Augsburger Rabbiner Brandt mit Hemmerle-Preis geehrt

"Wegbereiter des jüdisch-christlichen Dialogs"

Für seinen "großherzigen und unermüdlichen Einsatz für die Verständigung zwischen Juden und Christen": Der Augsburger Rabbiner Henry G. Brandt ist am Donnerstagabend mit dem Klaus-Hemmerle-Preis ausgezeichnet worden.

Büste von Klaus Hemmerle, dem ehemaligen Bischof von Aachen / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Büste von Klaus Hemmerle, dem ehemaligen Bischof von Aachen / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Der Augsburger Theologieprofessor Franz Sedlmeier würdigte Brandt bei der Preisverleihung am Donnerstagabend im Aachener Dom als "Brückenbauer im jüdisch-christlichen Dialog". Der Preis wird von der Fokolar-Bewegung vergeben.

Der 90-Jährige war unter anderem jüdischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und gehörte dem Gesprächskreis Juden-Christen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken an. Auch mit evangelischen Landeskirchen arbeitete er zusammen.

Leben und Werdegang

Brandt wurde 1927 in München geboren und emigrierte 1939 mit seiner Familie über Großbritannien nach Tel Aviv. Er studierte in Nordirland Wirtschaftswissenschaften und arbeitete für einen Automobilkonzern, bevor er sich in London am Leo Baeck College zum Rabbiner ausbilden ließ. Er war in jüdischen Gemeinden in der Schweiz und Schweden tätig und kehrte 1983 nach Deutschland zurück. "Diese Rückkehr in das Land der Täter ist wie eine ausgestreckte Hand", sagte Sedlmeier laut Redetext in seiner Laudatio.

Brandt war zwölf Jahre lang Landesrabbiner des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, anschließend beim Landesverband Westfalen-Lippe. Seit 2004 ist er Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg, außerdem betreut er als Amtsrabbiner die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld.

"Verstehen, lieben und leben"

Auch der Aachener Bischof Helmut Dieser bezeichnete Brandt als "Wegbereiter des jüdisch-christlichen Dialogs". Er habe mit seinem Einsatz dazu beigetragen, "dass wir als Christen und Juden es heute nicht mehr nötig haben, uns gegenseitig geringzuschätezn, abzuwerten, auszublenden, um das je eigene verstehen, lieben und leben zu können, sondern begonnen haben, uns als Geschwister im Glauben an den einen und einzigen Gott zu begreifen und zu lieben", sagte Dieser laut Redetext.

Der Klaus-Hemmerle-Preis erinnert an den früheren Aachener Bischof (1929-1994). Die in mehr als 180 Ländern vertretene Fokolar-Bewegung, die sich für Ökumene und den Dialog der Religionen einsetzt, vergibt die Auszeichnung alle zwei Jahre. Geehrt werden Persönlichkeiten, die als "Brückenbauer" den Dialog zwischen den Kirchen, Religionen und Weltanschauungen fördern. 2016 erhielt die Aids-Ärztin Noorjehan Abdul Majid aus Mosambik den Preis.


Rabbiner Henry G. Brandt im Mai 2014 / © Jörg Loeffke (KNA)
Rabbiner Henry G. Brandt im Mai 2014 / © Jörg Loeffke ( KNA )
Quelle:
epd