Glaubensmagazin "Grandios" wagt den Sprung in den Markt

Aus dem Schoß der Kirche an den Kiosk

Das Bistum Regensburg zieht sich aus Kostengründen zurück, doch "Grandios" macht weiter. Das flott aufgemachte halbjährliche Magazin hat neue Finanziers gefunden und sucht jetzt seine Chance auf dem Zeitschriftenmarkt.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
Werbung der "GRANDIOS Stiftung" für das Magazin "GRANDIOS" / © Bernhard Spoettel/Grandios (KNA)
Werbung der "GRANDIOS Stiftung" für das Magazin "GRANDIOS" / © Bernhard Spoettel/Grandios ( KNA )

"Grandios" - für diesen etwas großspurig klingenden Titel wurden die Macher bisweilen belächelt. Aber das Wortspiel (spanisch für "großer Gott") löste bei vielen dann doch ein überraschtes Schmunzeln aus. Vor dreieinhalb Jahren ging das Glaubensmagazin im Bistum Regensburg als kostenlose Verteilzeitschrift an den Start. Doch auf Dauer war das aufwendig produzierte Blatt den Verantwortlichen zu teuer. Dank der Unterstützung finanzkräftiger Unternehmer kann das Team um Chefredakteur Tobias Liminski nun erst mal weitermachen.

Liminski und seine Mitstreiter haben Großes vor. Sie wollen für ihr Objekt nicht nur so viele Abos generieren, dass die Herstellungskosten gedeckt werden. Mit den angestrebten Erlösen und Spenden wollen sie "Gutes tun" und im weitesten Sinne die Bildung junger Menschen fördern. Das kann ein teurer PC für einen Lernbehinderten sein oder auch ein Babysitter für eine Mutter, die Medizin studiert.

Indes ist der Weg dorthin noch weit. Liminski sagt, bisher gibt es gerade mal 50 zahlende Kunden. Verleger wie Wolfram Weimer hätten "Grandios" bei der Vorstellung seines Konzepts jedoch ein Marktpotenzial von bis zu 25.000 Abonnenten bescheinigt. Mehr als 15.000 müssten es sein, damit die Herstellungs- und Vertriebskosten gedeckt sind, lautet die Kalkulation.

Perspektive für "Grandios" überzeugte Geldgeber

Insofern ist nicht nur Liminski optimistisch, diese Perspektive für "Grandios" überzeugte auch Geldgeber wie den rheinländischen Immobilienunternehmer Rüdiger von Stengel und einen Spross aus der Eigentümerfamilie des Pharmariesen Merck. Die Unternehmer haben für das Magazin eine Treuhandstiftung gegründet, die Gemeinnützigkeit ist beantragt.

Das Vorhaben erscheint einigermaßen ehrgeizig angesichts des seit Jahrzehnten anhaltenden Abschwungs der konfessionellen Presse.

Katholische, von Kirchensteuern unabhängige Verleger wie Herder in Freiburg oder Thiemann in Hamm sind eine rar gewordene Spezies in der Branche. "Grandios" richtete sich von Anfang an nicht an die sinkende Zahl überzeugter Kirchgänger, sondern eher an die Randständigen. Auch wer das Geschenk des Glaubens bisher nur bedingt oder gar nicht erfahren durfte, soll für die christliche Botschaft interessiert werden, und zwar vor allem die jüngere Generation bis etwa 35 Jahre.

Dazu bedienen sich die Macher peppiger Grafik und exzellenter Kontakte zu Promis in Wirtschaft, Sport und Kultur. Die frühere Biathlon-Königin Magdalena Neuner offenbarte in "Grandios", dass bei Olympia zu gewinnen ihr Lebenstraum gewesen sei. "Aber als meine Tochter auf der Welt war, war das einfach nochmal eine Stufe darüber." Und warum ihr die Taufe ihrer Kinder wichtig gewesen sei.

Media-Markt-Gründer Walter Gunz bekannte freimütig, was ihm die Eucharistie bedeutet. SPD-Urgestein Franz Müntefering erzählte, was er bei der Begleitung seiner Mutter und seiner Frau ins Sterben erlebte.

Ein existenzieller Begriff im Zentrum

Jedes Heft dreht sich um einen existenziellen Begriff wie "Freiheit" oder "Hoffnung". In der ersten Ausgabe unter der neuen Herausgeberschaft geht es um "Talent". Woher hat ein Mensch, was in ihm steckt? Zu Wort kommen der Startenor Andrea Bocelli und der Entdecker von Fußballtalenten wie Mesut Özil und Manuel Neuer, außerdem ein blinder Psychotherapeut und der Salzburger Künstler Pascal Rößler.

"Man findet solche Menschen in allen Branchen, das ist nicht schwer", sagt Liminski. Konvertiten, vom Weg abgekommene und zurückgekehrte Christen, Menschen, die irgendetwas von der Botschaft Christi verstanden und in ihr Leben integriert hätten. Erfolgreiche, die gemerkt hätten, dass Erfolg nicht alles sei.

Die Zeitlosigkeit zählt zu den Stärken des Konzepts. Sie sorgt dafür, dass die einzelnen Ausgaben auch noch lange nach ihrem Erscheinen Interesse wecken, wegen des von vielen Seiten beleuchteten Schwerpunktthemas. Immer wieder würden Hefte nachbestellt, sagt der Chefredakteur, um das Magazin im Wartebereich einer Klinik auszulegen oder einzelne Geschichten im Religionsunterricht zu behandeln.


Quelle:
KNA
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