Austen freut sich über seine zusätzliche Aufgabe im Vatikan

"Anerkennung für das Bonifatiuswerk"

Zukünftig wird der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, Georg Austen, den Papst im neu errichteten Dikasterium für Evangelisierung beraten. Austen will vor allem seine Erfahrungen aus der Diaspora einbringen.

Georg Austen / © Andreas Kühlken (KNA)
Georg Austen / © Andreas Kühlken ( KNA )

DOMRADIO.DE: Zunächst herzlichen Glückwunsch. Wie haben Sie auf die Nachricht aus Rom reagiert, zukünftig den Papst beraten zu dürfen?

Monsignore Georg Austen (Generalsekretär und Geschäftsführer des Bonifatiuswerkes): Ich war zunächst überrascht, als ich eine Nachricht aus Rom bekam. Ich habe mich für diese Aufgabe in Rom nicht beworben. Wenn Sie mitgeteilt bekommen, dass Sie zum Berater vom Papst ernannt wurden, mit verschiedenen anderen Frauen und Männern aus der Weltkirche. Wie ich am Dienstag erfahren habe, sind es insgesamt 15 Berater geworden und darunter ich aus Deutschland. Das hat mich zum Einen wegen der persönlichen Wertschätzung gefreut, aber noch viel mehr hat es mich für die Arbeit des Bonifatiuswerkes gefreut. Wir sind ein Hilfswerk für den Glauben in der Diaspora, für die Glaubensweitergabe, auch für Solidarität. Ich denke, das ist auch eine Anerkennung für die Arbeit, die ich mit unserer Mitarbeiterschaft leiste.

Fahne am Hauptsitz des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, Paderborn / © Andreas Kühlken (KNA)
Fahne am Hauptsitz des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, Paderborn / © Andreas Kühlken ( KNA )

DOMRADIO.DE: Dieses Dikasterium für die Evangelisierung ist ein ziemlich wichtiges. Das wurde mit dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung zusammengelegt. Papst Franziskus selbst hat den Vorsitz übernommen. Was ist das jetzt für ein Zeichen, dass Franziskus Sie da als Berater hinzuzieht?

Austen: Wie ich das verstehe, ist ihm das Wichtigste, das Evangelium authentisch in die Welt zu tragen, weltkirchlich gesehen zu den Völkern, aber auch zu den Menschen, wo das Christentum in der Minderheit ist. Ihm ist aber der zweite Bereich ebenfalls wichtig, mit dem wir mehr zu tun haben: die Neuevangelisierung. Da erleben wir auch hier in Deutschland, gerade durch das Bonifatiuswerk, dass wir Regionen haben, wo in Deutschland 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung keiner christlichen Konfessionen angehören. Da stellt sich die Frage, wie kann ich dort durch Wort und Tat die frohe Botschaft des Evangeliums verkünden oder aus christlichem Geist die Gesellschaft gestalten. Das ist nicht nur mit Blick auf die eigene Nabelschau oder auf den eigenen "Kirchturm-Horizont" zu tun, sondern man sollte das weltweit im Blick haben. Ich glaube, das ist ihm auch ein großes Anliegen.

DOMRADIO.DE: Sie sind seit 2008 Generalsekretär und Geschäftsführer des Bonifatiuswerkes, kümmern sich viel um die Diaspora. Welche Erfahrungen können da vielleicht für dieses neue Amt hilfreich sein? 

Austen: Für mich ist vor allen Dingen wichtig zu sehen, dass unsere Kirche ganz unterschiedliche Gesichter und Mentalitäten hat. Wenn Sie beispielsweise nach Nordeuropa schauen, da handelt es sich mehr um ein Migrantenkirche. Dort finden über die Kirche viele Migranten und Flüchtlinge eine Beheimatung mit vielen unterschiedlichen Nationen und Nationalitäten.

Monsignore Georg Austen

"Wie können wir trotz eines Vertrauensverlusts den Glauben weitergeben?"

