Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat die Anker-Einrichtung in Bamberg besucht. Er tauschte sich dort mit Flüchtlingen und Betreuern aus, wie das Bistum am Donnerstag mitteilte. Gössl versicherte, die Kirche werde sich weiter für das Recht auf Asyl starkmachen, "auch wenn wir nicht alle aufnehmen können".
Den Angaben zufolge leben in der Flüchtlingsunterkunft rund 1.500 Menschen, unter ihnen etwa 400 Kinder und Jugendliche. Die Eltern-Kind-Gruppe der Caritas könne zwölf Mädchen und Jungen betreuen, rund 30 stünden auf der Warteliste. Die Kinder werden täglich vier Stunden lang darauf vorbereitet, in eine Kindertagesstätte außerhalb der Einrichtung gehen zu können. Zudem gibt es Ausflüge, etwa in den Dom oder ins Museum. Betreuerinnen hätten aber auch von Ablehnung und Anfeindungen in der Öffentlichkeit berichtet.
Kinder leiden am stärksten unter Flucht
"Als Kirche wollen wir dazu beitragen, den Kindern eine gute Zukunft zu geben", sagte Gössl und fügte hinzu: "Es muss klar sein, dass wir in unserer Gesellschaft Menschen brauchen, die von woanders herkommen."
Der lokale Carits-Vorstand Peter Ehmann sagte, frühkindliche Bildung sei entscheidend. Deshalb sollten Familien mit Kindern bei der Umverteilung aus Erstaufnahmeeinrichtungen bevorzugt werden. Kinder auf der Flucht litten oft am stärksten darunter, ihre Wurzeln verloren zu haben, so Ehmann. Sie bräuchten professionelle Hilfe, um ihre Traumata zu bewältigen. Gössl rief dazu auf, in allen politischen Debatten immer auch das Schicksal der einzelnen Menschen zu sehen.
Unterstützung aus Kirchensteuermitteln
Die Erzdiözese Bamberg unterstützt laut Mitteilung nicht nur Geflüchtete auf ihrem Bistumsgebiet, sondern auch kirchliche Organisationen im globalen Süden und in Osteuropa. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs ist demnach die Ukraine ein Schwerpunktland. Die Zahl der Klienten von dort in der Migrationsberatung der Caritas sei von rund 500 im Jahr 2022 auf etwa 1.400 im Jahr 2024 gestiegen.
Um Kriegsfolgen zu lindern, stellte die Erzdiözese seit 2022 rund 900.000 Euro aus Kirchensteuermitteln zur Verfügung. Das Geld sei beispielsweise in Unterkünfte, Lebensmittel, Therapien für Kriegsveteranen und deren Familien, Erholungsmaßnahmen für Kinder und Wiederaufbauprojekte geflossen. Daneben seien Projekte im Libanon, in der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan unterstützt worden.