Austellung über das Byzantinische Reich

New York des Mittelalters

"Die Stadt war das New York des Mittelalters." Wenn Ausstellungsmacher Falko Daim von Konstantinopel spricht, gerät er in Schwärmen. Seit 2006 hat der Archäologe die große Ausstellung über Byzanz vorbereitet, die nun in der Bonner Bundeskunsthalle zu sehen ist.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

"Byzanz lebte die Antike ungebrochen bis in das Spätmittelalter fort", so der Generaldirektor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz.  Eine Drehscheibe für Kultur, Wissenschaft und Handel sei die von Kaiser Konstantin im Jahr 330 zur Hauptstadt erhobene Metropole am Bosporus gewesen. Und sie habe antikes Erbe für die heutige Zeit bewahrt.

Bis zum 13. Juni soll sie das Byzantinische Reich und seine Hauptstadt Konstantinopel, das heutige Istanbul, in ein neues Licht rücken. "Was Byzanz Europa gegeben hat, ist unglaublich", so der Kurator. Jahrhunderte lang sei das 1453 untergegangene oströmische Reich in Westeuropa zu unrecht als Hort des Okkulten, der erstarrten Traditionen und der Grausamkeit verschrieen gewesen. Dabei ist das Erbe des Reiches im heutigen Europa sehr lebendig: in der orthodoxen Kirche, im Rechtssystem, der Architektur und der bildenden Kunst. Erst in den vergangenen Jahrzehnten entdecke die Wissenschaft den kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Reichtum der mehr als 1.000-jährigen Epoche.

Über 600 Leihgaben aus aller Welt, darunter aus dem Louvre, dem British Museum und aus den USA dokumentieren in Bonn "Pracht und Alltag" des oströmischen Reiches. Im Zentrum steht die Blütezeit von der Herrschaft Justinians I. (527-565) bis zur Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1204).

Mosaike, Ikonen und Elfenbeinschnitzereien
Die Ausstellung ist in thematische Kapitel gegliedert, die den Hauptfragen zur byzantinischen Gesellschaft und Kultur gewidmet sind: So lernen die Besucher in unterschiedlichen Räumen das kaiserliche Leben, den Kaiserkult und die Macht der Rituale kennen. Die Schauplätze Katharinenkloster (Berg Sinai) und Qal'atSim'an (Syrien) verdeutlichen die religiöse Praxis im Byzantinischen Reich, in Ephesos (Türkei) wird das Alltagsleben thematisiert, die militärische Stärke des Reiches erläutert Monemvasia (Griechenland).

Zu sehen sind berühmte Mosaike, Ikonen und Elfenbeinschnitzereien, Goldschmiedearbeiten, Reliquiengefäße und kostbare Seidenstoffe, aber auch Alltagsgegenstände wie Spielsteine oder Dokumente wie den Vertrag mit einem Flötenspieler oder das Programm eines Zirkus. Gezeigt werden auch Modelle eines Kriegsschiffes und des Hippodroms von Konstantinopel.

Die Verbindungen zu den Nachbarn schließlich werden am Beispiel der Krim erklärt. Das europäisch geprägte Byzanz hatte Verbindungen in den Nahen Osten und über die Seidenstraße bis nach China. Eine animierte historische Landkarte dokumentiert Expansion und Implosion des byzantinischen Reichs im Laufe von 1.000 Jahren. Computeranimationen und Filme laden zu Zeitreisen an unterschiedliche Schauplätze und in die blühende Metropole Konstantinopel ein.