Das andere ist: Wie können wir Halt und Orientierung aus dem Glauben finden und wie können wir auch das Evangelium verständlich übersetzen? Wo können wir auch Formen finden, dass wir eine Glaubensgemeinschaft erleben? Es nützt nichts, dass ich sozusagen nur auf dem Taufschein bestätigt habe, dass ich getauft bin. Es ist viel wichtiger, zu klären, wie kann sich das auch in meinem Leben bewähren? Wie können wir authentisch - trotz Vertrauensverlust, der da ist - das nach außen weitergeben? Wie können Menschen eine lebendige Glaubensgemeinschaft erfahren? Was heißt das auch für Glaubensbindung? Ich muss auch die Inhalte des Glaubens kennen, auskunftsfähig über den Glauben sein, wenn ich mich selbst in Freiheit dafür entscheide. Da gibt es schon einige Dinge, die ich gelernt oder mitgenommen habe.

Werbeartikel des Bonifatiuswerks / © Markus Nowak (KNA)
Werbeartikel des Bonifatiuswerks / © Markus Nowak ( KNA )

Vor allen Dingen, was für mich ganz wichtig ist, dass wir in der Weltkirche trotz aller Unterschiede voneinander lernen können und eine gemeinsame Zuversicht haben. Wir sind als Weltkirche miteinander verbunden, und das macht uns stark.

DOMRADIO.DE: Was wird Ihnen in diesem neuen Amt wichtig sein? Mit welchen Erwartungen, mit welchen Ansprüchen gehen Sie an diese neue Aufgabe heran?

Austen: Ansprüche habe ich da keine. Ich habe vielleicht ein paar Erwartungen oder Wünsche. Ich weiß, ich kann als Berater die Welt nicht verändern und weiß auch, wie die Uhren ticken. Dazu bin ich viel zu sehr Realist und weiß die Dinge einzuschätzen. Aber meine Hoffnung ist schon, mit Menschen aus unterschiedlichen Kontinenten in der Weltkirche ins Gespräch zu kommen, miteinander zu sehen, was ist heute für uns die frohe Botschaft. Auch hoffe ich mit anders Denkenden oder anders Glaubenden in einen Dialog zu treten. Wo können wir miteinander auch in den Ortskirchen die Menschen stärken, sowie karitativ und sozial handeln? Was brauchen wir, um vielleicht Menschen neu zu evangelisieren, missionarisch zu wirken und das auch mit Menschen allen guten Willens in einer zerrissenen Welt und Kirche, die den Menschen heute Hoffnung gibt in all dem, wo es brennt. Das ist und bleibt unsere Aufgabe. Dieses Dikasterium ist eine Möglichkeit, dazu etwas beizutragen aus der Sicht, wie wir sie in Deutschland oder Nordeuropa haben, aus der Sicht des Bonifatiuswerkes.

DOMRADIO.DE: Was bedeutet dieses Amt nun praktisch für Sie? Werden Sie von Paderborn nach Rom ziehen? Was sind überhaupt Ihre Aufgaben, Ihre Arbeitszeiten?

Austen: Das kann ich überhaupt nicht sagen. Das eine weiß ich: Ich arbeite erst mal genauso weiter wie bisher mit unserer Mitarbeiterschaft. Ich muss nicht nach Rom umziehen. Ob und wie oft es vor Ort in Rom Treffen geben wird, wird uns mitgeteilt werden. Aber vieles ist inzwischen auch digital möglich. Ich behalte meine normale Arbeit und bin sehr dankbar, dass gesehen wird, was in der Diaspora passiert und dass das Kleine auch groß werden kann. Aber wir haben unseren Sitz in Paderborn und da bleibe ich auch. Alles andere muss sich entwickeln.

Das Interview führte Elena Hong.

Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken

Das Bonifatiuswerk wurde 1849 in Regensburg bei der dritten Generalversammlung der Katholischen Vereine Deutschlands – einem Vorläufer der heutigen Katholikentage – als „Bonifacius-Verein für die kirchliche Mission in Deutschland“ gegründet. Namensgeber ist der als Apostel der Deutschen geltende heilige Bonifatius (672/675-754).

Bonifatiuswerk / © Andreas Kühlken (KNA)
Bonifatiuswerk / © Andreas Kühlken ( KNA )
Quelle:
DR