Ausstellung über Mord an Engelbert von Köln

Verschwörung mit Folgen

Ein tödlicher Ausritt, der bis heute Folgen für das gesamte Ruhrgebiet hat: Erzbischof Engelbert von Köln wird 1225 mit seinen Getreuen aus einem Hinterhalt angegriffen. Unfall oder kaltblütiger Mord? Eine Ausstellung in Herne geht dieser Frage nach.

Autor/in:
Julia Grimminger
 (DR)

Die Ausstellung  "AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen" des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) geht im Herner Archäologiemuseumgibt zudem ungewöhnliche Einblicke in das mittelalterliche Leben.

Objektivität kann die Ausstellung nicht versprechen. Von den Ereignissen im 13. Jahrhundert berichtet lediglich der Geschichtsschreiber Caesarius von Heisterbach, ein Kirchenmann. In seinen Aufzeichnungen liest sich das Schicksal des Erzbischofs Engelbert spannender als so manches "Tatort"-Drehbuch. Der Geistliche wird im Hohlweg bei Gevelsberg überfallen. Seine Getreuen flüchten, er selbst wird grausam ermordet. Wie konnte es dazu kommen?

Der Tod soll die gesamte Region um die Ruhr nachhaltig verändern
Zwischen dem Essener Frauenstift, dessen Vogt Graf Friedrich von Isenburg und dem Erzbischof schwelte über lange Zeit ein Konflikt. Alle drei Parteien versuchten, ihre Herrschaft auf Kosten der anderen auszubauen. So zielte der Kölner Erzbischof darauf, das Gebiet der fast 1.000 Essener Höfe zu kontrollieren. Den Adel machte er sich mit seinen Expansionsplänen zum Feind. Besonders Friedrich von Isenburg missfiel der bischöfliche Fleiß. So war auch nach dem Mord der Hauptverdächtige schnell gefunden.

Der Tod des Kölner Erzbischofs setzte nicht nur einen Prozess gegen Friedrich von Isenburg in Gang. Der gewaltsame Tod sollte die gesamte Region um die Ruhr nachhaltig verändern. So zeigt die 1,7 Millionen Euro teure Herner Ausstellung, wie sich die Region nach der "gebrochenen Kölner Dominanz" entwickelte. Lokalgrößen gelangten zu mehr Macht und lösten mit der Grundsteinlegung zahlreicher Burgen einen regelrechten Bauboom aus. Unter anderem ist in der Ausstellung ein Modell der Isenburg bei Hattingen im Maßstab 1:50 zu sehen.

Roter Faden durch die Ausstellung
Engelberts Schicksal und dessen Auswirkungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Akribisch dokumentiert sie die Verschwörung, unter deren Verdacht Friedrich gerät. Was die Schau allerdings besonders macht, ist ihr Sinn fürs Alltägliche in der Epoche. Mit Liebe zum Detail wurden Gegenstände des täglichen Gebrauchs von Steinmetzen, Patriziern und Rittern zusammengetragen. Stachelsporn und Schwert reihen sich in den bühnenartigen Themenräumen an Nägel, Meißel und Mörtelmischhaken.

Mit einem Gnadengesuch machte sich Friedrich von Isenburg seinerzeit mit seinen Brüdern, den Bischöfen von Münster und Osnabrück, nach Rom zum Papst auf. Alle drei waren mit einem Bann belegt und von ihren Ämtern suspendiert. Was nach spannendem Abenteuer klingt, entzaubert die Ausstellung eindrucksvoll. Die holprige Fahrt im ungedämpften Holzwagen auf unbefestigten Straßen oder hoch zu Ross störten nicht selten Sümpfe, Wegelagerer oder wilde Tiere. Dazu blieb das gewünschte Ziel der Rom-Pilger aus: Der Papst setzte beide Bischöfe endgültig ab. Kurze Zeit später wurde Friedrich in Köln der Prozess gemacht. Wenige Augenblicke vor seinem Tod soll er die Tat gestanden haben.

Um Engelbert entwickelte sich dagegen ein regelrechter Kult. Die Damen des Essener Frauenstifts, auf deren Seite der Bischof sich zuletzt geschlagen hatte, verehrten ihn besonders. Um 1500 ließen sie eine Reliquienbüste anfertigen. Der übergroße Kopf aus Eichenholz ist versilbert, vergoldet und mit Edelsteinen besetzt. In einer kleinen Höhle an der Brust ruhen der Knochen eines Fingers, eine Rippe und ein Stück des Schädels - von außen durch ein Guckloch einsichtbar. Auch Geschichtsschreiber Caesarius von Heisterbach bemühte sich um das Erbe des Kölner Erzbischofs. Ausführlich schilderte er 70 Wunder, für die der Verstorbene verantwortlich sein soll. Auch wenn er später als Heiliger bezeichnet wurde, heiliggesprochen wurde er nie.