Begegnungszentrum bietet Ökologie und mehr

Grenzen überwinden im Dreiländereck

Der Ort ist wie vorherbestimmt für die Überwindung von Grenzen. Das Begegnungszentrum im Kloster Sankt Marienthal ist nur wenige Kilometer vom Dreiländereck Deutschlands, Polens und Tschechiens entfernt. Mit ihrer Entscheidung zum Aufbau des Zentrums haben sich die gegenwärtig 15 Zisterzienserinnen seit 1992 auch über die Region hinaus einen Namen gemacht.

Autor/in:
Judith Bornemann
 (DR)

Einst war die Gegend wegen dreier veralteter Kohlekraftwerke als schwarzes Dreieck berüchtigt. Dies hat sich nun mit Hilfe besonders der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geradezu ins Gegenteil verkehrt.
Sie ermöglichte den Wandel der 2.700-Einwohner-Stadt Ostritz zur "energieökologischen Modellstadt" und vor allem den Aufbau des IBZ zur einer renommierten Stätte der Umweltbildung, deren Träger eine eigens gegründete Stiftung ist.

Eine Besonderheit ist Sankt Marienthal aber nicht nur wegen des IBZ.
Als einziges unter den 80 deutschen Zisterzienserinnenklöstern besteht es ununterbrochen seit 775 Jahren und feiert dies noch bis 11. Oktober mit einem Jubiläumsjahr. Die lange Tradition brachte der Abtei auch erheblichen Grundbesitz mit derzeit 890 Hektar Forst und 300 Hektar verpachteten Feldern und Wiesen. Bereits vor 20 Jahren hatte die Landwirtschaft den Nonnen jedoch nicht mehr genug eingebracht, um die stark sanierungsbedürftigen Klostergebäude zu erhalten.

Dank des IBZ erstrahlen die barocken Fassaden nun in neuem Glanz. Und Heerscharen von Besuchern bevölkern an manchen Tagen das am Grenzfluss Neiße gelegene Areal. In zwei Dauerausstellungen "Energie-Werk-Stad(t)t" und "Ora et Labora" sowie einem historischen Schausägewerk und einer Wasserkraftanlage lernen sie umweltschonende Energiegewinnung kennen. Ein Naturlehr- und ein Weinlehrpfad sowie ein Garten der Bibelpflanzen runden die Palette an Sehenswürdigkeiten zu Umweltthemen ab. Nach Anmeldung können Gruppen auch einen Blick in die ehemalige Klosterorangerie werfen, in der Kräuterwein hergestellt wird. Insgesamt entstanden in Bäckerei, Schenke, Markt und Wäscherei sowie der Behinderteneinrichtung Pater-Kolbe-Hof des Klosters 97 Arbeitsplätze.

Investitionen von rund 12 Millionen Euro
Mittel von Bund, Land und privaten Förderern machten es möglich, dass bereits 13 der insgesamt 16 ehemaligen Wirtschaftsgebäude saniert und zu Unterkünften und Seminarräumen umgebaut wurden. Bislang belaufen sich die Investitionen auf rund 12 Millionen Euro. 20.000 Übernachtungsgäste erwartet das Zentrum in diesem Jahr.

Sein Bildungsprogramm beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Ökologie. So beteiligte sich das IBZ an einem von der EU geförderten Projekt für mehr Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Euroregion. Nun bietet es Caritas-Experten aus Deutschland, Polen und Tschechien ein Forum, Möglichkeiten verstärkter Zusammenarbeit zu sondieren. "Wir verstehen uns immer mehr als Brücke zwischen Ost und West", betont IBZ-Geschäftsführer Rainer Neumer.