Ausstellung über sexuelle Nötigung in der Kunst in Köln

"Susanna - Bilder einer Frau" im Wallraf-Richartz-Museum

Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln zeigt ab Freitag die weltweit erste Ausstellung über die biblische Figur der Susanna. In den Darstellungen spiegelt sich der Jahrhunderte alte künstlerische Diskurs um das Thema sexuelle Erpressung.

Susanna und die Alten von Jan Massys 1556 in der Ausstellung Susanna - Bilder einer Frau / © Guido Schiefer (epd)
Susanna und die Alten von Jan Massys 1556 in der Ausstellung Susanna - Bilder einer Frau / © Guido Schiefer ( epd )

Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln zeigt ab Freitag die weltweit erste Ausstellung über die biblische Figur der Susanna. In den Darstellungen spiegelt sich der Jahrhunderte alte künstlerische Diskurs um das Thema sexuelle Erpressung.na fasziniert Künstlerinnen und Künstler seit Jahrhunderten. Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln zeigt ab Freitag die nach eigenen Angaben weltweit erste Ausstellung, die sich mit künstlerischen Darstellungen der alttestamentarischen Geschichte beschäftigt. Dabei werde deutlich, dass sexuelle Erpressung sowie deren Aufklärung und Sanktionierung seit Jahrhunderten ein wichtiges Thema für Künstlerinnen und Künstler seien, erklärte das Kuratoren-Team Roland Krischel und Anja K. Sevcik am Mittwoch in Köln. Die Ausstellung "Susanna - Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo" präsentiert rund 90 Gemälde, Grafiken, Buchmalerei und Kunsthandwerk vom Mittelalter bis in die Gegenwart.

"Susanna - Bilder einer Frau" im Kölner Wallraf-Richartz-Museum

Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln zeigt ab dem 29. Oktober die Ausstellung "Susanna - Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo". Im Mittelpunkt der Schau stehen Darstellungen der alttestamentarischen Figur der Susanna. Die Werke zeigten, dass sexuelle Erpressung sowie deren Aufklärung und Sanktionierung seit Jahrhunderten wichtige Themen für Künstlerinnen und Künstler seien, erklärte das Kuratoren-Team Roland Krischel und Anja K. Sevcik am Mittwoch in Köln. Die Ausstellung, die bis zum 26.

Susanna und die Alten von Hendrick de Clerck um 1615 in der Ausstellung Susanna - Bilder einer Frau / © Guido Schiefer (epd)
Susanna und die Alten von Hendrick de Clerck um 1615 in der Ausstellung Susanna - Bilder einer Frau / © Guido Schiefer ( epd )

Internationale Kunstschätze

Zu sehen sind neben museumseigenen Kunst-Schätzen zahlreiche internationale Leihgaben, darunter Gemälde von Artemisia Gentileschi, Anthonis van Dyck, Rembrandt, Eugène Delacroix, Édouard Manet, Lovis Corinth und Jacopo Tintoretto. Der künstlerische Diskurs um das Thema sexuelle Nötigung wird bis in die Gegenwart fortgeschrieben, unter anderem mit Werken von Kathleen Gilje, Heike Gallmeier und Zoe Leonard.

Sexuelle Nötigung im Alten Testament

Thema ist die alttestamentarische Geschichte um die schöne Susanna, die von zwei Richtern sexuell genötigt und erpresst wird. Als sich die junge, verheiratete Frau verweigert, verleumden die beiden alten Männer sie. Am Ende klärt der Prophet Daniel das Verbrechen auf und die beiden Täter werden verurteilt. Die Ausstellung beleuchtet, wie Künstlerinnen und Künstler die Geschichte in den vergangenen 700 Jahren deuteten und verarbeiteten. Dabei stellt die Schau eine Verbindung zu aktuellen Diskussionen zum Thema sexuelle Belästigung her, etwa zur MeToo-Debatte.

Geschlechterrollen in der biblischen Geschichte

"Ziel unserer Ausstellung ist es nicht, die MeToo-Thematik zu historisieren und damit zu verharmlosen", betonte das Kuratoren-Team anlässlich der Ausstellungseröffnung. Vielmehr beleuchte die Ausstellung, wie sich Vorstellungen von Geschlechterrollen, Religion, soziale Verhältnisse, Vorurteile oder Schönheitsideale in den Darstellungen der biblischen Geschichte spiegelten. Dabei habe sich herausgestellt, dass einzelne bislang als neutral betrachtete Susanna-Darstellungen problematisch seien. So etwa die berühmte vierteilige Kupferstichserie des Renaissance-Künstlers Heinrich Aldegrever. Sie suggeriere, dass Susanna eher Täterin als Opfer sein könnte. Aus dem im 16. Jahrhundert gängigen Thema der sogenannten "Weibermacht" entwickele sich somit schon früh das Bild der "femme fatale".

Die Ausstellung, die bis zum 26. Februar 2023 zu sehen ist, präsentiert unter anderem Werke, die die Darstellung der Susanna als Vorwand für Voyeurismus nutzen. So etwa der niederländische Meister Cornelis van Haarlem, der eine sich windende, fast vollständig entblößte Susanna ins Zentrum seines Gemäldes stellte. Eine Gegenposition nimmt die feministische US-Künstlerin Zoe Leonard ein. Ihre Fotoarbeit zeigt ein anatomisches Frauen-Modell mit geöffneter Bauchdecke in abwehrender Körperhaltung.

Die Kölner Ausstellung versammelt zahlreiche Leihgaben aus internationalen Museen, darunter aus der National Gallery London, dem Pariser Musée d Orsay oder den Uffizien in Florenz. Zu sehen ist auch die älteste existierende Schriftfassung der Susanna-Geschichte. Eine weitere seltene Leihgabe ist das kostbare Lothar-Kristall aus dem neunten Jahrhundert, auf dem die Susanna-Geschichte in acht Szenen dargestellt ist.

Quelle:
epd