Bei Anschlägen in Uganda sterben mindestens 64 Fußballfans

Blutiges WM-Finale

Wo am Sonntagabend in der ugandischen Hauptstadt Kampala begeisterte Fußballfans dem WM-Finale entgegenfieberten, herrschte wenige Stunden später totales Chaos. Bilder zeigen schreiende Menschen, die in Panik fliehen, überall Blut - Szenen wie aus einem Bürgerkrieg.

Autor/in:
Marc Engelhardt
 (DR)

Mindestens 64 Tote hatte Ugandas Polizei bis zum Montagmittag im Restaurant "Ethiopian Village" und im "Kyadondo Rugby Club" identifiziert. Ebenso viele Menschen liegen verletzt in Krankenhäusern. "Das war eindeutig ein gezielt vorbereiteter Terroranschlag", sagt Ugandas Polizeichef Kale Kayihura.

Augenzeugen berichten, dass die Bomben vor den Großbildleinwänden und mitten in der Menge platziert waren, um möglichst viele Zuschauer zu treffen. Ob es sich zumindest in einem Fall um ein Selbstmordattentat handelte, wird derzeit noch untersucht. "Wir hatten befürchtet, dass die Schabaab so etwas planen würde", sagt Kayihura. Er ruft die Bevölkerung auf, Menschenansammlungen vorläufig zu meiden.

Somalische Islamisten
Die Schabaab ist eine Gruppe somalischer Islamisten, die Uganda im Oktober mit Attentaten gedroht hatten. Mehr als 4.000 ugandische Soldaten sind im Auftrag der Afrikanischen Union (AU) in Somalia stationiert, um die Übergangsregierung von Präsident Scharif Scheich Ahmed militärisch zu unterstützen.

Fast täglich gehen sie gegen Schabaab-Kämpfer und die mit ihnen verbündete Hizbul-Islam-Bewegung vor. Außerdem werden in Kampala derzeit 2.000 Somalier von europäischen Ausbildern trainiert, um den Kern einer somalischen Armee zu bilden. Unter den Ausbildern sind auch Bundeswehrsoldaten.

Ein Bekenntnis der Schabaab zu dem Anschlag gab es zunächst nicht. Der britische Rundfunksender BBC zitierte den Schabaab-Kommandeur Scheich Yusuf Issa aber mit den Worten, er sei glücklich über den Anschlag. "Uganda ist unser Feind - was immer schlecht für Uganda ist, macht uns glücklich." Die Schabaab-Bewegung betont zudem immer wieder ihre engen Verbindungen zu Osama bin Ladens Al-Kaida-Netzwerk, das in der Vergangenheit oft Doppelanschläge wie jetzt in Kampala verübte.

Sollten tatsächlich somalische Islamisten hinter dem Anschlag stecken, wäre es das erste Mal, dass sie soweit von ihren Stützpunkten entfernt zuschlagen. Uganda hat keine direkte Grenze mit Somalia. In der kommenden Woche soll der AU-Gipfel in Kampala stattfinden. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) wird dazu erwartet.

Zahlreiche Ausländer unter den Opfern
US-Sicherheitsbehörden hatten vor einigen Wochen wegen des Verdachts eines Terroranschlags ein Flugzeug gestoppt, das von Südsudans Hauptstadt Juba nach Kampala fliegen sollte. Mehrere Verdächtige wurden festgenommen. In ganz Ostafrika wächst die Furcht vor Gewalttaten somalischer Extremisten. Auch Burundi stellte Soldaten für Somalia und wurde bedroht. In Kenia unternahm die Polizei wegen radikaler Hassprediger Razzien unter somalischen Flüchtlingen.

Unter den Opfern der Anschläge von Kampala sind vermutlich zahlreiche Ausländer. Das "Ethiopian Village" ist ein beliebter Treffpunkt von Europäern und US-Amerikanern, die in Uganda arbeiten. Die US-Botschaft bestätigte noch in der Nacht zum Montag, dass mindestens ein Amerikaner unter den Opfern ist. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wurde ein Deutscher leicht verletzt.

Washington will gemeinsam mit den ugandischen Behörden nach den Tätern fahnden. US-Präsident Barack Obama verurteilte die Anschläge als hinterhältig und feige. Westerwelle sprach von Heimtücke und "menschenverachtender Niedertracht".