Bedford-Strohm: Christen sollen sich in Politik einmischen

"Geht in die Parteien"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Heinrich Bedford-Strohm, ermuntert die Christen zu politischem Engagement. "Wer fromm ist, muss auch politisch sein", so der bayerische Landesbischof.

Heinrich Bedford-Strohm / © Norbert Neetz (epd)
Heinrich Bedford-Strohm / © Norbert Neetz ( epd )

Wer die Not von Menschen überwinden wolle, komme an der öffentlichen und politischen Dimension nicht vorbei, sagte er am Montagabend in Mülheim an der Ruhr beim Jahresempfang des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck. 

Deswegen müsse man sich Gedanken machen, welche Wirtschaft dem Menschen diene, statt ihn "unter Zahlen und Gewinnmaximierungen" verschwinden zu lassen. Weiter gehe es darum, allen Menschen weltweit ein Leben in Würde zu ermöglichen. Mit der Natur sei so umzugehen, dass auch künftige Generationen noch eine lebenswerte Umwelt vorfinden. Auch stelle sich die Frage, wie Konflikte zu behandeln seien, "dass nicht der vorschnelle Rückgriff auf Bomben und Gewehre" Versuche gewaltfreier Konfliktlösungen "ablöst und überlagert".

Leidenschaftliches Engagement gefordert 

An die Christen appellierte Bedford-Strohm, sich in die Politik einzumischen. "Geht in die Parteien und helft mit, dass keine kleinkarierten parteipolitischen Streitereien die politische Szene beherrschen." Vielmehr gehe es um "ehrliches und leidenschaftliches Engagement für die Grundorientierung und deren Umsetzung in der politischen Praxis", sagte der Bischof in seinem Vortrag zum Thema "Authentisch und öffentlich - Kirche auf dem Weg in die Zukunft". 

2017 sei "ein Jahr der Hoffnung für die Ökumene", so der EKD-Chef. Schon jetzt hätten die Kirchen begonnen, das Reformationsjubiläums- und Gedenkjahr als großes Christusfest gemeinsam zu feiern, hob Bedford-Strohm hervor. Ausdrücklich lobte er Overbecks Neujahrswort. 500 Jahre nach den Auseinandersetzungen der Reformation habe er die Worte des katholischen Bischofs mit «großer Freude» gelesen, so Bedford-Strohm.

"Authentisch" sein 

Wo die Christen ihre "Konfessionen lieben", wo sie "authentisch" evangelisch oder katholisch seien, müssten sie auch eine ökumenische Sehnsucht im Herzen haben. Denn da sei kein katholischer, evangelischer oder orthodoxer Jesus Christus, "sondern der eine Herr", so der Landesbischof vor rund 500 Gästen in der katholischen Akademie "Die Wolfsburg".

Zuvor hatte Essens Bischof Overbeck die Bedeutung einer theologischen Ökumene hervorgehoben. Begegnungen und andere «praktische Wege der Ökumene» seien hilfreich, um zu erkennen, was die Konfessionen verbinde, sagte er in seiner Begrüßung. «Aber wir wissen auch, dass die Ökumene des Alltags, die in vielfacher Weise vorangeschritten ist, die Ökumene in den noch nicht gelösten Fragen weiterhin braucht.»

Tiefgang 

Die Geduld des theologischen Denkens sei nicht überflüssig, wenn es um wesentliche Fragen des Kirchen- und Glaubensverständnisses gehe, sagte Overbeck an den EKD-Ratsvorsitzenden gewandt. Denn die sichtbare Einheit der sichtbaren Kirche sei mehr als eine bloße Organisationsform und brauche deshalb viel Tiefgang.


Quelle:
KNA