Bedford-Strohm zur Flüchtlingsrettung

Keine "moralische Höchstleistung"

Bei der Seenotrettung geht es laut dem bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm nicht um "moralische Höchstleistungen". Es sei "eine Schande", wenn Menschen ertrinken, weil die zivile Seenotrettung unter Strafandrohung gestellt wird.

Libyen, Mittelmeer: Migranten in einem Schlauchboot, nachdem "Open Arms" sie gerettet hat / © Olmo Calvo (dpa)
Libyen, Mittelmeer: Migranten in einem Schlauchboot, nachdem "Open Arms" sie gerettet hat / © Olmo Calvo ( dpa )

Gottes Arme für die Menschen seien nicht deswegen offen, weil "wir unser moralisches Punktekonto auf die richtige Höhe gebracht haben", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) laut Manuskript in seiner Predigt am Pfingstmontag beim bayerischen evangelischen Kirchentag auf dem Hesselberg vor Tausenden Teilnehmern. Sie seien offen, "weil wir seine kostbaren Geschöpfe sind", betonte Bedford-Strohm.

Das Antlitz Gottes

Der Theologe erinnerte in seiner Predigt an seinen Besuch eines beschlagnahmten Seenotrettungsschiffs im italienischen Palermo am vergangenen Wochenende. "Ich habe Menschen getroffen, die von diesem Boot gerettet wurden, bevor die Rettung verboten wurde", sagte Bedford-Strohm. Er habe in die Gesichter der Geretteten geblickt und das Antlitz Gottes in ihnen gesehen: "Denn als Christen glauben wir, dass uns in dem Anderen nicht nur irgendein Mensch begegnet, sondern Gott selbst." Es sei "eine Schande", wenn Menschen ertrinken, weil die zivile Seenotrettung unter Strafandrohung gestellt wird.

Der bayerische Kirchentag ist die größte Freiluftveranstaltung der Protestanten im Freistaat. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto "Schätze des Glaubens". 1951 eröffnete der damalige Landesbischof Hans Meiser (1881-1956) auf dem rund 690 Meter hohen Berg die neu gegründete Landvolkshochschule, das heutige Evangelische Bildungszentrum (EBZ). Aus dem Fest entwickelte sich Kirchentag. Der Berg hat eine dunkle Vergangenheit: In der NS-Zeit fanden dort zwischen 1933 und 1939 die "Frankentage" mit bis zu 100.000 Zuhörern statt.


Quelle:
epd