am Ende auch etwa eine Viertelstunde.

DOMRADIO.DE: Und das geht heute acht Stunden lang, nonstop. Wie viele Paare können denn kommen? Wie viele können Sie heute maximal trauen oder segnen?

Baer-Henney: Wir haben 100 Zeitslots eingeplant. Dafür haben sich im Vorfeld 40 Personen angemeldet. Das heißt, es ist definitiv noch Luft für Leute, die nachkommen.

Wenn es jetzt einen sehr großen Andrang gibt, werden wir auf jeden Fall länger machen. Wir wollen nicht, dass irgendjemand ungesegnet nach Hause geht.

DOMRADIO.DE: Das hört sich jetzt natürlich nach einem tollen Wochenendspaß an und soll ja auch Spaß machen. Aber so eine Pop-Up-Hochzeit, die sollte doch vielleicht auch etwas spirituell Nachhaltiges haben, oder wie sehen Sie das?

Baer-Henney: Ganz genau. Es geht auf jeden Fall darum, dass die Leute einen Segen bekommen. Ich glaube, dass Segen eine Partnerschaft vertiefen und stärken kann.

Ich glaube auch, dass man, wenn man weiß, man hat diese Verbindung segnen lassen, auch noch mal wie mit so einem Gütesiegel auf die Bezíehung schaut.

Man geht noch mal eine Ebene tiefer und weiß: Da ist jemand, der uns begleitet – diese Kraft Gottes, die ist dabei.

Sebastian Baer-Henney

"Am meisten freue ich mich darauf, Paare zu segnen, die das vielleicht noch gar nicht für sich in Betracht gezogen haben."

Und es geht uns nicht nur um das Event, sondern es geht darum, dass die Paare einen Anspruch auf Segen haben, weil Gott die Menschen segnen möchte. Das wollen wir gerne weitergeben.

Nach der Trauung kann man dann übrigens noch auf eine Hochzeitsreise gehen. Es gibt beispielsweise die Rikscha, die einen zum Aachener Weiher fährt, oder das Oldtimer-Mobil, das einen nach Hause bringt.

Man kann den Segen dann also gut verpackt mitnehmen.

DOMRADIO.DE: Worauf freuen Sie sich als Pfarrerinnen und Pfarrer und auch Ihre Kolleginnen und Kollegen denn heute am meisten?

Baer-Henney: Am meisten freue ich mich darauf, Paare zu segnen, die das vielleicht noch gar nicht für sich in Betracht gezogen haben.

Außerdem freue ich mich darüber, dass wir für die, die es nicht so klassisch mögen, relevante Arbeit leisten können.

Besonders freue ich mich aber einfach auch darauf, Segen in Köln zu verbreiten und einfach eine gute Zeit mit den Menschen und Gott zu haben.

Das Interview führte Heike Sicconi.

Die Ehe als Sakrament

Die Paare verstehen ihre Ehe als einen sakramentalen Bund – als eine ganzheitliche Lebensgemeinschaft, die in ihrer Unauflöslichkeit die unverbrüchliche Treue der göttlichen Liebe spiegelt.

Sie begreifen ihren Ehebund und ihre eheliche Treue in Verbindung mit dem – in Jesus endgültig offenbar gewordnen – Versprechen, dass Gott in der konkreten Lebenswirklichkeit präsent ist und den Menschen unbedingt treu bleiben will.

Symbolbild Ehe / © BONDART PHOTOGRAPHY (shutterstock)
Quelle:
DR